Baricco, Alessandro: City
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
Roman
Übersetzt von Anja Nattefort
Hanser/Wagenbach/dtv
Inhalt:
Kurzkritik:
Schade, dass Alessandro Bariccos Roman „City“ auf den letzten 50 Seiten formal und inhaltlich entgleist. Man hatte es sich so gemütlich einrichten können in den seltsamen Geschichten ausgesucht merkwürdiger Figuren.
Werner gibt (3,5 von 5 Eselsohren)
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Ein Boxerleben am WC
Schade, dass Alessandro Bariccos Roman „City“ auf den letzten 50 Seiten formal und inhaltlich entgleist. Man hatte es sich so gemütlich einrichten können in den seltsamen Geschichten ausgesucht merkwürdiger Figuren.
Da ist einmal die Verlags-Praktikantin Shatzy Shell. Zu Beginn befragt sie die Leser der Ballon Mac-Groschenromane, ob dessen Mutter Jane in den nächsten Folgen sterben soll oder nicht. Per Telefon wird sie von einem Jugendlichen namens Gould davor gewarnt, dass in Kürze der zwei Meter siebenundvierzig große Diesel in Begleitung des glatzköpfigen, stummen Poomerang auftauchen und ihr die Telefonschnur um den Hals wickeln könnte. Denn Diesel vergöttert Mami Jane.
Wunderkind
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Der Hauptplot handelt vom 13-jährigen Wunderkind Gould, dem die Professoren anlässlich seines Studienabschlusses Hoffnungen auf den Nobelpreis gemacht haben. Er lebt alleine in einem geräumigen Haus, nachdem sein Vater fortgezogen ist, um in der Nähe seiner in einer Nervenheilanstalt internierten Frau zu wohnen. Gould engagiert Shatzy als sein Kindermädchen, und sie versucht, ihn für das zu begeistern, was Jugendliche für gewöhnlich interessiert – bis er vor allem davonläuft, nachdem er zum ersten Mal in seinem Leben einen Ball geworfen hat.
Die Figuren sind Straßen
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Bis auf den Schluss. Der riecht zuerst nach tieferer Bedeutung. Da wird – in einem wohl als Schlüsselszene gemeinten Gespräch zwischen Shatzy und Goulds Vater – lang und breit erklärt, was ohnedies nicht schwer zu verstehen war, nämlich dass Gould „jemanden brauchte, der ihm dabei hilft, klein zu sein“. Dann schaltet sich kurz und unmotiviert Goulds Mutter als Ich-Erzählerin ein, dann bekommt Shatzy ein tragisches Lebensende verpasst, und für alle, die sich die ganze Zeit schon gefragt haben, was denn nun aus Gould geworden ist, wartet der Epilog schließlich noch mit einer Überraschung auf.
Eilig
Man wird den Eindruck nicht los, als hätte es Baricco plötzlich einfach nur eilig gehabt, seinen Roman zu beenden. Schade, wie gesagt: Man hätte auch gerne noch ein paar hundert Seiten – auf ein befriedigenderes Ende hin – weitergeschmökert. Und was wurde eigentlich aus Mami Jane?Werner Schuster, © Standard, Album (2000)
Über Alessandro Baricco bei Wikipedia.
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