29/01/2011von 1.237 Views – 2 Kommentare

Aufbau und Eichborn wollen fusionieren

Die Verlage Aufbau und Eichborn fusionieren. Während der Vertreter der Eichborn-Hauptaktionäre verkündet, „so wie wir aufgestellt sind, haben wir keine Zukunft mehr“, meint der Eichborn-Betriebsratsvorsitzende, die Probleme des Verlags ließen sich nicht allein durch synergetische Kostenreduktion bewältigen.

(apa) – Der Berliner Aufbau Verlag und der zuletzt defizitäre Frankfurter Eichborn Verlag wollen fusionieren. Aufbau-Mehrheitsgesellschafter Matthias Koch und Ludwig Fresenius, Vertreter der Eichborn-Hauptaktionäre, unterzeichneten am 21. Jänner 2011 in Berlin eine entsprechende Absichtserklärung.

Eichborn soll nach Berlin in die künftige Aufbau-Zentrale in Kreuzberg ziehen. Auch nach einer Fusion soll das Programm der beiden Verlage strikt getrennt bleiben.

Fresenius betonte, er habe Übernahmeangebote großer Verlagshäuser abgelehnt. Er wolle Eichborns verlegerische Zukunft sichern. „Es wäre nur noch ein Türschild übrig geblieben.“ Aber ein Zusammengehen mit einem anderen Verlag sei unerlässlich. „So wie wir aufgestellt sind, haben wir keine Zukunft mehr.“ Eichborn hatte 2009 einen Verlust von 1,9 Mio. Euro ausgewiesen.

Größer unter Giganten

Der Spiegel ergänzt: Aufbau, zwischenzeitlich im Besitz des den großen Auftritt liebenden Immobilieninvestors Bernd Lunkewitz, und vor knapp drei Jahren gar insolvent, hat eine große Vergangenheit – er galt als der große Literaturverlag der DDR, genießt heute aber eher den Ruf eines Gemischtwarenladens.

Auch nach der Fusion wäre Aufbau-Eichborn eines der kleineren Unternehmen der Branche: Hinter dem Giganten Random House, unter dessen Dach unter anderem Heyne und die DVA publizieren, steht der Bertelsmann-Konzern. Rowohlt und S. Fischer gehören zu Holtzbrinck. Carlsen, Piper und Ullstein sind in Besitz der schwedischen Bonnier-Gruppe.

Zum Artikel im Spiegel.

Abbau mit Aufbau?

In der Berliner Literaturkritik war am 17. Jänner zu lesen, dass der Gründer des Eichborn Verlags, Vito von Eichborn, die geplante Fusion mit dem Berliner Aufbau Verlag pessimistisch beurteilt. „Dieser Weg führt in den Abbau“, sagte Eichborn, der den Verlag 1980 in Frankfurt gründete und 15 Jahre später verkaufte, der „Frankfurter Rundschau“. Während Aufbau von seinen Klassikern und „von Fleiß“ lebe, müsse Eichborn Ideen haben. „Aber Eichborn ist angepasst geworden und nett. Ein Eichborn-Verlag, der nicht beißt, nicht unbequem und unverschämt ist, hat keine Existenzberechtigung.“

Eichborn bezeichnete es als „falsch und blöd“, den Verlag 1995 verkauft zu haben. „Es war der größte Fehler meines Lebens.“

Zum Artikel in der Berliner Literaturkritik.

Eichborn-MitarbeiterInnen wollen nicht umziehen

Im Gespräch mit buchreport.de erklärte Eichborn-Betriebsratsvorsitzender Claus Mirlach, warum die Mehrheit der Eichborn-Mitarbeiter nicht bereit ist, nach Berlin zu ziehen. Mirlach: „Zum Image von Eichborn gehört auch seine Verwurzelung im Frankfurter Bahnhofsviertel. Den Verlag als ,Marke‘ mal eben nach Berlin zu verpflanzen ohne die Rahmenbedingungen zu nennen und Perspektiven zu entwickeln, wäre verantwortungslos. Ein Unternehmen lebt durch seine Autoren, seine Mitarbeiter und seinem Umfeld.“

Mirlach glaubt nicht, dass durch den Zusammenschluss nach etlichen Jahren der Krise die Wende geschafft werden kann: „Der Verlag hat Probleme, nicht umsonst haben wir in der Vergangenheit Verluste gemacht. Dies lässt sich nicht allein durch synergetische Kostenreduktion bewältigen.“

Zum Artikel im Buchreport.

Zum Aufbau-Verlag // Zum Eichborn-Verlag

Bücher von Aufbau und von Eichborn bei den Eselsohren.


2 Kommentare zu "Aufbau und Eichborn wollen fusionieren"

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  1. Oliver Page sagt:

    Denn weil Ludwig Fresenius seine Frau wirklich liebt hat er ihr 2005 einen kleinen Gefallen getan und den renommierten Eichborn-Verlag in Frankfurt am Main gekauft und so vor der Insolvenz gerettet. Meine Frau hat die Bucher ich habe mein Weingut. Statt die bekannte bundesdeutsche Marke Eichborn an einen groBen Medienkonzern zu verscheuern habe er sich kurzfristig fur eine gemeinsame Zukunft mit dem nicht viel groBeren Aufbau-Verlag in Berlin entschlossen..Neben Fresenius sitzt ein Mann dessen Gesicht und dessen Geschichte von ahnlicher Freundlichkeit sind. Koch sprach gar von einer Liebesheirat ..Eine Fusion von zwei Schrauben-Firmen dieser GroBenordnung Aufbau spricht von 14 Millionen Eichborn von elf Millionen Jahresumsatz ware kaum eine Meldung auf der Wirtschaftsseite wert.

  2. Felix sagt:

    Hey, ich bin mal so frech und poste mal was in deinen Blog. Sieht toll aus! Ich benutze auch seit kurzem WordPress verstehe aber noch nicht alle Funktionen. Dein Blog ist mir da immer eine gute Inspiration. Weitermachen!

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