Rezensionsrundschau zu Williams‘ „Stoner“
was meinen KritikerInnen in Zeitungen, Bloggs und via Social Media zu John Williams „Stoner“?
Oder schreiben Sie doch einen Kommentar. Werner und die Eselsohren-BesucherInnen freuen sich darauf.John Williams:
Stoner
Roman
Hardcover, E-Book
352 Seiten
dtv, 2013
Übersetzt von Bernhard Robben
Originalausgabe „Stoner“,
Rezensionen: positiv (6) // mittel (2) // negativ (1)
Klappentext:
„Stoner“ ist einer der großen vergessenen Romane der amerikanischen Literatur. John Williams erzählt das Leben eines Mannes, der, als Sohn armer Farmer geboren, schließlich seine Leidenschaft für Literatur entdeckt und Professor wird – es ist die Geschichte eines genügsamen Lebens, das wenig Spuren hinterließ.Ein Roman über die Freundschaft, die Ehe, ein Campus-Roman, ein Gesellschaftsroman, schließlich ein Roman über die Arbeit. Über die harte, erbarmungslose Arbeit auf den Farmen; über die Arbeit, die einem eine zerstörerische Ehe aufbürdet, über die Mühe, in einem vergifteten Haushalt mit geduldiger Einfühlung eine Tochter großzuziehen und an der Universität oft teilnahmslosen Studenten die Literatur nahebringen zu wollen. „Stoner“ ist kein Liebesroman, aber doch und vor allem ein Roman über die Liebe: über die Liebe zur Poesie, zur Literatur, und auch über die romantische Liebe. Es ist ein Roman darüber, was es heißt, ein Mensch zu sein.
Autor:
John Williams wurde 1922 in Texas geboren. Trotz seiner Begabung brach er sein Studium ab. Widerstrebend beteiligte er sich an den Kriegsvorbereitungen der Amerikaner und wurde Mitglied des Army Air Corps. Während dieser Zeit entstand die Erstfassung seines ersten Romans, der später von einem kleinen Verlag publiziert wurde. Williams erlangte an der University of Denver seinen Master. 1954 kehrte er als Dozent an diese Universität zurück und lehrte dort bis zu seiner Emeritierung 1985. Er veröffentlichte zwei Gedichtbände und vier Romane, von denen einer mit dem National Book Award ausgezeichnet wurde.John Williams starb 1994 in Fayetteville, Arkansas.
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Positive Rezensionen
Der Held als Kippfigur (Angela Schader/NZZ)
William Stoner wird noch vor der Wende zum 20. Jahrhundert als einziges Kind eines vom Leben vorzeitig ausgelaugten Farmerpaars geboren, das dem staubigen Boden Missouris mehr schlecht als recht einen Unterhalt abringt. Der Vater vernimmt die Kunde von einem an der University of Columbia neugegründeten Landwirtschaftscollege: Dort soll William studieren, eine aus magerster Börse finanzierte Investition in eine bessere Zukunft. Was der Vater nicht weiss: William Stoner hat dort neben Naturwissenschaft und Bodenanalyse auch Anglistik als Pflichtfach zu belegen, und der zunächst stumpf und verwirrt in den Reihen hockende Bauernsohn wird sich, von einem Shakespeare-Sonett im Innersten berührt, in einer gewandelten Welt wiederfinden. Sein Blick, durch das Dichterwort jäh geschärft, nimmt die Realität neu und anders wahr, und an deren Grenzen werden dem Einsamen die Schattenrisse literarischer Figuren sichtbar; gleichermassen schlagen ihn die der Wortkunst zugrundeliegenden Regeln und Gesetzlichkeiten in ihren Bann. Allerdings wird es Jahre dauern, bis William Stoner – längst vom Studenten zum Dozenten avanciert – die Fähigkeit findet, diese tiefe Leidenschaft in die Lehre zurückzuübersetzen.
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Das Leben ein Fiasko (Claudine Borries/Leselupe)
Das Leben von Stoner, der so zuversichtlich Karriere als Literaturprofessor macht, bleibt auf lange Strecken ein Fiasko. Er ist ein Mensch, mit dem man intensiv mit fühlt. Es sind die Konkurrenten an der Universität, denen er ebenso hilflos ausgesetzt ist wie den Widrigkeiten mit seiner eigenen Frau. Dass man so intensiv an seinem Geschick und seinen Niederlagen teilnimmt, lässt darauf schließen, dass in jedem Leben zuweilen Mißerfolge und Kränkungen zu verkraften sind.
