21/02/2013von 500 Views – 0 Kommentare

Austen, Jane: Stolz und Vorurteil

Roman
Taschenbuch
640 Seiten
Erschienen 2012 bei Fischer
Aus dem Englischen von Werner Beyer
Originalausgabe: „Pride and Prejudice”, 1813

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Inhalt:

Wo die Ehe der Lebenssicherung dient, sollte von Liebe nicht die Rede sein. Ist es aber doch. In Jane Austens berühmtestem Roman begegnet die kluge und hübsche Elisabeth Bennet einem undurchsichtigen, aber ungeheuer faszinierenden Fremden – Mr. Darcy. Es folgt das Gefühlschaos, das die Liebe eben verursacht: Gesellschaftliche Erwartungen, unausgesprochene Wünsche, Stolz und Vorurteil. (Pressetext)

Kurzkritik:

„Stolz und Vorurteil“ ist eine (vor 200 Jahren geschriebene) Liebesgeschichte, die man auch heute noch verschlingt. Gern bildet man sich ein, der Ausgang sei ungewiss, um sich dann darüber freuen zu können, dass sich die beiden am Schluss doch kriegen.

Einen starken Reiz dieses Romans macht wohl aus, dass Elisabeth eine eigenständige und intelligente Frau ist (also keine „Heirate-mich!“-Naive). Und vielleicht auch die Gesprächskultur aus pointierten Andeutungen und überleitendem Small-Talk. Es ist ein Vergnügen zu lesen, wie Menschen in der Öffentlichkeit ehrlich sind, ohne dass man ihnen dies nachweisen könnte.

Werner gibt  ★★★★¾  (4,75 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Intelligenz und Schnöseltum

Einen starken Reiz dieses Romans macht wohl aus, dass Elisabeth eine eigenständige und intelligente Frau ist (also keine „Heirate-mich!“-Naive). Und vielleicht auch die Gesprächskultur aus pointierten Andeutungen und überleitendem Small-Talk. Es ist ein Vergnügen zu lesen, wie Menschen in der Öffentlichkeit ehrlich sind, ohne dass man ihnen dies nachweisen könnte.

Ich habe „Stolz und Vorurteil“ auch deshalb gelesen, weil ich mich auf die Krimi-Fortsetzung von P D James vorbereiten wollte („Der Tod kommt nach Pemberley“). Und dann habe ich mich daran erinnert, dass es von Austens Roman auch eine Horror-Adaption gibt („Stolz und Vorurteil und Zombies“), und als ich mir diese in einer Buchhandels-Kette kaufte, entspann sich an der Kassa folgender Dialog:

Ohne Zombies?

Junge Verkäuferin 1: „Stolz und Vorurteil“, das hab‘ ich in sechs Stunden ausgelesen!
Junge Verkäuferin 2: Ja, geil nicht, das mit den Zombies?
JV1: Zombies? Welche Zombies?
JV2: Na, die hier! (Zeigt auf mein Buch.)
JV1: Aber nein! Das Original! Die schöne Liebesgeschichte!!
JV2: Ohne Zombies?
Ich: Bald kommt eine Fortsetzung heraus, von P D James.
JV1: Eine Liebesgeschichte?
Ich: Nein, als Krimi.
JV2: Krimi? Krimis mag ich nicht.
JV1: Ich auch nicht. Da les ich lieber das Original nochmal.

Kriegen sie sich?

JV1 hat den Kern der Sache getroffen: „Stolz und Vorurteil“ ist eine (vor 200 Jahren geschriebene) Liebesgeschichte, die man auch heute noch verschlingt. Gern bildet man sich ein, der Ausgang sei ungewiss, um sich dann darüber freuen zu können, dass sich die beiden am Schluss doch kriegen.

Doch der Ausgang ist ja wirklich ungewiss: Wir bewegen uns in britischen Adelskreisen, die Benneths stehen rangmäßig weit unter den Darcys, Elisabeths Familie genießt ja nun wahrlich kein Renommee (Geldprobleme, einfältige Mutter, „unmögliche“ Schwestern), Darcy gebärdet sich als abgehobener Schnösel, – und Elisabeth mag ihn gar nicht.

Tunichtgut

Sie ist anfangs vielmehr von Mr. Wickham angetan. Dass der ein Tunichtgut ist, muss sie ausgerechnet von Darcy erfahren. Und – sie glaubt ihm, obwohl er verhindert hat, dass ihre Schwester Jane seinen Freund Mr. Bingley heiratet.

Denn, und gerade das lässt diesen Roman nicht altbacken wirken, Elisabeth ist eine eigenständige und intelligente Frau (also keine „Heirate-mich!“-Naive), deren Scham über ihre falschen Vorurteile gegenüber Darcy auf mich beinahe größer wirkt als ihre Zuneigung zu ihm.

Reich und schön

Und Darcys Stolz ist einerseits der Grund dafür, dass ihn niemand mag, der ihn nur oberflächlich kennt, andererseits lässt er ihn aber auch über Standesschranken hinwegsehen.

Ansonsten spielt der Roman in jenem „Reich und schön“-Milieu, das man an Liebesgeschichten halt immer mag. Wenn man es sich allerdings genauer besieht, geht Austens Beschreibung dieses Milieus über Klischees kaum hinaus. Was erfährt man denn wirklich darüber, wie der britische Adel vor 200 Jahren gelebt hat?

Verborgen ehrlich

Jedenfalls machen für mich gerade die Dialoge einen besonderes Reiz dieses Romans aus. Diese Gesprächskultur aus pointierten Andeutungen und überleitendem Small-Talk ist uns verloren gegangen, d.h. eigentlich ist nur der Small-talk übrig geblieben. Das mag man nun bedauern oder nicht, für verlogen halten oder nicht, aber es ist ein Vergnügen zu lesen, wie Menschen in der Öffentlichkeit ehrlich sind, ohne dass man ihnen dies nachweisen könnte.

Und so teile ich das Urteil der oben erwähnten jungen Verkäuferin, bin aber dennoch sehr interessiert zu erfahren, wie man in diese schöne Geschichte Zombies einbauen kann, ohne sie zu zerstören, und was für eine Fortsetzung P D James geschrieben hat. Denn ein weiteres Klischee besagt doch, dass es seinen guten Grund hat, dass Liebesromane mit der Hochzeit enden.

Von Werner Schuster

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Infos:

Jane Austen wurde 1775 in Steventon (Hampshire) geboren. Mit sieben Geschwistern wuchs sie im Pfarrhaus von Steventon auf, zu Hause unterrichtet von ihrem Vater, der ihre literarischen Neigungen förderte. Sie blieb unverheiratet und teilte ihr zurückgezogenes Leben mit ihrer Mutter und Schwester Cassandra bis zu ihrem frühen Tod im Jahre 1817 in Winchester.

Mehr über Jane Austen bei Wikipedia.

P D James‘ „Der Tod kommt nach Pemberley“ ist (ab 1. März) erhältlich: in einer Buchhandlung in Ihrer Nähe bestellen, oder bei Amazon & buch.de

Seth Grahame-Smith „Stolz und Vorurteil und Zombies“ ist erhältlich: in einer Buchhandlung in Ihrer Nähe bestellen, oder bei Amazon & buch.de

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