29/10/2009von 402 Views – 0 Kommentare

Wallace, David Foster: Schrecklich amüsant

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Buchcover Schrecklich amüsant
– aber in Zukunft ohne mich
Erschienen 2006 bei Goldmann Manhattan
Aus dem Amerikanischen von Marcus Ingendaay
Originalausgabe: „Shipping Out“, 1996
Inhalt:

Eine siebentägige Luxuskreuzfahrt in der Karibik kann es eine kürzere Definition für die Hölle geben? David Foster Wallace, das brillante Enfant terrible der amerikanischen Gegenwartsliteratur, hat sich für eine Woche an Bord des Luxusdampfers Zenith begeben und sich mit manischer Begeisterung darangemacht, die USA in die Einzelteile ihrer Lebensformen zu zerlegen. (Pressetext)

Kurzkritik:

Bis zur Seite 125 ist dieser Bericht so sarkastisch verfasst, dass es eine wahre Freude ist.

Werner gibt  ★★★★☆  (4 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Eine kurze Definition für die Hölle

Dieses Buch hätte ich mir nicht gekauft, wenn es nicht von David Foster Wallace wäre, von dem ich etwas lesen wollte, aber „Unendlicher Spaß“ ist mir für den Anfang zu voluminös. Das Coverfoto hat mich eher nicht angelockt und der Titel ist für mich zu reißerisch-schnoddrig, aber wegen des Autors habe ich den Klappentext gelesen und der hat mich dann doch angesprochen:

„Eine siebentägige Luxuskreuzfahrt in der Karibik – kann es eine kürzere Definition für die Hölle geben?“

Nun muss man nicht wissen, dass ich für kurze Zeit solchen Luxus „genießen“ konnte. Als ich Redakteur war, nahm ich z.B. an einer Pressereise nach Südkorea teil, wo man uns in Palasthotels unterbrachte und uns aber auch wirklich jeden Wunsch von den Augen ablas, nur damit wir positiv darüber berichten, dass eine Fluglinie jetzt auch Seoul anfliegt.

Bevormundende Bevorzugung

Mir ist die bevormundende Bevorzugung jedenfalls bald gehörig auf die Nerven gegangen, und diesem Gefühl geht Foster Wallace auch in seinem im Original „Shipping Out“ genannten Buch nach. Das Harper‘s Magazine hat ihm die Kreuzfahrt bezahlt, damit er darüber berichte, und er ließ – bis aufs Essen – kein gutes Haar an der Sache.

Foster Wallace hat sich vor allem der Atmosphäre an Bord und ihren Hintergründen gewidmet und keine billigen Scherze über seine Mitreisenden gemacht. Sonst wäre es wohl auch kein, wie Harald Schmidt auf dem Cover zitiert wird, „grandioses Buch“ geworden.

Schreiben konnte er (Foster Wallace) auch und diesen Bericht hat er so sarkastisch verfasst, dass es eine wahre Freude ist. Ein wenig merkt man dem Buch an, dass es ein um vieles ergänzter Zeitschriftenartikel ist: Die Proportionen stimmen nicht (also wie viel worüber geschrieben wird) und das letzte Kapitel (ein Tagesablauf mit möglichst vielen Vergnügungen) wirkt überhaupt, als wäre es auf den Rest draufgepfropft.

Vordergründig witzig statt hinterlistig lustig

Auf einmal wird Wallace vordergründig witzig, während er sich zuvor über das seltsame Leben an Bord hinterlistig lustig gemacht hatte.

Das macht nur insofern etwas, als es den superben Gesamteindruck trübt. Und so kann ich leider nicht in das oben genannte Harald-Schmidt-Zitat mit einstimmen. Das Buch macht dennoch Spaß – ob auf den „Unendlichen Spaß“, weiß ich noch nicht.

Von Werner Schuster

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Infos:

David Foster Wallace, geboren 1962 in Ithaca, New York, zählte zu den bedeutendsten amerikanischen Autoren seiner Generation und galt als „einer der wenigen Schriftsteller, der die Grenzen der zeitgenössischen Literatur erweitern kann“ (Don DeLillo). Er lehrte seit 2002 am Pomona College in Claremont, Kalifornien. David Foster Wallace verstarb im September 2008.

Über David Foster Wallace bei Wikipedia.

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