29/08/2012von 512 Views – 0 Kommentare

Bei Ling: Ausgewiesen

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Cover Bei Ling Ausgewiesen
  • Erinnerungen
  • Hardcover
  • 194 Seiten
  • Erschienen 2012 bei Suhrkamp
  • Aus dem Chinesischen von Karin Betz
  • Originalausgabe 2011

Inhalt:

Im Westen hoch angesehen, im eigenen Land unerwünscht: Bei Ling – Verleger, Autor und Freund der Dissidenten Liu Xiaobo und Ai Weiwei – gibt in diesem autobiographischen Sachbuch Einblicke in die Mechanismen der chinesischen Staatsmacht, insbesondere der Zensur. Durch seine Arbeit als Verleger und Autor gerät er immer wieder ins Visier der Partei, 2000 wurde er von den chinesischen Sicherheitsbehörden verhaftet, weil er die regimekritische Literaturzeitschrift Tendenzen herausgegeben hatte; Susan Sontag und Günter Grass setzten sich erfolgreich für seine Freilassung ein.
Nicht nur im eigenen Land will man ihm den Mund verbieten – von der Frankfurter Buchmesse wurde der Exilchinese 2009 als Podiumsgast zunächst ein-, dann auf Druck der offiziellen chinesischen Delegation wieder ausgeladen. (Pressetext)

Kurzkritik:

„Meine Heimat“, schreibt Bei Ling, „ist nicht mehr China. Meine Heimat ist die chinesische Sprache.“ – „Ausgeweisen“ sei auf jeden Fall jenen empfohlen, die sich für das Leben und das Künstler-Sein in einem autoritären Staat und/oder im Exil interessieren.

Werner gibt  ★★★★☆  (4 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

„Meine Heimat ist nicht mehr China.
Meine Heimat ist die chinesische Sprache.“

Während „Pussy Riot“ gerade ein Schauprozess gemacht wurde, las ich über die politische Verfolgung und Inhaftierung von Bei Ling. Natürlich lassen sich die russsische Punk-Band und der chinesische Schriftsteller nur bedingt vergleichen. Und doch hat es bei beiden genügt, regimekritisch-künstlerisch tätig zu sein, um in Haft genommen zu werden.

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Während „Pussy Riot“ für die Kritik an Ministerpräsident Wladimir Putin und Vertretern der russisch-orthodoxen Kirche in einer Kirche zu zwei Jahren Kerker verurteilt wurden, wurde Bei Ling nach seiner Untersuchungshaft wegen der Herausgabe einer Untergrund-Literaturzeitschrift des Landes verwiesen.

Der Untergrund in China

Nun stellt man sich in Westeuropa unter Untergrund-Literatur vielleicht etwas anderes vor als in China. Dort erscheint kein Buch oder keine Zeitung, ohne eine Zensur durchlaufen zu haben. Untergrund bedeutet dort also: nicht von staatlichen Stellen genehmigt. Bei Ling hatte schon früh Kontakt zur Untergrund-Szene.

Illegal Publizieren in China

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1998 reist er in die USA und entschloss sich vorerst zu bleiben, als sich in seiner Heimat die Studentenbewegung zu formieren begann. 1992 gründete er in Boston das Literaturjournal „Tendenzen“, das in China unter der Hand verbreitet wurde. 2000 ließ er die 13. „Tendenzen“-Ausgabe in Peking drucken und wurde wegen illegaler Publikation verhaftet. Interventionen internationaler SchriftstellerkollegInnen, allen voran Susan Sontag, und der amerikanischen Regierung führten zwei Wochen darauf zu seiner Freilassung und seiner sofortigen Ausweisung aus China. Seither lebt Bei Ling im ausländischen Exil, vor allem in den Vereinigten Staaten und in Taiwan.

China in Frankfurt

Sein Buch beginnt im Jahr 2009, als er bei seinem Versuch, nach China einzureisen, am Flughafen ausgewiesen wird (– er hatte seine Eltern seit dem Jahr 2000 nicht mehr gesehen). Ein paar Monate zuvor war Bei Ling als Redner zur Frankfurt Buchmesse eingeladen, wieder ausgeladen und schließlich wieder eingeladen worden (– China war damals Gastland und hatte gegen seine Anwesenheit protestiert).

Leben in China und im Exil

Und dann erzählt Bei Ling der Reihe nach: von seiner Studentenzeit und dem literarischen Untergrund, von seinem Aufenthalt in den USA, der Gründung der Tendenzen, seiner Freundschaft zu Susan Sontag, seiner Zeit im chinesischen Gefängnis, seinem Dissidenten-Dasein und schließlich von der Gründung des unabhängigen chinesischen PEN-Klub 2001 durch ihn.

„Ausgeweisen“ sei auf jeden Fall jenen empfohlen, die sich für das Leben und das Künstler-Sein in einem autoritären Staat und/oder im Exil interessieren. „Meine Heimat“, schreibt Bei Ling, „ist nicht mehr China. Meine Heimat ist die chinesische Sprache.“

Von Werner Schuster

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Infos:

Das meinen andere (Perlentaucher-Rezensionsnotizen).

Bei Ling, geboren 1959 in Shanghai, ist Verleger, Schriftsteller, Essayist und Gründer des chinesischen P.E.N.-Clubs, zudem Biograph des Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo. Bei Ling lebt heute in den USA und Taiwan und darf chinesischen Boden nicht betreten.

Mehr über Bei Ling bei Wikipedia.

Bei Lings Lyrik zum Nachhören – im chinesischen Original vorgetragen mit deutschen und englischen Übersetzungen im Rahmen des Projekts Lyrikline.org

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Literaturmagazin Eselsohren – 

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