04/11/2010von 567 Views – 0 Kommentare

Harford, Tim: Warum Sie immer an der falschen Kasse stehen

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  • Ökonomische Antworten auf 163 Alltagsfragen
  • Broschiert
  • Erschienen 2010 bei Econ (Ullstein)
  • Aus dem Englischen von Stephan Gebauer
  • Originalausgabe: „Dear Undercover Economist“, 2009


Inhalt:

Wie komme ich zu einer Beförderung? Lohnt es sich, seine Kleidung zu bügeln? Muss guter Wein immer teuer sein? Der britische Wirtschaftsjournalist Tim Harford gibt witzig und hilfreich Antworten auf alltägliche Fragen – nicht obwohl, sondern weil er Ökonom ist. (Pressetext)

Kurzkritik:

Dies ist ein vergnügliches Buch, das man nicht auf einmal lesen kann, aber dafür ist es wohl gar nicht gedacht. „Warum Sie immer an der falschen Kasse stehen“ versammelt die Kolumnen eines – jetzt nicht gleich aufhören zu lesen – Wirtschaftsjournalisten.

Tim Harford ist einerseits das, was man sich unter so jemandem vorstellt, – und auch wieder nicht. Er sieht zwar die Welt ganz und gar durch die Brille des Wirtschaftsjournalisten (allerdings so ausschließlich, dass er beinahe wie eine Karikatur anmutet), aber sein Thema sind Alltagsthemen wie Liebeskummer und Sockenkauf.

Die Ratschläge des Undercover-Ökonomen bieten eine humorvolle Alternative zu esoterischen und sonstigen Formen der Lebensberatung.

Werner gibt  ★★★¾☆  (3,75 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Überraschend nützlich

Dies ist ein vergnügliches Buch, das man nicht auf einmal lesen kann, aber dafür ist es wohl gar nicht gedacht. „Warum Sie immer an der falschen Kasse stehen“ versammelt die Kolumnen eines – jetzt nicht gleich aufhören zu lesen – Wirtschaftsjournalisten.

Tim Harford ist einerseits das, was man sich unter so jemandem vorstellt, – und auch wieder nicht. Er sieht zwar die Welt ganz und gar durch die Brille des Wirtschaftsjournalisten (allerdings so ausschließlich, dass er beinahe wie eine Karikatur anmutet), aber sein Thema sind Alltagsthemen wie Liebeskummer und Sockenkauf.

Effiziente Regelungen für den Umgang mit dem Toilettensitz

Wohl deswegen hat er seine Kolumne in der „Financial Times“ auch „Dear Undercover Economist“ genannt. Darin beantwortet er LeserInnen-Fragen, welche in diesem Buch unter den Kapitelüberschriften „Soll ich den Orgasmus vortäuschen?“, „Wie man einen Lottogewinn gut anlegt“, „Effiziente Regelungen für den Umgang mit dem Toilettensitz“, „Wie man einen Weinsnob hinters Licht führt“ und „Betrügerische E-Mails, verschwundene Socken und die Existenz Gottes“ zusammengefasst sind.

Das liest sich dann folgendermaßen:

Lieber Undercover-Ökonom, ich lebe in Scheidung, obwohl ich verheiratet bleiben möchte. Wird mein Lebensstandard auf Dauer sinken, weil ich nach der Scheidung über ein geringeres Einkommen verfügen werde?
Lieber Gerard, mein Beileid, Ihre Lage ist tatsächlich nicht rosig. Falls es Ihnen ein Trost ist, fallen mir auf Anhieb fünf Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften in, die nützliche Hinweise zu Ihrer Frage geben können.

Milton Friedmans Forschungsergebnisse legen den Schluss nahe, „dass sie das Elend über Ihr restliches Leben verteilen sollten.“ … „Gary Becker hat die nichtmonetären Erträge der Ehe untersucht. Diese sind für Sie positiv, während sie im Fall Ihrer Frau eindeutig negativ ausfallen.“ „Die Ergebnisse von Ronald Coase deuten auf eine Möglichkeit für Verhandlungen hin: Möglicherweise sehen sie in der Ehe mehr Vorteile, als Ihre Frau Nachteile darin erkennt. Wenn das der Fall ist, könnten Sie seine Frau dafür bezahlen, mit Ihnen verheiratet zu bleiben.“

Keine Alternative

Was nun die Sache mit der falschen Kasse betrifft, so ist Harfords Antwort klarerweise prosaisch und enttäuschend. Denn: gibt es drei Warteschlangen, so „besteht eine Wahrscheinlichkeit von 2 zu 1, dass eine der beiden schneller sein wird.“ Und „selbst wenn die Warteschlangen effizient wären, wäre keine Schlange aussichtsreicher, da sich gutinformierte Kunden rasch in jener Schlange anstellen würden, die rascher abgefertigt wird.“

Ein Fragenregister wäre nicht schlecht gewesen

Vielleicht hätte es dem Buch gut getan, wenn man ein Fragenregister beigefügt hätte und sich jede/r rasch über ihre/seine dringlichen Anliegen informieren könnte. Ich hätte überhaupt eine Abfolge nach den Erscheinungsdaten der Artikel bevorzugt, weil durch die Einteilung nach den oben genannten Themen naturgemäß ähnliche Fragen hintereinander mit sich bringt, was zeitweise etwas monoton wirkt (es sei denn, das jeweilige Thema interessiert eine/n gerade brennend).

Aber im Großen und Ganzen können Harfords Ratschläge, wie er selbst behauptet, „überraschend nützlich“ sein. Sie sind selten das, was man sich erwartet hätte, doch stets plausibel und verständlich, und bieten eine humorvolle Alternative zu esoterischen Ansätzen und den übrigen Formen der Lebensberatung.

Von Werner Schuster

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Infos:

Mehr über Tom Harford bei Wikipedia (Englisch).

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