17/11/2013von 232 Views – 0 Kommentare

Rezensionsrundschau zu McEwans „Honig“

Liebe LeserInnen,

was meinen KritikerInnen in Zeitungen, Bloggs und via Social Media zu Ian McEwans „Honig“?

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Ian McEwan:
Honig
Roman
Hardcover, E-Book
448 Seiten
Diogenes Verlag, 2013
Aus dem Englischen von Werner Schmitz
Originalausgabe „Sweet Tooth“

Rezensionen: positiv (4) // mittel (4) // negativ (0)
Klappentext:

Serena Frome ist schön, klug und schließt gerade ihr Mathematik-Studium in Cambridge ab – eine ideale Rekrutin für den MI5, den britischen Inlandsgeheimdienst. Man schreibt das Jahr 1972. Der Kalte Krieg ist noch lange nicht vorbei, und auch die Sphäre der Kultur ist ein umkämpftes Schlachtfeld: Der MI5 will Schriftsteller und Intellektuelle fördern, deren politische Haltung der Staatsmacht genehm ist. Die Operation trägt den Codenamen ›Honig‹. Serena, eine leidenschaftliche Leserin, ist die perfekte Besetzung, um den literarischen Zirkel eines aufstrebenden jungen Autors zu infiltrieren. Zunächst liebt sie seine Erzählungen. Dann beginnt sie, den Mann zu lieben. Wie lange kann sie die Fiktion ihrer falschen Identität aufrechterhalten? Und nicht nur Serena lügt wie gedruckt.

Autor:

Ian McEwan, geboren 1948 in Aldershot (Hampshire), lebt in London. 1998 erhielt er für ›Amsterdam‹ den Booker-Preis und 1999 den Shakespeare-Preis der Alfred-Toepfer-Stiftung für das Gesamtwerk. Sein Roman ›Abbitte‹ wurde zum Weltbestseller und mit Keira Knightley verfilmt. Er ist Mitglied der Royal Society of Literature, der Royal Society of Arts und der American Academy of Arts and Sciences.

Dieses Buch in der Lieblingsbuchhandlung vor Ort oder hier kaufen: bei Amazon oder Thalia DE // AT // CH


Positive Rezensionen

Gefangen in der Honigfalle (Bettina Ruczynski/SZ)
Für die überzeugende literarische Qualität des Romans sind eventuelle oder tatsächliche Geheimdienst-Sirenen mit finsteren Schlapphüten im biografischen Hintergrund unerheblich. Wie der Brite sein Buch konstruiert hat, wie raffiniert und doch sensibel, wie sachlich und mit scheinbar kühlem Understatement er die Geschichte von betrogenen Betrügern erzählt und dabei immer wieder konsequent den politischen, gesellschaftlichen Zeitgeist und die Literatur jener Jahre reflektiert – das ist ganz großes Kino. Und es ist auch für Leser, die in den englischen Siebzigern ganz woanders waren, eine Offenbarung. Zudem besitzt Ian McEwan eine Qualität, die man bei seinen Kollegen mit der Lupe suchen kann und selten finden wird: Der Mann kann Sex-Szenen schreiben. Das tut er, ohne jemals peinlich, schwülstig, altmännerhaft oder pornografisch zu werden. Chapeau!
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Unterhaltsam, informativ, zurückversetzt (eBook.de-Blog)
Die Geschichte liest sich unterhaltsam, spannend, aber auch sehr informativ, entführt die Handlung den Leser doch in die siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts in ein Großbritannien, dass durch Wirtschaftskrise, Ölkrise und IRA-Terror am Abgrund steht. Ich selbst bin als Jugendlicher in dieser Zeit über mehrfach in England gewesen und fühlte mich bei der Lektüre in diese Zeit der „troubles“ und der unglaublichen Depression meiner Gastfamilie zurückversetzt.
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Hintergründig, witzig und fesselnd (Juliane Evers/Amazon)
Am verblüffendsten ist wohl, wie intensiv sich der Autor in die Lebenswelt seiner Protagonistin hineinzuversetzen versteht. Serena, inzwischen eine abgeklärte ältere Dame, erzählt wunderbar ironisch und durchaus fesselnd in der Rückschau, wie sie in die Welt des britischen Geheimdienstes hineingestolpert ist. Psychologisch bestens ausgearbeitet, dazu Sarkasmus pur – und wahnsinnig witzig. Ein großes Kompliment an den Übersetzer, der typische britische Hintergründigkeit vorzüglich ins Deutsche transportiert hat.
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Heisse Liebe, kalter Krieg (Thomas Hermann/NZZ)
Der Schluss entlockt dem romantisch gestimmten Publikum Glückstränen und erntet gleichzeitig von jenen Lesern Applaus, die narrative Verfremdung den finalen Hochzeitsglocken vorziehen. „Honig“, von Werner Schmitz schwungvoll übersetzt, ist bei aller zeitgeschichtlichen Couleur und einer mehrschichtigen Handlung vor allem ein Roman übers Lesen und die Verführungskunst der Literatur, klug und mit viel Charme erzählt.
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„Mittlere“ Rezensionen

