12/07/2011von 1.345 Views – 0 Kommentare

Belli, Gioconda: Bewohnte Frau

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Buchcover Belli Bewohnte Frau

  • Flexcover
  • 448 Seiten
  • Erschienen 2007 bei dtv (Jubiläumsedition 2011)
  • Aus dem nicaraguanischen Spanisch von Lutz Kliche
  • Originalausgabe: „La Mujer Habitada”, 1988


Inhalt:

Lavinia, eine attraktive junge Architektin, verliebt sich in Felipe und kommt in Kontakt mit der Widerstandsbewegung gegen das diktatorische Regime ihres Landes. Sie wird in eine Aktion verwickelt, die ihrem Leben eine dramatische Wende gibt… (Pressetext)

Kurzkritik:

Die magisch-realistischen Einschübe wirken ebenso störend wie die durch politische Ideen überfrachteten Dialoge. Spannend ist dagegen das feministische Anliegen des Romans.

Sabine gibt  ★★★½☆  (3,5 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Magischer Widerstand

In einer fiktiven, doch beklemmend realistischen südamerikanischen Militärdiktatur kommt eine junge Frau mit dem Widerstand in Kontakt – eine Mischung aus Liebesgeschichte, Diktatorenroman und magischem Realismus.

Lavinia Alarcón, nach dem Architekturstudium aus Italien zurückgekehrt, verliebt sich in ihrem Arbeitskollegen Felipe Iturbe. Anfangs vermutet sie in ihm noch einen Frauenheld, der sich bei ihr rar macht, doch als er einen angeschossenen Freund zu ihr nach Hause bringt, wird ihr klar, dass er dem politischen Untergrund angehört, der gegen die Diktatur kämpft.

Itzás Geist

Verwoben ist Lavinias Geschichte mit der der indianischen Widerstandskämpferin Itzá, die im 16. Jahrhundert lebte. Itzás Geist nimmt Lavinia unbewusst durch den Orangensaft von den Früchten aus ihrem eigenen Garten zu sich; Itzá verfolgt fortan das Geschehen, erzählt dem Leser ihre eigene Geschichte und versucht, Lavinias Gedanken und Gefühle zu lenken, um sie zur Teilnahme am Widerstand zu bewegen.

Vagheiten

Diese magisch-realistischen Einschübe wirken störend, da schon bald klar ist, welches Schicksal Itzá erlitten hat und dass sich in Lavinia gewissermaßen ihre Geschichte wiederholen soll. Ebenso stören die durch politische Ideen überfrachteten Dialoge, die dadurch künstlich wirken. Zudem versucht die Autorin, eine verallgemeinerbare Situation zu beschreiben, und bleibt deshalb in Ortsangaben und Bezeichnungen vage – so ist etwa immer wieder von „den Bergen“ die Rede und nur die fiktive Hauptstadt Faguas wird benannt. Schade ist das insofern, als dass sich der Roman offenbar auf autobiographische Erlebnisse und ein konkretes Land – Nicaragua – bezieht, durch seine Vagheiten jedoch blass wirkt.

Frauen in einer machistischen Gesellschaft

Spannend ist dagegen, abgesehen von der sich immer weiter zuspitzenden Widerstandshandlung, das feministische Anliegen des Romans: In ihren Diskussionen mit einer Freundin und in Gedanken beschäftigt sich Lavinia immer wieder damit, was es bedeutet, sich gegen die gesellschaftlichen Erwartungen von rascher Heirat und Hausfrauendasein zu stellen, und wie sich eine Frau in einer machistischen Gesellschaft behaupten kann. In dieser Hinsicht zeigt der Roman ein interessantes Zeitporträt der 1970er und wirft Fragen auf, die auch heute leider noch aktuell sind.

Von Sabine Schönfellner

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Infos:

Gioconda Belli wurde in Managua geboren. Sie studierte in Spanien und den USA. Ab 1970 beteiligte sie sich am Widerstand der Sandinistischen Befreiungsfront FSLN gegen die Somoza-Diktatur ihres Landes. Sie lebt heute in Managua und Los Angeles/USA.

Mehr über Gioconda Belli bei Wikipedia.

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