Vachss, Andrew: Der Fahrer
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
Thriller
Deutsch von Georg Schmidt
Taschenbuch: Rowohlt, 2008
(“The Getaway Man”, Vintage Books, 2003)
Inhalt:
VOLLGAS!!! Eddie ist eine kleiner Gauner, der die Polizei hasst und schnelle Autos liebt. Sein Leben nimmt daher eine Wendung ins Spannende, als er J.C. begegnet. Das Superhirn einer hochprofessionellen Gang schätzt Eddies bedingungslose Loyalität ebenso wie sein Geschick am Steuer. Er heuert ihn an für einen Coup. Einen großen Coup. Alles läuft glatt – bis eine Frau dazwischenfunkt … (Pressetext)
Kurzkritik:
“Der Fahrer” ist kein Burke-Roman, sondern Vachss dürfte damit seine Zeit als Direktor eines Hochsicherheitsgefängnisses für gewalttätige Jugendliche aufgearbeitet haben. Jedenfalls schildert er das Leben eines kleinen Ganovens, der weniger ein Problem damit hat, ins Gefängnis zu gehen, als damit, wie er dort gegenüber seinen Mitgefangenen bestehen kann.
Das Buch ist gewiss spannend, aber nicht wirklich originell – es geht um den “letzten, großen Coup” und eine geschundene Femme fatale, die Eddies Loyalität ins Wanken bringt.
Werner gibt (3 von 5 Eselsohren)
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Authentisch
Seit 2002 ist kein neuer Vachss-Roman mehr auf deutsch erschienen und “Der Fahrer” ist eigentlich auch schon fünf Jahre alt, aber das wird Vachss-Fans nicht stören. Sie werden eher bedauern, dass die letzten sieben (!) Burke-Romane nicht mehr übersetzt worden sind. Aber vielleicht gibt es gar nicht mehr so viele Fans des Anwalts, der ausschließlich Kinder und Jugendliche vertritt und sich vor allem Kindesmisshandlung und sexuellen Missbrauchs von Kindern annimmt.
Für mich hat Vachss dafür ein psychohygienisches Ventil in seinen Romanen gefunden, bei denen die Gewalttätigkeit nicht weiter überraschen dürfte. Und das monströse Burke-Panoptikum mit der normalerweise praktizierten Lynchjustiz bräuchte eigentlich auch nicht zu verwundern, wenn man bedenkt, dass es Vachss tagaus, tagein mit Pädophilen und ihren Opfern zu tun hat.
Der letzte große Coup
“Der Fahrer” ist allerdings kein Burke-Roman, sondern Vachss dürfte damit seine Zeit als Direktor eines Hochsicherheitsgefängnisses für gewalttätige Jugendliche aufgearbeitet haben. Jedenfalls schildert er das Leben eines kleinen Ganovens, der weniger ein Problem damit hat, ins Gefängnis zu gehen, als damit, wie er dort gegenüber seinen Mitgefangenen bestehen kann. Eddie liebt es, Auto zu fahren, und sein sozialer Hintergrund führt unweigerlich dazu, dass er Fluchtfahrer wird. Weil er sehr loyal ist, holt ihn das Superhirn J.C. in seine Profi-Gang.
Was dann folgt, ist gewiss spannend, aber nicht wirklich originell – es geht um den “letzten, großen Coup” und eine geschundene Femme fatale, die Eddies Loyalität ins Wanken bringt. Mehr beeindruckt hat mich die das halbe Buch einnehmende Vorgeschichte, in der Vachss den Ich-Erzähler Eddie ohne Distanz beschreibt, was auf mich den Eindruck einer Art Feldstudie gemacht hat. Vachss urteilt nicht, in seiner knappen, rohen Sprache holt er uns mit dem “Fahrer” in die Welt derer, die wir in der Regel nur aus Zeitungsberichten und Romanen kennen. Bis zur Hälfte wirkt dieser Romen sehr authentisch.
Von Werner Schuster
Andrew Vachss leitete ein Hochsicherheitsgefängnis für gewalttätige Jugendliche. Er war Sozialarbeiter, Arbeitsorganisator und untersuchte als Bundesermittler die Verbreitung von Geschlechtskrankheiten. Heute ist er Anwalt in einer Privatkanzlei und vertritt ausschließlich Kinder und Jugendliche. Er ist Autor von zahlreichen Romanen, Songtexten, Lyrik, Graphic Novels und eines „Kinderbuches für Erwachsene“. Der Bestsellerautor wurde in 17 Sprachen übersetzt und u.a. mit dem deutschen Krimipreis ausgezeichnet. Er lebt und arbeitet in New York City, seiner Heimatstadt, und im pazifischen Nordwesten.
Über Andrew Vachss bei Wikipeda.
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