06/06/2012von 1.685 Views – 9 Kommentare

Der lange Weg in die Buchhandlung

Am 6. Juni ist Alexander Karls Jugendroman „Real Me – Die Suche nach dem wahren Ich“ im Papierfresserchens MTM-Verlag erschienen. Für die Eselsohren hat er seinen steinigen Weg zur Veröffentlichung beschrieben.

Im Jahr 2005 wurde ich Schriftsteller – völlig ungewollt. In einer Unterrichtsstunde wollte ich nur eine Geschichte, wie meine Freunde und ich sie auch erlebt haben könnten, aufschreiben. In jener Unterrichtsstunde noch auf einem Collegeblock, später ging es an den PC.

Ein gutes Jahr später war das Ergebnis eine etwa 150-Seiten starke Word-Datei, die meine engsten Freunde lesen durften. Die fanden „Real Me – Die Suche nach dem wahren Ich“ gut. Und ich eigentlich auch. Warum das Ganze also nicht veröffentlichen? Naiv wie ich mit meinen 16 Jahren war, schaute ich auf den Internetseiten der großen Jugendbuchverlage nach Möglichkeiten der Manuskripteinsendung. Bei irgendeinem würde es irgendwie klappen. Warum sollte es nicht genau mein Buch sein, das in den Buchhandlungen stand und die Leser begeisterte?

Standard-Absagen

Doch der erste Dämpfer kam nach zwei bis drei Monaten: In Standardbriefe verpackt, in denen höchstens der Nachname individuell eingetippt worden war, kamen die Absagen: „Passt nicht ins Verlagsprogramm“. „Detaillierte Begründungen sind aus Zeitmangel nicht möglich.“

Ich haderte mit mir und mit meinem Werk. Aber aufgeben? Nein, das wollte ich nicht. Ich überarbeite über die Jahre „Real Me – Die Suche nach dem wahren Ich“ immer wieder, schrieb noch drei Folgebände. Wenn ich nicht gerade für mein Abitur büffelte, kontaktierte ich zwischenzeitlich immer wieder Verlage, ging auf die Frankfurter Buchmesse um mich persönlich vorzustellen – erfolglos.

Mitschreibcommunity

Rückblickend war meine erste Version von „Real Me – Die Suche nach dem wahren Ich“ nicht druckreif. Aber auch durch die Mitschreibcommunity hierschreibenwir.de, in der sich jugendlich Schriftsteller austauschen können, konnte ich meinen Stil verbessern. Ich lud Texte hoch, nahm an Wettbewerben teil, bevor ich später selbst Anthologie-Wettbewerbe über die Seite austrug. Zwar entwickelte ich mich und meine schriftstellerischen Fähigkeiten weiter, aber weiterhin lehnten die Verlage „Real Me“ ab. Noch immer war ich war ein junger, unbekannter deutscher Autor. Keine Promi-Eltern, kein Vitamin-B in die Literaturszene, keine Schicksalsgeschichte, die ich autobiografisch erzählte.

Denn Verlage sind in erster Linie Unternehmen und oft erst an zweiter Stelle Idealisten. Bücher von Promis wie Charlotte Roche oder Sarah Kuttner lassen sich nun einmal einfacher vermarkten. Und Bücher von Stephenie Meyer oder Suzanne Collins haben sich auf dem angloamerikanischen Markt schon erprobt, lassen sich gut als „Bestseller“ bewerben und landen so wahrscheinlich auch hierzulande auf der Bestsellerliste.

Kleine Brötchen backen

Das wissen viele Autoren. Doch deshalb alles hinwerfen? Gar aufhören zu schreiben? Das ist keine Option. Dann also vielleicht nicht gleich die Bestsellerlisten stürmen, sondern kleine Brötchen backen. Und so führt der Weg dann für viele deutsche Autoren über Book-on-Demand, E-Books oder kleinere Verlage auf den Buchmarkt. Damit steigen die Chancen, vom Schreiben leben zu können, natürlich nicht. Wie der Bestseller-Autor Peter Prange gegenüber dem Blog media-bubble.de erklärte, können nur fünf Prozent der publizierenden Autoren von ihrer Arbeit leben – ganz zu schweigen von all jenen Autoren, die nicht veröffentlichen.

Aber die Hoffnung, mit einer wie auch immer gearteten Publikation einen Fuß in die kleine Katzenklappe des Buchmarkts zu bekommen, treibt an. Die Hoffnung, dass Menschen das gefällt, was man schreibt. Dass sie sich in die Welten entführen lassen, die man sich ausgedacht hat. Dass sie mit den Figuren, die man sorgfältig skizziert hat, lieben und leiden.