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The greatest american novel you never heard of (Tim Kreider/The New Yorker)
„Stoner“ is undeniably a great book, but I can also understand why it isn‘t a sentimental favorite in its native land. You could almost describe it as an anti-„Gatsby“. I suspect one reason „Gatsby“ is a classic is that, despite his delusions and his bad end, we all secretly think Gatsby’s pretty cool. Americans don’t really see him as an anti-hero or a tragic figure—not any more than they see the current breed of charismatic criminals on cable as villains. Gatsby’s a success story: he makes a ton of money, looks like a million bucks, owns a mansion, throws great parties, and even gets his dream girl, for a little while, at least. „Stoner“‘s protagonist is an unglamorous, hardworking academic who marries badly, is estranged from his child, drudges away in a dead-end career, dies, and is forgotten: a failure. The book is set not in the city of dreams but back in the dusty heartland. It‘s ostensibly an academic novel, a genre historically of interest exclusively to academics. Its values seem old-fashioned, prewar (which may be one reason it‘s set a generation before it was written), holding up conscientious slogging as life‘s greatest virtue and reward. And its prose, compared to Fitzgerald’s ecstatic art-nouveau lyricism, is austere, restrained, and precise; its polish is the less flashy, more enduring glow of burnished hardwood; its construction is invisibly flawless, like the kind of house they don’t know how to build anymore.
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Die tragische Figur (anuschka/Lovelybooks)
„Stoner“ vermittelt sehr überzeugend die gesellschaftlichen Gegebenheiten zwischen 1900 und den 1950ern. Sprachlich sehr ansprechend ist das Buch auch heute noch zeitgemäß und berührend und ergreift das Herz seiner Leser. Wenn Stoners Leben im großen Universum auch noch so trivial wirkt, so ist dieses Buch trotzdem ein Lesevergnügen über die „kleinen“ Existenzen dieser Welt und absolut empfehlenswert.
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Leidenschaft getragen von einem kühlen Ton (Knut Cordsen/DRadio)
Er folgt seiner Devise, “einer erdrückenden Welt ein ausdrucksloses, hartes, düsteres Gesicht zu zeigen”. Und doch ist es nicht etwa eine starre Maskenhaftigkeit, die Stoner in der Universität (an die ihn ein “verhaltener Glaube” bindet) in hohem Alter zu einer “beinahe mythischen Gestalt” werden lässt. Stoner ist ein leiser Held, ein Heros der Beharrlichkeit. Seine stille Leidenschaft gilt weiß Gott nicht nur dem Mysterium der Literatur, obwohl er für sie eine schöne Definition findet. Literatur, so heißt es in John Williams’ brillantem, psychologisch subtilen Roman, ist die “Epiphanie, durch Worte etwas zu erkennen, was sich in Worte nicht fassen ließ”.
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Fatalistisch (Sophie Weigand/Literatourismus)
John Williams schreibt mit Stoner einen Lebens- und Universitätsroman, ein Zeitzeugnis ganz ohne jeden Pathos und jede verklärende Spielerei. Williams schreibt es, wie es ist, unverblümt, ungeschminkt, manchmal fast eine Spur zu fatalistisch.
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„Mittlere“ Rezensionen
Konnte das Buch kaum aus der Hand legen (Iris T./Die Leserin)
Schon die ersten Seiten zogen mich in einen Bann, den ich kaum beschreiben kann. Es war ein Gefühl des Auf und Ab, alles zwischen gut und durchschnittlich, zwischen spannend und langweilig – dieses Gefühlchaos hatte ich bis zum Ende des Buches. Und doch konnte ich es kaum aus der Hand legen.
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Nicht voll nachvollziehbar (kopi/Lovelybooks)
Manche Themen des Romans erinnern mich an Anna Karenina, nur dass in Stoner die Gefühle der Handelnden wesentlich schlechter transportiert werden. Stoners Gefühlswelt ist dominierend und trotzdem nicht voll nachvollziehbar, die anderen Charaktere nur aus dem Blickwinkel der Hauptfigur beleuchtet. Das Buch lässt sich gut lesen, hinterlässt in mir aber ein Gefühl der Unvollständigkeit.
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Negative Rezensionen
Tiefgang gefehlt (buchfeemelanie/Lovelybooks)
Mein Fazit fällt aber eher bescheiden aus.
Das Cover ist gelungen. Die Kapitellänge völlig in Ordnung.
Gut hat mir die Beschreibung von Stoners Aufwachsen auf der Farm gefallen. Die Entbärungen (sic!) und die harte Arbeit waren gut geschrieben.
Auch die Zuneigung zu seiner Tochter war spürbar.
Er ist mir auch als Mann einfachster Verhältnisse sympathisch.
Das Verhältnis zu seiner Frau eher auf Abstand geprägt. Aber da ist er ja auch nicht unschuldig, da er sie geheiratet hat ohne sie ansatzweise zu kennen.
Edith ist aber auch eine schreckliche gefühlkalte und egoistische Frau.
Nun muss er also mit seinem (Ehe)weib leben und es ertragen.
Deshalb flüchtet er in zur Arbeit und in die Literatur.
Der Schreibstil war für mich eher gleichbleibend ohne großen Spannungsbögen nach oben oder unten
Mir hat daneben oft der Tiefgang gefehlt. Leider wurde ich auch selten wirklich zum Nachdenken angeregt. Die Sinnlichkeit war für mich leider nicht deutlich genug.
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