25/11/2011von 1.141 Views – 1 Kommentar

Böhm, Andreas: Teuflische Schatten

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Buchcover
  • Sachbuch
  • Gebunden
  • 296 Seiten
  • Erschienen 2011 bei Horlemann

Inhalt:

„Teuflische Schatten“ erzählt die dramatische Geschichte zweier mutiger Frauen in Guatemala. Auf ihrer Suche nach Glück und Liebe geraten sie in den Strudel der Gewalt, die von einer der gewalttätigsten Jugendbanden dieser Welt ausgeht, der Mara Salvatrucha. (Pressetext)

Kurzkritik:

„Ein packendes Buch über Guatemala: aus der Sicht einer jungen Frau, deren Familie in die Fänge der Mara ,Salvatrucha‘ gerät.“ (Roland Bangerter)

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Besprechung:

In den Fängen der Mara „Salvatrucha“

Sandra Lopez, geboren 1982, hat ihre Lebensgeschichte dem schweizer Journalisten Andreas Bölm anvertraut. Böhm hat sie über einen längeren Zeitraum mehrmals in ihrem Heimatort Palencia, nicht weit von Guatemala Stadt, besucht und Kassettenaufnahmen gemacht.

Mit Geschwistern, Cousins und Cousinen wächst Sandra als ältestes Kind von Bernarda in einer der Hütten auf dem Grundstück der Großeltern auf. Sandras Mutter und Großmutter sind resolute Frauen, die wissen wo es lang geht. Oft fliegen auch die Fäuste, und ihre Sprache ist nichts für feine Ohren …

Der Druck der Verhältnisse

Als die Mutter neu verliebt ist, ein Mann und ein Geschwisterlein ankommen – Verhütungsmittel unbekannt – muss Sandra Platz machen, doch der Druck der Verhältnisse, Alkohol und Gewalt stehen einem bescheidenen Familienglück im Weg.

Das traditionell so wichtige Fest für ein Mädchen in Guatemala, der 15. Geburtstag, endet für Sandra in einem Fiasko. Vieles, was in diesem Lebensbericht erzählt wird, könnte man nicht erfinden.

Deli steht für Delinquent

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Wie ihre Mutter sucht auch Sandra die große Liebe und findet Tino, einen fast gleichaltrigen Jungen, mit dem Bandenspitznamen Deli – Delinquent – weil er schon früh Bekanntschaft mit dem Gefängnis gemacht hat. Sandra zieht zu ihm und landet in der Höhle des Löwen, denn der Ableger der in Guatemala berüchtigten Mara „Salvatrucha“ hat ihren Treffpunk in Palencia gleich um die Ecke. Die Bandenmitglieder lassen sich tätowieren, haben einen festen Verhaltenskodex – Drogen, Mord und Gefängnis sind inkludiert.

Sandra schwankt zwischen ihrer Liebe und der zunehmenden Einsicht in die fatale Realität. Die Ereignisse überstürzen sich. Am Schluss ist Sandras Mutter, die gegen die Mara gekämpft hat, tot. Einige Bandenmitglieder ebenfalls.

Deklassierte Jugendliche in einer zerrütteten Gesellschaft

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An diesem Buch besticht vor allem die „Innenansicht“. Was man von Guatemala oder von sozialen Milieus, wie sie in diesem Buch beschrieben sind, in etwa zu kennen glaubt, wird in großer Deutlichkeit ausgeleuchtet: wie deklassierte Jugendliche in einer zerrütteten Gesellschaft in Kriminalität und Gewalt hineinwachsen, wie evangelikale Kirchen als Zuflucht und Rettungsanker fungieren, die Unfähigkeit aber auch Machtlosigkeit staatlicher Institutionen wie Polizei und Justiz.

Von Hunger gepeinigt

Besonders beeindruckend, wie Böhm ständig durchscheinen lässt, wie determiniert durch Geld und die wirtschaftlichen Verhältnisse das Leben dieser Menschen ist. Am deutlichsten wird dies, als Sandra und ihre Kinder, von Hunger gepeinigt nach Palenica zurückkehren und es am von der Polizei besorgten Zufluchtsort nicht länger aushalten.

Der Gerichtsschreiber

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Als LeserIn möchte man oft nicht wahr haben, was geschieht, doch die Gewalt ist unerbittlich. Man möchte Bernarda zurufen, du hast recht, aber sag es Sandra doch anders, damit sie es kapiert. Dass Bernarda ihre große Liebe doch noch findet, ausgerechnet in einen Gerichtsschreiber, als Tino auf der Anklagebank sitzt, ist eine Pointe, wie sie das Leben zum Erstaunen manchmal bereithält. Und welche Kraft sie aus dieser Liebe gewinnt!

Eine der höchsten Mordraten der Welt

„Der Alptraum, das war das Leben selbst.“ In diesem Buch ist ein Mord nichts anderes als das Auslösen des Abzugs einer Pistole. Guatemala hat eine der höchsten Mordraten der Welt. Man kann kaum jemandem trauen, jede/r ein/e TäterIn sein. Welch schrecklicher Teufelskreis …

Staatsverbrechen

Dieses Buch ist auch am Puls der Zeit, insofern es die Staatsverbrechen streift, derer sich hohe guatemaltekische Regierungsfunktionäre schuldig gemacht haben, vom Minister bis zum Vizepolizeichef, die heute in Spanien, in der Schweiz und in Österreich leben und – geht es nach der UN-Ermittlungskommission gegen Straflosigkeit in Guatemala (CICIG) – vor Gericht gestellt und bestraft werden müssen.

© Roland Bangerter vom Verein „Guatemala Solidarität Österreich“

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Infos:

Mehr über Guatemala und die Mara Salvatrucha bei Wikipedia.

1 Kommentar zu "Böhm, Andreas: Teuflische Schatten"

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  1. Robert Eisenauer sagt:

    Tolles Buch, das einem unter die Haut geht! Empfehlenswert.

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