30/11/2007von 868 Views – 0 Kommentare

Achternbusch, Herbert: 1969

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Buchcover Achternbusch 1969Prosa
Suhrkamp
(1978)
Inhalt:

“Unverfrorener hat sich wohl selten ein Pfuscher zum Schriftsteller aufgeworfen”, meinte ein Herr Reinhold Grimm, während ein Herr Reinhard Baumgart schrieb, “hier versucht jemand das Schlichteste und letztlich Unmögliche: sich selbst, seine Erfahrungen unmittelbar zu Papier zu bringen, ohne den Umweg über den schönen Schwindel von erfundenen Geschichten oder mit dem strengen Schwindel der Selbstreflexion.” (Pressetext)

Kurzkritik:

Werner gibt  ★★★★☆  (4 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Ich schreib ja davon

Also verschwindet das allmählich: 1969 wurde einer wie Herbert Achternbusch beim Suhrkamp-Verlag veröffentlicht, 1978 gab man seine Werke sogar gesammelt heraus, zwischen 1986 und 1991 versuchte es die Bibliothek der Provinz mit einer Gesamtausgabe in vorläufig neun Bänden und jetzt bekommt man das alles nur mehr mit Mühe.

Mühe bereitet es auch, Achternbusch zu lesen. Aber wissen sollte man, was sich dieser Schriftsteller (und Autorenfilmer und Maler) in seinen Anfängen “geleistet” hat. “Unverfrorener hat sich wohl selten ein Pfuscher zum Schriftsteller aufgeworfen”, meinte ein Herr Reinhold Grimm, während ein Herr Reinhard Baumgart schrieb, “hier versucht jemand das Schlichteste und letztlich Unmögliche: sich selbst, seine Erfahrungen unmittelbar zu Papier zu bringen, ohne den Umweg über den schönen Schwindel von erfundenen Geschichten oder mit dem strengen Schwindel der Selbstreflexion”.

Zuihitsu

Ja, ungefähr so war das. 1997 bezeichnete Achternbusch (im auch nur mehr antiquarisch erhältlichen “Der letzte Schliff”) seinen Stil als „Zuihitsu“, was „dem Pinsel folgend” bedeutet und auf Schriften hinweist, die Eindrücke, Erfahrungen und Überlegungen aus spontaner Eingebung skizzenhaft zu Papier bringen.

Zum Beispiel:

Was gabs nachher eigentlich über den Film noch zu sagen, der war ja dann neben der Wirklichkeit gewesen und hatte sein Inbeschlagnehmen bekommen. Ich verwende dieses Verhalten jetzt nicht als Taktik, in die Erzählung zu schleichen, vielmehr kann es durchaus passieren, daß ich diese zutodereite. Als ich nämlich von moderner Kunst soviel verstanden hatte, daß ich mir eine eigene Manier anlegen konnte, was hatte ich nicht alles ausprobiert, heiratete ich, da ging natürlich die Kunst drauf, weil so eine Ehe der Kunst überlegen ist. Und als sich in der Ehe endlich leben hätte lassen können, kamen die Kinder, und eben mußte ich so einen Quengelmeister, der bei mir im Zimmer war, zu Bett bringen, da sollte ein Gedanke konsequent werden! … Wenn ich nie ein paar Seiten anständig zusammenbringe wie das Lektoren wollen, dann ist das die Schuld der Kinder, der Frau, der Ehe, der Kunst, denn hätte ich Kunst nicht gewollt, hätte ich nicht geheiratet usw. Und jetzt mach ich das mit den Kindern, damit ich Kunst mache? Ich schreib ja davon. (Aus “Hülle”, 1969)

Von Werner Schuster

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Derzeit nicht erhältlich.
 
Infos:

Über Herbert Achternbusch bei Wikipedia,
ein Interview, das ich 2002 mit ihm geführt habe,
seine Werkliste bei der “Bibliothek der Provinz”.

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