13/09/2010von 769 Views – 0 Kommentare

Hohler, Franz: Das Kurze. Das Einfache. Das Kindliche.

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Buchcover

  • Prosa
  • Taschenbuch (Luchterhand, 2010)


Inhalt:

Franz Hohlers kurzweilige und anregende Essays führen uns in „Das Kurze“, „Das Einfache“ und „Das Kindliche“ ein; kaum etwas kennzeichnet Franz Hohlers erfolgreiches Werk besser als diese Kategorien. Sie sind die Grundpfeiler seines Schreibens, bilden den poetischen Kosmos seines Werks. Und wir begegnen vielen seiner Geschichten und seiner Lieblingsautoren wie Georg Büchner, Daniil Charms oder Franz Kafka auf eine überraschende Weise neu. (Pressetext)

Kurzkritik:

Ist die Welt tatsächlich so einfach, wie sie sich für Franz Hohler und wie er sie uns darstellt? Kann sein, nur sind wohl die Wenigsten mit Hohlers kindlicher Weisheit gesegnet. Also brauchen wir Menschen wie ihn, die uns für eine Weile in ihre Welt mitnehmen, auf dass wir kosten von den Früchten seiner Freigeistigkeit.

Werner gibt  ★★★★☆  (4 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Kinderzuschriften

Ist die Welt tatsächlich so einfach, wie sie sich für Franz Hohler und wie er sie uns darstellt? Kann sein, nur sind wohl die Wenigsten mit Hohlers kindlicher Weisheit gesegnet. Also brauchen wir Menschen wie ihn, die uns für eine Weile in ihre Welt mitnehmen, auf dass wir kosten von den Früchten seiner Freigeistigkeit.

„Das Einfache“, schreibt er in diesem Büchlein, „ist nicht das Simple, sondern es ist das Komplexe, das sich nichts anmerken lässt“, und gibt dafür mehrere Beispiele.

Nur Uni

Zum Beispiel dieses kurze: „Zur Uni, bitte.“ – „Uni-Spital?“ fragte der Taxifahrer. – „Nein“ sagte ich aufatmend, „nur Uni.“

Oder er schreibt: „Dort, wo die theoretische Erkenntnis in Begriffen schwimmt, die sie eigentlich nicht ganz fassen kann, dort hilft die kurze Geschichte mit einem Bild aus, sie arbeitet sozusagen als Aushilfsphilosophin.“

Und zitiert eine Lesebuchgeschichte von Wolfgang Borchert: „Als der Krieg aus war, kam der Soldat nach Hause. Aber er hatte kein Brot. Da sah er einen, der hatte Brot. Den schlug er tot. – Du darfst doch keinen totschlagen, sagte der Richter. – Warum nicht, fragte der Soldat.“

Grenzübertritt

Hohler widmet sich auch (worauf ja der Titel seines Buches schon hinweist) dem Kindlichen: „Wenn sie einem Kind, das noch nicht durch die schulischen Normen verunsichert wurde, sagen, zeichne mir ein Pferd, dann wird es Ihnen ein Pferd zeichnen, die Knie mögen falsch gebogen sein, aber an der Mähne und am Schweif wird zu erkennen sein: das ist ein Pferd. Wenn Ihnen das Kind aber sagt, zeichne mir auch ein Pferd, dann werden Sie alles tun, damit Sie kein Pferd zeichnen müssen, denn sie wissen genau, wie es aussehen müsste, und Sie wissen, dass sie dieses Aussehen nicht hinkriegen. Das direkte Vertrauen in Ihre Gestaltungskraft ist Ihnen beim Grenzübertritt ins Erwachsenenleben verloren gegangen.“

Derelfteseptember

Bei Franz Hohler nicht? Nein, bei Franz Hohler nicht. Der ist erwachsen geworden und hat sich das Kindlich-Kreative bewahrt. So blickt er auch auf den Krieg in Sarajevo, auf AusländerInnen in der Schweiz, auf „Denelftenseptember“ und auf das Wort „Neger“. Oder er spricht zu jungen ÄrztInnen (aus der Sicht eines Patienten) oder zu MaturantInnen.

Letzteren liest er seine kurze Geschichte „Lernerfolg“ vor:
„,Siehst du‘, sagte die Logopädin strahlend zu ihrem 7jährigen Schüler, nachdem er erstmals und merhmals das ,sch‘ richtig ausgesprochen hatte, ,siehst du, du musst nur die Zunge etwas nach hinten nehmen, und schon geht es.‘
,Ja‘, sagte der Schüler und nickte. Und dann fügte er hinzu: ,Ich habe sie eben lieber vorne.‘“

Lieblingsbücher

Und er freut sich über eine Kinderzuschrift wie diese: „Die beiden Tschipo-Bücher sind meine Lieblingsbücher. Ich bin froh, dass Sie noch nicht gestorben sind, dann können Sie noch einen dritten Band schreiben.“

Von Werner Schuster

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Infos:

Leseprobe

Franz Hohler, geboren am 1943 in Biel, Schweiz, wuchs auf in Olten, machte 1963 in Aarau das Abitur und begann in Zürich Germanistik und Romanistik zu studieren. Der Erfolg seines ersten Soloprogramms „pizzicato“ veranlasste ihn, sein Studium nach fünf Semestern abzubrechen. Mit verschiedenen Ein-Mann-Programmen gastierte er in vielen Ländern West- und Osteuropas, in Kanada, Marokko, Tunesien u.a. Franz Hohler lebt als Kabarettist und Schriftsteller in Zürich.

Mehr über Franz Hohler bei Wikipedia,

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Literaturmagazin Eselsohren – 

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