30/01/2011von 492 Views – 0 Kommentare

Leseförderung für Eltern

Spätestens seit dem PISA-Schock haben sich Deutschland, Österreich und die Schweiz die Leseförderung der Jugend auf die Fahnen geschrieben. Vielleicht sollte man bei den Eltern ansetzen.

2day, I cam bk 2 skool. I feel v O:-) BC I hv dn all my hm wrk. Now its BAU …

So endet ein Schulaufsatz über die Sommerferien einer 13-jährigen schottischen Schülerin. Ihr Lehrer verstand nur Bahnhof. Das Mädchen hatte ihren Text im SMS-Stil geschrieben, übersetzt lautet der Satz „Today I came back to school. I feel very saintly because I have done all my homework. Now it’s business as usual …”.

Das war im Jahre 2003, im Jahr der zweiten PISA-Studie, und schon damals schlug man allseits Alarm. Hatte doch die Veröffentlichung der ersten PISA-Studie 2001 einen veritablen Schock ausgelöst: Ungefähr ein Fünftel der deutschsprachigen 15-Jährigen konnte nur auf Grundschulniveau lesen!

Aufsteiger und Absteiger

Während die Schweiz bei der Leseleistung zwischen 2000 und 2009 unter 34 OECD-Staaten von Platz 17 auf Platz 11 aufgestiegen ist und Deutschland von Platz 21 auf Platz 16, hat sich Österreich von Platz 17 auf Platz 31 verschlechtert. Woran das liegt, ist schwer zu ermitteln: Alle drei Länder haben sich – und das nicht erst seit PISA – Leseförderung der Jugend auf die Fahnen geschrieben.

Lesen in Deutschland

Vielleicht sollte man bei den Eltern ansetzen. Die Studie „Lesen in Deutschland 2008“ der Stiftung Lesen brachte ans Licht, dass jeder Vierte in Deutschland niemals ein Buch liest. Von den 75 Prozent der Befragten, die überhaupt Bücher lesen, verteilte sich die Lesehäufigkeit folgendermaßen:

  • 22 Prozent lesen mehrmals die Woche,
  • 16 Prozent etwa alle zwei Wochen oder einmal im Monat,
  • 16 Prozent seltener als einmal im Monat,
  • 12 Prozent einmal in der Woche und
  • 9 Prozent täglich

In Österreich und in der Schweiz verhält es sich nicht anders. Was nützt es also, die Eltern zu ermahnen, sie sollen ihren Kindern von Anfang an vorlesen? Was nützt es, immer wieder festzustellen, dass „buchfreundliche Typen“ als Kind oft Bücher geschenkt bekommen haben und „buchabstinente“ nicht?

Leseknicks

Was nützt es schließlich, dass – in der deutschen Langzeitstudie „Lesesozialisation von Kindern in der Familie“ – 84 Prozent der Eltern erklären, dass es für die Entwicklung eines Kindes wichtig sei, dass es viel lese, wenn nur 42 Prozent dieser Eltern der Überzeugung sind, dass man Lesefreude bei Kindern beeinflussen kann? (Vielleicht haben Letztere ein Problem mit den so genannten „Leseknicks“? – Besonders zwischen dem 8. und 10. Lebensjahr sowie zwischen dem 11. und dem 13. Lebensjahr nimmt bei vielen Jugendlichen die Lust am Lesen und die Zeit, die fürs Lesen aufgewandt wird, ab.)

Best practice

Die Diskrepanz zwischen Leseförderung und eigener Lektüre zieht sich allerdings bis in die Politik hinein. Bestes Beispiel dafür ist wohl Landeshauptmann Erwin Pröll. „Sein“ Land Niederösterreich versucht seit 2008 mit der Initiative „Zeit Punkt Lesen“ „die zentrale Bedeutung des Lesens für die persönliche Entwicklung, die Entfaltung kreativer Potenziale und der Auffassungsgabe hervorzuheben“. Die Aktionen umfassen Lesefeste, ein Lesemobil, Lesetheater und die Wahl des Lieblingsbuchs der NiederösterreicherInnen.

Hoffentlich erfahren die liebe Kleinen nichts von Erwin Prölls öffentlichem Bekenntnis im Jahre 1995: „Ich habe in meinem Leben ein einziges Buch ganz gelesen.“ (Und das war Karl Mays „Der Schatz im Silbersee“.)

Werner Schuster


Quellen und weitere Infos:

Spiegel: SMS-Sprachalarm an Schulen

Studien „Lesen in Detschland“ und „Lesesozialisation in der Familie“

Initiative „Zeit Punkt Lesen“

Wikipedia: PISA-Studien und Erwin Pröll


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