02/06/2007von 977 Views – 0 Kommentare

Jandl, Ernst: Die Bearbeitung der Mütze

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Cover Jandl MützeLyrik
Luchterhand
Kurzkritik:

Wird Ernst Jandl außer von Germanistik-StudentInnen noch gelesen? Immerhin war er einmal so etwas wie ein Dichter-Star, anders gesagt: der meistgelesene und meistgehörte Autor experimenteller Literatur im deutschsprachigen Raum. Und seine Lesungen wurden – nicht zuletzt wegen seiner prägnanten Vortragsweise – gestürmt.

Falls man an ihn erinnern muss, hier ein Buch für Einsteiger: In “die bearbeitung der mütze” sind Gedichte enthalten, die viele wohl für Jandls Stil gehalten haben: verdrehte Sprache (“von zeiten”*), witzig (“das fanatische orchester”**), manchmal obszön (“von frauen”***).

Gewiss, man findet darin auch “aktionsgedichte”, die an die früheren Lautgedichte erinnern, aber ich denke, Jandl war für etwas berühmt und beliebt, was nur einen Teil seines Schaffens ausgemacht hat. Für “wien: heldenplatz” etwa oder das immer wieder zitierte “die rache der sprache/ist das gedicht”.

Wem die “mütze” zusagt, der kann etwa bei “dingfest” und “der gelbe hund” in Ähnlichem schwelgen oder in den “stanzen” im späten, abermaligen “Anwerfen des Dichter-Motors”. Oder bei “Andere Augen” nach Jandl lyrischen Anfängen forschen. – Oder sich seiner “Hardcore”-Phase zuwenden: von “Laut und Luise” bis “flöda und der schwan”. Doch davon ein andermal.

* sein das heuten tag sein es ein scheißen tag

** der dirigent blickt nach oben/das orchester rast gegen himmel

*** nichts können sein besseren einen mann denn onaniste, der lassen/allein denen frauen ihneren stinkenden futten

Werner gibt  ★★★★½  (4,5 von 5 Eselsohren)

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Infos:

Ernst Jandl, geb. 1925 in Wien, Studium der Germanistik und Anglistik, Promotion 1950, langjährige Tätigkeit als Gymnasiallehrer, lebte in Wien. Seit 1954 Freundschaft und Zusammenarbeit mit Friederike Mayröcker. Er erhielt unzählige literarische Auszeichnungen, darunter den Peter-Huchel-Preis (1990), das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (1990), den Kleist-Preis (1993), den Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg (1995) sowie den Georg-Büchner-Preis (1984). Ernst Jandl ist im Jahr 2000 gestorben.

Über Ernst Jandl bei Wikipedia.

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