Fernández, Nona: Die Toten im trüben Wasser des Mapocho
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
|
Inhalt:
Das Telefon klingelt und nur kurze Zeit später reist Rucia ihrer großen Liebe Indio nach Santiago de Chile nach. Doch statt Indio findet sie dort nur das alte Haus ihrer Kindheit und Fausto, einen alten Historiker, der gerade seine Kinder verloren hat. Ein Labyrinth aus Erinnerungen, Geheimnissen und Lügen tut sich auf. Warum versteckt sich Indio vor ihr und was hat es mit den im Mapocho treibenden Toten auf sich? (Pressetext)
Kurzkritik:
Was in diesem Roman erzählt wird, bleibt immer in Schwebe. Aus diesem Zustand schält sich jedoch ein Bild von Lateinamerika und insbesondere von Chile hervor, das wahrhaftig anmutet. Was man über die Kolonialzeit und über die grausame und verbrecherische Herrschaft von Augusto Pinochet weiß, wird durch Fernández‘ Erzählweise mit Bildern ausstaffiert, die man nicht mehr so leicht los wird.Das mag auch damit zu tun haben, dass der Roman trotz seiner großteils schrecklichen und traurigen Themen eine beinahe schon humorvolle Leichtigkeit verströmt. Und dies mag an Fernández‘ „südamerikanischer“ Art liegen, nicht selbstverliebt, sondern mit Liebe zur Sprache und zum phantasievollen Erzählen zu schreiben.
Werner gibt (5 von 5 Eselsohren)
Und hier können Sie das Buch bestellen:
– in einer Buchhandlung in Ihrer Nähe
– bei Amazon & buch.de
Ist es wahr?
Gute Literatur braucht nicht unbedingt eine tolle Story, manchmal nicht einmal faszinierende Charaktere. Die Handlung von „Mapocho“ zum Beispiel wäre schnell erzählt. Vorgeschichte: Die Mutter hat ihre beiden Kinder nach dem Tod ihres Mannes von Chile nach Europa mitgenommen, wo sie sie wegen ihres inzestuösen Verhaltens trennte. Bei einer Autofahrt des Sohnes mit Mutter und Schwester kam es zu einem Unfall, bei dem die Mutter starb. – Geschichte: Der Sohn geht zurück nach Santiago de Chile, die Schwester reist ihm nach, kann ihn dort aber nicht finden.
Aufmerksame LeserInnen würden jetzt kommentieren: Aber das stimmt ja gar nicht! – In der Tat ist in „Die Toten im trüben Wasser des Mapocho“ nichts so, wie es scheint. Jedoch darf man nicht verraten, wie es anders (gewesen) sein könnte, weil dieser Schwebezustand – ist es wahr? Ist es nicht wahr? – einen der großen Reize dieses Romans ausmacht.
Der General als Transvestit
Neue Rezensionen
Wahrhaftige Bilder
Aktuelle Tipps & Bestseller
Das mag auch damit zu tun haben, dass der Roman trotz seiner großteils schrecklichen und traurigen Themen eine beinahe schon humorvolle Leichtigkeit verströmt. Und dies mag an Fernández‘ „südamerikanischer“ Art liegen, nicht selbstverliebt, sondern mit Liebe zur Sprache und zum phantasievollen Erzählen zu schreiben.
Für uns Zaungäste
So manches löst sich im Laufe der ausufernden Darstellung auf: Was ist mit dem Vater geschehen? Was hat es mit dem selbstmordgefährdeten Historiker auf sich, der die wahre Geschichte Chiles nicht schreiben darf? Gibt/gab es die Toten im trüben Wasser des Mapocho wirklich? Wird die Schwester ihren Bruder finden? – Doch es kommt in diesem Roman nicht so sehr darauf an, dass Rätsel aufgeklärt werden. Die Geschichten sind meiner Meinung nach dazu da, um die Vergangenheit Chiles zu beschreiben. Sie bieten eine Möglichkeit, um diese unverkrampft aufzuarbeiten, oder – für uns Zaungäste – um dem Faktenwissen eine wesentliche Dimension hinzuzufügen: So lebt(e) es sich in Lateinamerika.Von Werner Schuster
– in einer Buchhandlung in Ihrer Nähe
– bei Amazon & buch.de
Mehr bei den Eselsohren
- von: Werner
- was: AutorInnen F – Krieg im Leben – Rezensionen – Romane & Erzählungen
- wer/wie/wo: Hardcover – S-Amerika (AutorIn) – S-Amerika (Schauplatz) – Septime – unbedingt lesen
- Rezensionen (alphabetisch): Romane von A–Z –
Druckversion
1 Kommentar zu "Fernández, Nona: Die Toten im trüben Wasser des Mapocho"
Trackback | Kommentar RSS Feed
Inbound Links