Eine Agentin im Minirock (Gabriele von Arnim/DRadio)
Hätte er nur nicht sexy Serena zur Erzählerin gemacht. Die eher zufällig in den Geheimdienst geraten ist und dort tut, was sie am besten kann: Männer verführen. Auch ihr Zielobjekt landet alsbald in ihrem Bett. Sie ist nicht dumm aber schlicht. Und so lässt sich ausgerechnet McEwan, der in seinen besten Momenten feinschneidig sezierend die Seelen seiner Figuren bloßlegen kann, hier analytisch und sprachlich immens reduzieren.
Es war für den Autor sicher eine reizvolle Herausforderung, in den Kopf eines solchen Mädchens zu steigen und ihren Ton zu treffen. Für den Leser ist das hin und wieder eher eine Strapaze. Und doch liest man das Buch über weite Strecken gern. McEwan legt falsche Fährten, hält uns in Atem und schreibt ganz nebenbei ein erhellendes Gesellschaftsporträt Englands in den siebziger Jahren.
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Kalter Krieg, kalter Roman (Ariane Wälzer/NDR)
Alles in allem bleibt „Honig“ aber weit hinter dem zurück, was McEwan sonst geschrieben hat. Auch in seinen anderen Büchern hatte man es mit sperrigen Hauptfiguren zu tun und bisweilen anstrengend minutiösen Schilderungen von Personen und ihren Beweggründen. Was sich sonst aber auf fabelhafte Weise am Ende auflöste und dadurch zu Sinnhaftigkeit fand, ist in diesem Roman missglückt.
Trotz allem liest sich das Buch in einem Rutsch und ja, es ist auch spannend. Und das liegt allein daran, dass Ian McEwan, egal, was er schreibt, sich auf einem Niveau bewegt, an das viele andere Schriftsteller nicht heranreichen.
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Einstweilige Längen (Susanne K./Literaturschock)
Ian McEwan wäre nicht Ian McEwan, wenn er sich nicht noch einen interessanten Dreh am Ende von „Honig“ ausgedacht hätte. Diese Pointe erschwischt den Leser so eiskalt, dass er bei der letzten Seite nicht aufhört, sondern die erste Seite erneut aufschlägt und nochmals von vorne beginnt. Ein intelligentes Buch und das Ende tröstet über die einstweilige Längen hinweg.
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Das Finale unter Niveau (rwin/Amazon)
Wie bei Ian McEwan üblich, flüssig und kurzweilig geschrieben, dem Autor gelingt es, die Spannung mühelos aufrecht zu erhalten – bis zum Schluss. Hier wird dem Leser allerdings anhand von zwei Briefen der Hintergrund und die Zusammenhänge der Geschichte erklärt. Ungewöhnlich für Ian McEwan und deutlich unter seinem Niveau. Schade und etwas ärgerlich.
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