23/04/2008von 474 Views – 0 Kommentare

Beograd Gazela

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Buchcover
Reiseführer in eine Elendssiedlung

Ratgeber
Lorenz Aggermann, Eduard Freudmann, Can Gülcü
Broschiert: Drava, 2008
Inhalt:

Mit der Überführung von ethnologischer Recherche in das konkret anwendbare Medium des Reiseführers ist den Autoren Lorenz Aggermann, Eduard Freudmann und Can Gülcü eine eindrucksvolle Verbindung von wissenschaftlicher und künstlerischer Methode gelungen, welche 2007 mit dem Würdigungspreis der Akademie der bildenden Künste bedacht wurde. Im Mai 2008 wird der Reiseführer in eine Elendssieldung auch auf der bucharestbiennale 03 präsentiert werden. (Pressetext)

Kurzkritik:

Wer das Wort “Slum” hört, denkt wohl zuletzt an Europa, doch alleine rund um Belgrad soll es 150 – wenn auch kleine – Elendssiedlungen geben. Eine davon, Beograd Gazela, kann man jetzt auf ungewöhnliche Art und Weise kennen lernen.

Werner gibt  ★★★★☆  (4 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Slum-Tourismus

Wer das Wort “Slum” hört, denkt wohl zuletzt an Europa, doch alleine rund um Belgrad soll es 150 – wenn auch kleine – Elendssiedlungen geben. Eine davon, Beograd Gazela, kann man jetzt auf ungewöhnliche Art und Weise kennen lernen.

Drei Künstler haben in Gazela so etwas wie ethnologische Forschung betrieben und die Ergebnisse in typischer Reiseführer-Manier aufgearbeitet. Selbstverständlich ist dieser Slum kein Touristenziel, doch dies erlaubt die Darstellung der Elendssiedlung aus ungewöhnlicher Perspektive – für Menschen, die sich mit der Materie ohnedies auskennen (oder auszukennen glauben), und für solche, die ein Buch über Slums ansonsten wohl nicht lesen würden. Dies schafft auch einen vielleicht von weniger Vorurteilen behafteten Zugang zu den Roma, die in Gazela leben.

Weißer, privilegierter Westeuropäer

Und beinahe übersehbar läuft unter den Beschreibungen und vielen Fotos der Elendssiedlung ein schmaler Textstreifen, in dem eine – im Jänner 2007 in Wien abgehaltene – Diskussion über “Beograd Gazela” wiedergegeben ist, in welcher sich die Autoren auch der Kritik an ihrem Projekt gestellt haben. Zum Beispiel wurde dabei dessen Kunstcharakter in Frage gestellt, welcher sich auch mir nicht ganz erschließt.

Wer will, kann also Anteil nehmen an der Diskussion darüber, wie man sich dem Themenkomplex Elendssiedlung/Roma/Osteuropa als weißer, privilegierter Westeuropäer annähern kann/soll/darf. Doch auch ohne diese selbstreflexive Beigabe erlaubt das Buch einen anderen (als den gewohnten) Blick auf Slums in Europa – oder man erfährt, dass es solche gibt, wie sie entstehen (können) und wie es sich darin überleben lässt.

Von Werner Schuster

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Literaturmagazin Eselsohren – 

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