Zeh, Juli: Adler und Engel
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
Roman
Schöffling, btb
(2001)
Inhalt:
Liebesgeschichte, Kriminalroman, Entwicklungsgeschichte, Politthriller furios zu einem Roman verwoben – das ist das Buch von Juli Zeh, einem der überragenden Talente der deutschen Literatur. Für ihre Geschichte um den Völkerrechtsexperten Max, der nach dem Selbstmord seiner einzigen Liebe Jessie ins Bodenlose stürzt, wurde die Autorin mit dem Deutschen Bücherpreis, mit dem Rauriser Literaturpreis und dem Bremer Literaturpreis ausgezeichnet, die Kritik lag ihr zu Füßen. Juli Zeh erzählt lakonisch und doch voller Poesie vom Schicksal einer Liebe, die sich im Geflecht von Politik und Profit verfängt. Ihr Roman entwirft das eindrucksvolle Szenario einer Welt nach dem Zusammenbruch der Ideologien – und das in einer Sprache, die rasant und absolut zeitgemäß ist. (Pressetext)
Kurzkritik:
Hat sich tatsächlich alles so zugetragen, wie Max es uns erzählt? Zu Beginn von Juli Zehs “Adler und Engel” beobachtet man diesen zutiefst verzweifelten Mann, der beschlossen hat, sich mit Kokain umzubringen, nachdem seine Freundin Jessie Selbstmord begangen hat. Nein, zu Beginn platzt die Radiomoderatorin Clara in die Wohnung dieses Mannes, der beschlossen hat, sich mit Kokain umzubringen, nachdem seine Freundin Selbstmord begangen hat. Diese Moderatorin will ihn über diesen Selbstmord befragen. Später stellt sich heraus, dass sie auch Psychologiestudentin ist, die über den Zustand des Mannes eine Diplomarbeit schreiben möchte.
Ist Clara wirklich auch eine Psychologiestudentin? Max jedenfalls ist, besser gesagt: war (Karriere-)Jurist und hat sich über die Beziehung zu Jessie in eine verbrecherische Gesellschaft begeben. – Das klingt wie das Setup zu einem Krimi, aber “Adler und Engel” ist, wenn überhaupt, auch ein Krimi. Vielleicht kann man das Buch als postmodernen Roman bezeichnen, der mit Elementen von (Polit-)Thriller, Lovestory und Roadmovie spielt, ohne sich für ein Genre entscheiden zu müssen.
Denn Juli Zeh schreibt so verdammt gut, dass “Adler und Engel” immer noch fesseln würde, wenn die Autorin bloß unentschlossen gewesen wäre. Gerne also begleiten wir das seltsame Paar von Leipzig nach Wien, wo nach und nach die Hintergründe von Jessies Tod und Max’ Absturz an ein Licht kommen, das auch von Max’ Drogenmissbrauch getrübt sein könnte. Und am Schluss gibt es sogar so etwas wie ein Vielleicht-Happy-End.
Werner gibt (4,25 von 5 Eselsohren)
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Juli Zeh, 1974 in Bonn geboren, Jurastudium in Passau und Leipzig, Studium des Europa- und Völkerrechts. Längere Aufenthalte in New York und Krakau. Sie ist vermutlich die erste Juristin Deutschlands, die nach ihrem zweiten Staatsexamen bereits auf eine erfolgreiche literarische Karriere zurückblicken kann. Ihr Roman “Adler und Engel” (2001) wurde zu einem Welterfolg und ist mittlerweile in 24 Sprachen übersetzt. Juli Zeh wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem “Deutschen Bücherpreis” (2002), dem “Rauriser Literaturpreis” (2002), dem “Hölderlin-Förderpreis” (2003), dem “Ernst-Toller-Preis” (2003) und dem “Carl-Amery-Literaturpreis” (2009).
Über Juli Zeh bei Wikipedia.
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