Der Geist des Collegeblocks

Für mich erfüllt sich dieser Traum nun. „Real Me – Die Suche nach dem wahren Ich“ erschien am 06.06.2012 und ich hoffe, dass viele Jugendliche sich durch mein Buch angesprochen fühlen. Nicht nur, weil wie in jedem Buch unendlich viel Herzblut drinnen steckt, sondern auch, weil „Real Me“ authentisch ist. Noch immer steckt der Geist des Collegeblocks darin – und wer weiß: Vielleicht ist Authentizität mehr wert als ein großer Name.

Alexander Karl, Jahrgang 1989, studiert in Tübingen Medienwissenschaft und Geschichte. Sein Jugendroman „Real Me – Die Suche nach dem wahren Ich“ erschien am 6. Juni 2012 im Papierfresserchens MTM-Verlag.

Inhalt: Johns Leben könnte ganz leicht sein, stünde ihm da nicht sein Leben im Weg. Immer wieder tauchen wie aus dem Nichts Probleme auf: Da wäre sein bester Freund, der ihm plötzlich Wichtiges verschweigt. Oder seine beste Freundin, die mit einem mehr als fragwürdigen Kerl zusammenkommt. Und natürlich Kris, die John eigentlich viel zu anstrengend findet, sich aber dennoch in sie verliebt. Auf einer Klassenfahrt nach Malta eskaliert die Situation: Kris ist in eine Intrige verwickelt, die John schaden soll. Nun gilt es zu verstehen: Wer ist Freund und wer ist Feind? Jede Episode in „Real Me“ ist wie ein Song. Doch wer ist eigentlich John?

Leseprobe

Hier können Sie das Buch bestellen:
– in einer Buchhandlung in Ihrer Nähe
– bei Papierfresserchens MTM-Verlag
– bei Amazon & buch.de

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9 Kommentare zu "Der lange Weg in die Buchhandlung"

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  1. Hi,
    @Justine: Zunächst einmal danke! Es stimmt natürlich: J.K.Rowling ist der Megastar schlechthin und da wird wohl in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten keiner mehr hinkommen. Aber ihre Geschichte ist nun einmal bekannt, deshalb habe ich das Beispiel gewählt.
    @Novembergirl: “Sorry, Alexander Karl, aber das klingt in meinem Empfinden ein wenig nach “Halt die Fresse, ich bin geil!”” So war das ganz bestimmt nicht gemeint und ich denke und hoffe auch, dass es Kim so nicht verstanden hat.
    Der Punkt ist: Wenn ich nicht an mein Talent glaube, wieso sollten es dann die Verlage tun?
    Ich glaube, dass es da einen Unterschied zwischen Stolz, Selbstvertrauen (bzw. Vertrauen in sein Talent) und Arroganz gibt.

    Aber ich finde es gut und toll, dass ihr die Leseprobe gelesen habt! Immerhin konntet ihr damit einen ersten Eindruck gewinnen und somit eure Kritik fundieren.

    Liebe Grüße,
    Alexander Karl

    • novembergirl sagt:

      per Zufall ein Dreivierteljahr später hier draufgekommen und muss nochmal eben kommentieren, keine Ahnung, ob du das siehst oder nicht:
      Natürlich gibt es einen Unterschied zwischen Selbstvertrauen und Arroganz. Aber wenn man sich mit J.K. Rowling vergleicht, wenn man bei einem Verlag angenommen wurde, der quasi jeden nimmt…sorry, da kann man aber von nichts anderem als Arroganz, Überheblichkeit oder bestenfalls maßloser Selbstüberschätzung reden. Stell dich nicht immer so geil dar, dann kommst du bestimmt viel positiver an 😉 nur so zur Info.
      Genau wie der Verweis auf HSW…gab es diese Anthologie eigentlich? Ja, du warst als Juror tätig, das hab ich mitbekommen, aber ist da überhaupt etwas veröffentlicht worden?
      Fahr einfach mal ein bisschen runter. Ich hab das Buch gelesen und fand es von der Geschichte her bis auf ein paar Logikfehler ganz gut, aber sprachlich zum Teil einfach nur schlecht. Ein Verlag, der kein (vernünftiges) Lektorat anbietet, ist für mich nichts, worauf man stolz sein könnte 😉
      Allerliebste Grüße
      novembergirl (mit kleinem n bitte)

  2. wps sagt:

    Zufällig haben Juli Zeh und Ilija Trojanow am 4. 6. über Einkommensverhältnisse von Buchautoren geschrieben:
    http://leanderwattig.de/index.php/2012/06/05/juli-zeh-und-ilija-trojanow-uber-einkommensverhaltnisse-von-buchautoren/

