14/09/2007von 590 Views – 0 Kommentare

Pasolini, Pier Paolo: Freibeuterschriften

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BuchcoverStreitschriften
Aus dem Italienischen von Thomas Eisenhardt
Wagenbach 1978, 2006
(1975)
Inhalt:

Pasolinis berühmte Streitschriften sind ein Wendepunkt in der Diksussion über den ‘Fortschritt’. Sie widersprechen radikal dem common sense einer Massenkultur, die das Besondere einebnet, das Alte zerstört und die Unterschiede nivelliert. (Pressetext)

Kurzkritik:

Die “Freibeuterschriften” sind – abgesehen von der kommunistischen Diktion – überraschend aktuell geblieben, nur Mobiltelefone gab es damals halt noch nicht. Wären diese für Pasolini vielleicht  d a s  Symbol der kulturellen Vereinheitlichung gewesen?

Werner gibt  ★★★★½  (4,5 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Hedonistisch, faschistisch

Als das noch etwas bedeutete, hat ein Linker einen dem Anschein nach konservativen Standpunkt eingenommen, als er in den 70er-Jahren gegen die “Langhaarigen” und die Revolutionsträume der 68er-Generation polemisierte. Folgerichtig brachte Pier Paolo Pasolini sowohl Linke wie Rechte gegen sich auf, zumal sich seine in den “Freibeuterschriften” gesammelten Zeitungsartikel aus den Jahren 1973 bis 75 gegen den Konsumismus richteten, den Pasolini mit hedonistischem Faschismus gleichsetzte, welcher die Menschen zwingt, sich in ihrem ganzen Verhalten, ihrer Kleidung, ihren Schuhen, ihren Frisuren, ihrem Lächeln, ihren Bewegungen und ihren Gesten dem anzupassen, was sie in der Werbung sehen, und der (regionalen) Sprachverlust und ein Verhaltensmuster der falschen Toleranz (im Gegensatz zu einer “volkstümlichen Moral”) hervorbringt.

Scharfsichtig

Für mich liest sich das heute wie eine Beschreibung der 90er-Jahre. Und gerne hätte ich erfahren, was Pasoloni, der 1975 unter noch immer ungeklärten Umständen ermordet wurde, in seiner visionären Hell- und Scharfsichtigkeit zu Liberalismus und Globalisierung zu sagen gehabt hätte (– und was er noch für Filme gedreht und Bücher geschrieben hätte).

Die “Freibeuterschriften” jedenfalls sind – abgesehen von der kommunistischen Diktion – überraschend aktuell geblieben, nur Mobiltelefone gab es damals halt noch nicht. Wären diese für Pasolini vielleicht  d a s  Symbol der kulturellen Vereinheitlichung gewesen?

Von Werner Schuster

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Infos:

Pier Paolo Pasolini, geboren 1922 in Bologna, war Schriftsteller, Filmregisseur und Kritiker. Er lebte in Casarsa (Friaul), verlor wegen obszöner Handlungen in der Öffentlichkeit seine Stelle als Lehrer und zog 1950 nach Rom. Er wurde 1975 ermordet.

Über Pier Paolo Pasolini bei Wikipedia.

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