06/06/2011von 1.198 Views – 0 Kommentare

Yene, Fabien Didier: Bis an die Grenzen

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Buchcover Yene Grenzen

  • Chronik einer Migration
  • Hardcover
  • 224 Seiten
  • Erschienen 2011 bei Drava
  • Vom französischen Typoskript übersetzt von Beatriz Graf
  • Originalausgabe: „Migrant au pied du mur”, 2010


Inhalt:

Ein Buch von höchster Aktualität ist Fabien Didier Yenes Chronik einer Migration, wenn über die Wiedereinführung der europäischen Binnengrenzen diskutiert wird, um Flüchtlinge von der Festung Europa fernzuhalten. Geschrieben von einem direkt Betroffenen, ist es ein einzigartiges Dokument über die unmenschlichen Konsequenzen der europäischen Abschottungspolitik. (Pressetext)

Kurzkritik:

Es ist egal, welches der Bücher über afrikanische MigrantInnen man liest: es steht überall das Gleiche drin. Dieses Gleiche ist unerträglich und beschämend.

Doch was nützt es den Flüchtlingen, dass mir nun wieder bewusst ist, in der „Festung Europa“ zu leben und vergleichsweise minimale Sorgen zu haben? Wie lange wird es dauern, bis ich das wieder verdrängt habe?

Werner gibt  ★★★★½  (4,5 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Können solche Bücher etwas bewirken?

Es ist egal, welches der Bücher über afrikanische MigrantInnen man liest: es steht überall das Gleiche drin. Dieses Gleiche ist unerträglich und beschämend.

Menschen sehen sich gezwungen, ihre Heimat zu verlassen:

Auf klapprigen Lastwagen durchqueren sie zu Hunderten die Wüste, unter unvorstellbaren Entbehrungen. Immer wieder werden sie überfallen. Schlepper und korrupte Polizisten wechseln sich darin ab, den Flüchtlingen ihre letzte Habe zu nehmen: Der moderne Menschenhandel entlang der neuen großen Trecks ist auch ein brutales, hochprofitables Geschäft. Viele stranden, manche Spur verliert sich für immer. Die es schaffen, die mit letzten Mitteln die Grenzen passieren, die gefährliche Überfahrt in viel zu vollen Booten übers Meer überleben, erwarten Auffanglager, die Menschenkäfigen ähneln.

Erpressung, Hunger, Entbehrungen, Brutalität, Feindseligkeit

So wird die Reportage „Bilal“ beschrieben, so ist es Fabien Didier Yene ergangen:

In der dritten Person erzählt er von seiner Reise nach Europa, die mit dem Untergang des Dorfes beginnt, in dem er geboren wurde, und in Marokko zu einem vorläufigen Stillstand kommt. Dazwischen liegen Tschad, Nigeria, Niger, Libyen, Algerien. Dazwischen liegen vor allem jene Erfahrungen, die man lesend mit dem Erzähler teilt: die Durchquerung der Wüste, die Erpressung durch Schlepper und windige Geschäftsleute, das Leben in illegalen Ghettos, Hunger und Entbehrungen, die unbeschreibliche Brutalität von Exekutivorganen und die Feindseligkeit der Einheimischen, die ständige Angst, entdeckt oder ausgeraubt zu werden, das sukzessive Abhandenkommen aller Illusionen.

Man schaut zu, wie Menschen verdursten, verhungern und ertrinken

Während man das liest, beobachtet zum Beispiel PRO ASYL, wie „eine hochgerüstete Armada aus NATO, Verbänden der europäischen Grenzschutzagentur Frontex sowie der EU-Mitgliedsstaaten eine weitgehend lückenlose Überwachung der libyschen Seegrenzen und Häfen betreibt, jede Schiffsbewegung registriert und dennoch zuschaut, wie Menschen auf seeuntüchtigen Booten verdursten, verhungern und ertrinken“.

Was sollte geschehen, akut und langfristig?

Können solche Bücher etwas bewirken? Wer könnte etwas ändern? Was sollte geschehen, akut und langfristig? – Ich weiß es, ich weiß es nicht. Haben die Schwarzen, die an meinem Büro vorbeigehen, ähnliches durchgemacht? Haben sie hier eine Perspektive?

Was nützt es ihnen, dass mir nun wieder bewusst ist, in der „Festung Europa“ zu leben und vergleichsweise minimale Sorgen zu haben? Wie lange wird es dauern, bis ich das wieder verdrängt habe?

Von Werner Schuster

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Fabien Didier Yene, geboren in der Ortschaft Ekombitié, Kamerun. Schulabschluss mit Matura in der Hauptstadt Yaoundé. Nach seiner Auswanderung, die ihn durch zahlreiche afrikanische Länder geführt hat, lebt er heute in Marokko, wo er im März 2008 zum Obmann der Kameruner Emigranten-Gemeinschaft gewählt wurde und sich im Rahmen verschiedener Menschenrechts-Organisationen, darunter das Netzwerk Euro-afrikanisches Manifest, für die Rechte von MigrantInnen und das Recht auf Bewegungsfreiheit einsetzt.

Deutsche Website des UNHCR (Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen)

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Literaturmagazin Eselsohren – 

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