  3. Kim S. sagt:

    hallo, Ich habe mir deinen Artikel durchgelsesen und bin beeindruckt von dein Durchhaltevermögen, ABER ist dir vielleicht in den Sinn gekommen, dass es einen Grund haben könnte, wieso dich ALL diese Verlage abgelehnt haben und der einzige Verlag (Papierfresserchen), der dich genommen hat, jeden nimmt, der für genug Vorbestellungen sorgt? Ich möchte dich nicht runtermachen, aber es gibt eine sehr kleine Summe an Leuten mit literarischen Talent, die bei einem seriösen Verlag veröffentlichen dürfen und da das bei dir nicht der Fall ist, würde ich mal versuchen am Boden zu bleiben 😉

    trotzdem weiterhin viel Spaß am Schreiben!

    • Hallo Kim,

      natürlich habe ich mir das überlegt (s. auch oben im Text).
      Fakt aber ist, dass auch andere seeehr bekannte Autoren (z.B. J.K.Rowling) zunächst nur Absagen bekommen haben – was bestimmt nicht heißen soll, dass ich mich mit ihr auf eine Stufe stellen möchte. Ich denke nicht, dass eine Absage immer gleichbedeutend mit Unvermögen bzw. auf der anderen Seite eine Publikation immer gleichzusetzen mit Talent ist.

      Ich glaube schon, dass ich literarisches Talent mitbringe – du kannst dich ja davon auch gerne selbst überzeugen und mir dann deine Meinung sagen 😉

      Liebe Grüße und vielen Dank für dein Lob 🙂

      • novembergirl sagt:

        “Fakt aber ist, dass auch andere seeehr bekannte Autoren (z.B. J.K.Rowling) zunächst nur Absagen bekommen haben – was bestimmt nicht heißen soll, dass ich mich mit ihr auf eine Stufe stellen möchte. […] Ich glaube schon, dass ich literarisches Talent mitbringe – du kannst dich ja davon auch gerne selbst überzeugen und mir dann deine Meinung sagen ;)”
        Sorry, Alexander Karl, aber das klingt in meinem Empfinden ein wenig nach “Halt die Fresse, ich bin geil!” Ich glaube dir sehr gern, dass es schwierig ist, als junge/r Autor/in ein Buch zu veröffentlichen, wenn man keine guten Kontakte hat, damit habe ich selbst Erfahrung, aber wenn man etwas wirklich will UND Talent hat, dann sollte man es auch ohne einen Verlag wie Papierfresserchen schaffen.
        Ich habe mir mal die Leseprobe zu deinem Debütroman angesehen und finde es stilistisch okay, aber mehr dann auch nicht. Inhaltlich lässt sich über eine Leseprobe ja nicht viel herausfinden, aber vom Stil her kann man dir zwar kein völliges Fehlen von Talent unterstellen, aber auch keineswegs davon reden, dass Real Me wirklich schon veröffentlichungswert ist, als Lektorin eines Verlags hätte ich es auch nicht angenommen. Zudem scheint Papierfresserchen es mit dem Korrekturlesen nicht allzu genau zu sehen, allein auf der ersten Seite der Leseprobe habe ich zwei Fehler entdeckt…
        Ich will dich sicher nicht runter machen, schön, wenn du es deiner Meinung nach geschafft hast, aber dieses arrogante Gehabe stört mich.
        Grüße
        novembergirl

        • Kim S. sagt:

          da stimme ich dir zu 🙂

          • justine. sagt:

            Ich denke, dass Alexander Karl gewiss Talent hat und sein Buch auch den ein oder anderen begeistern wird, aber ich bin auch eurer Meinung, Kim und novembergirl. Auch ich persönlich halte nicht allzu viel von dem Papierfresserchen Verlag in Bezug auf den Erfolg der Autoren. Da kann halt fast jeder sein Buch veröffentlichen, der genug Vorbestellungen und ein akzeptables Werk vorweisen kann. Dennoch kann es natürlich sein, dass Real Me einigermaßen Erfolg hat und ich wünsche dir, Alexander, da auch viel Glück bei, da du dich anscheinend gut in das Vermarkten reingehängt hast. Und Talent besitzt du meiner Meinung nach auch, soweit ich das nach der Leseprobe beurteilen kann. Aber ich persönlich finde es immer schrecklich, wenn man diese Situation mit Joanne K. Rowling vergleicht. Klar, sie ist ein Musterbeispiel für sowas. Aber sie ist ein Einzelfall von Millionen und immerhin hat sie es trotzdem “relativ schnell” zu einem vernünftigen Verlag geschafft.

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