02/01/2013von 257 Views – 0 Kommentare

02/01/13: Das kann scheitern, muss aber nicht

07.30 Uhr

Ich weiß nicht, wie ich das „verkaufen“ „soll“, aber vielleicht muss ich‘s gar nicht verkaufen. Vielleicht merkt man ja nicht mal, dass sich was den den Eselsohren verändert hat.

Jedenfalls hab ich mir vor fünf Jahren oder so gedacht, dass hier jeden Tag ein neuer Beitrag erscheinen muss, damit die Eselsohren (überhaupt und vermehrt) wahrgenommen werden. Die Inhalte haben sich mit der Zeit immer wieder verändert, aber das Prinzip ist geblieben: jeden Tag was Neues.

Das hat aber nun dazu geführt, das ich vor lauter „Befüllen“ nicht mehr zu dem komme, was ich eigentlich machen will: Zum einen (gute) Bücher zu lesen, zum anderen ein Literaturmagazin aufzubauen, also interessante Neuigkeiten für LeserInnen aufzuarbeiten, also „enhanced“ News & Storys zu schreiben.

Was ich aber tue, sind Bestsellerlisten und dergleichen zu erstellen – und darauf zu schauen, dass drei Rezensionen pro Woche erscheinen. Nun hab ich vor ein paar Monaten den denkwürdigen Satz geschrieben, dass ich manche dicke Bücher, die mich interessieren, nicht lese, weil sich dann die ominösen drei Besprechungen nicht ausgehen. – Und erst vor kurzem bin ich draufgekommen, dass das außer blöd doch eigentlich ein Schwachsinn ist.

Was mir dazu einfällt, ist, den Output zu reduzieren. Also nicht: ich brauch am Montag eine Rezension (und muss dazu noch dieses oder jenes Buch „fertig“ lesen), sondern: ich schreib eine, wenn ich mit diesem oder jenem Buch tatsächlich vorerst fertig bin. Und ich lass die Bestsellerlisten und dergleichen sein.

Im Prinzip gefällt mir diese Vorgehensweise, aber, wie gesagt, ich weiß nicht, wie ich sie „verkaufen“ soll. Ich kann ja nicht so tun wie etwa die Herausgeber des österreichischen „Mailer“ vor ein paar Jahren, die aus einem Heft einen A4-Folder gemacht haben und allen ernstes dazugeschrieben haben: Dafür ist das jetzt mehr und besser.

Und es stimmt ja auch nicht, dass ich hier weniger machen will, sondern etwas Anderes und wirklich Besseres. Nur wird das fürs Erste niemand bemerken.

Soll ich einfach so tun, als wäre nichts, und darauf hoffen, dass es eh nicht auffällt? Oder groß ankündigen: in einem Monat oder so wird alles besser geworden sein? Oder alles so lassen, wie es ist, bloß weil ich nicht weiß, wie ich einen Prozess der Veränderung vermitteln könnte?

Ich denke, ich werde es mit Ehrlichkeit probieren. Das dürfte ich zwar keinem Marketing-Experten erzählen (wir müssen ja alles positiv und aktiv und überhaupt –iv vermitteln), und schon gar nicht darf man ja heutzutage mit etwas Unfertigem an die Öffentlichkeit.

Nun, wenn ich hier Autos verkaufen würde, wäre das wohl etwas anderes. Aber nachdem der Werbung eh niemand mehr glaubt, wäre es vielleicht einmal erfrischend, wenn man den Leuten nicht sagen würde: das ist besser als alles andere, sondern: das ist so gut, wie wir derzeit können.

Diese ständige Anmaßung (und Überforderung), dass alles perfekt und wunderschön sein muss! Hab gerade Schlingensiefs „Ich weiß, ich war‘s“ gelesen, und darin geht es unter anderem auch darum. Dass die Menschen nichts mehr ausprobieren, weil alles immer schon fertig sein muss.

Nun denn, vielleicht ist das ein brauchbarer Ansatz: Ich probiere an den Eselsohren rum in der Hoffnung, dass sie besser werden. Das kann scheitern, muss aber nicht. Aber vielleicht bin ich dann selbst damit zufriedener. Oder immer noch nicht. Dann werd ich was anderes versuchen.

Und vielleicht ist das sogar interessanter zu lesen als dieses vorgeblich Perfekte, das uns (Print-)Medien verkaufen. Dieses „Wir kennen uns aus und erzählen dir das, weil du dich ja nicht auskennst“.

Also: Ich kenne mich ein bisschen aus, und wenn du Lust hast, kannst du mich auf meiner „Forschungs“-Reise begleiten. Und ich möchte hier endlich wieder „forschen“ oder „reisen“.



22.50 Uhr

Das ist ja irgendwie witzig. Ein geheimes Vorbild meiner Literatur-Show eselsohren jenseits ist ja Christoph Schlingensief, und ich hab da eine Erinnerung, die sich jetzt als falsch herausgestellt hat.

In dieser Erinnerung ist Thomas Gottschalk zu Gast (bei Schlingensief) und Schlingensief hält die oberflächliche Professionalität von Gottschalk nicht aus und geht ab. Gottschalk sitzt dann gelackmeiert da, während Schlingensief in der Garderobe sitzt und stöhnt, „ich halt das nicht aus!“.

Aber Gottschalk war nie in der Show „Talk 2000“, sondern Harald Schmidt, und Schlingensief ist rausgegangen, weil Ingrid Steeger eine Woche zu früh gekommen war und beim Portier stand. Und Schmidt ist zwar irritiert, aber nicht aus der Fassung gebracht.

Und der Punkt ist: Mir ist meine falsche Erinnerung lieber als das, was wirklich passiert ist. Ohne der falschen Erinnerung funktioniert mein Show-Verständnis nicht so recht.

Meine Lösung des Problems: Ich tue so, als wäre meine falsche Erinnerung richtig: Gottschalk war bei Schlingensief und war diesem zu professionell.

See you on January 14 at Tanzcafé Jenseits. Ohne Gottschalk, ohne Schmidt.

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Literaturmagazin Eselsohren – 

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