Verlagsgeschichte List

Bereits 1814 gründet der Berliner Schulmeister J.A. List den ersten List Verlag, später in Verbindung mit einer Buchhandlung. Doch als Gründungsdatum des heutigen List Verlags gilt der 1. April 1894, als der Enkel Paul den Paul List Verlag eintragen läßt. Zwei Jahre später zieht man in die Buchstadt Leipzig um.

Der erste große Erfolg des Verlages ist 1923 Henry Fords „Mein Leben und Werk“. Es folgen 1928 die autorisierte Biografie Alfred Nobels unter dem Titel „Dynamit Petroleum Pazifismus“ und Anfang der 30er Jahre die Memoiren von Winston Churchill „Meine frühen Jahre“. Eckpfeile des Programms werden eine Biografien-Reihe „weltgültiger Persönlichkeiten“ und die Epikon-Sammlung, in der Romane der Weltliteratur von Goethes Wahlverwandtschaften über Dostojewskis „Der Idiot“ zu Manzonis „Die Verlobten“ erscheinen.

1929 übernimmt Paul Lists Sohn Paul Walter die Geschäfte, die in Folge der Wirtschaftskrise in Schwierigkeiten geraten. Rettung bringt ein außerordentlicher Bucherfolg: Axel Munthes „Das Buch von San Michele“. Zu einem weiteren großen Erfolg und Dauerbrenner wurde der große Roman „Die sieben Säulen der Weisheit“ von T.E. Lawrence. Damals verlegt und bis heute lieferbar ist das Gesamtwerk des Nobelpreisträgers Rudyard Kipling.

Im Kriegsjahr 1944 wird das 50. Verlagsjubiläum gefeiert, ein Jahr später gerät der Verlag unter die Kontrolle der sowjetischen Militärverwaltung. Paul W. List, der sich bei Kriegsende in München aufhält, beschließt, seinen Verlag in der bayerischen Hauptstadt weiterzuführen. Er erhält eine Lizenz der Amerikaner, und so gibt es in der Zeit der deutschen Teilung zwei List-Verlage in Ost und West.

Ab 1949 residiert der Verlag in der Münchener Goethestraße. Das wohl spektakulärste Projekt dieser Jahre ist eine Gesamtausgabe der Werke von Knut Hamsun. 1952 startet List als dritter Verlag in Deutschland – noch vor Ullstein – eine Taschenbuchreihe, die in den 70er Jahren in das Programm des Deutschen Taschenbuchverlags eingegliedert wird. 1998 wird das List-Taschenbuch wieder ins Leben gerufen und besteht heute als eigenständige Reihe neben dem Ullstein-Taschenbuch.

Erfolgreiche Titel der 50er Jahre sind Karlheinz Deschners „Was halten Sie vom Christentum?“, Marcel Reich-Ranickis „Auch dort erzählt Deutschland – Prosa von drüben“ und Hans Benders „Mein Gedicht ist mein Messer – Lyriker zu ihren Gedichten“. In der Reihe „Biografien großer Künstler“ werden Maler und Bildhauer wie Picasso, Kollwitz oder Barlach vorgestellt. Die Werke des russischen Schriftstellers Michail Scholochow (Der stille Don, Neuland unterm Flug u.a.), der 1965 den Literatur-Nobelpreis erhält, erscheinen auf Deutsch bei List. Weitere wichtige Autoren der 60er und 70er Jahre sind André Maurois, Arnold J. Toynbee, Isabella Nadolny und Stefan Heym.

Nach dem Ausscheiden von Paul W. List wird der Verlag vom Süddeutschen Verlag übernommen, der noch den Südwest Verlag in die Goethestraße holt. Die Tradition des ambitionierten literarischen Verlags wird fortgesetzt, das Sachbuch wird ausgebaut. Verlagsleiter sind zunächst Hans-Jörg Graf, später Gerald J. Trageiser. Von 1977 bis 1987 erscheinen die Klagenfurter Texte, neben Autoren wie Rudolf Hagelstange und Alberto Moravia verlegt List auch junge deutsche Literatur. 1992 kauft Christian Strasser die Verlagsgruppe, holt Claassen und Econ hinzu und gründet das „Verlagshaus Goethestraße“. Die Leitung des List Verlags übernimmt Doris Janhsen.

Heute zeichnet sich List durch ein breit verkäufliches Unterhaltungsprogramm in Belletristik und Sachbuch aus. Jüngste Bestseller sind „Mit aller Macht“ von Anonymus, „Cold Mountain“ von Charles Frazier, „Schiffsmeldungen“ von Annie Proulx sowie die Artemis-Fowl-Bücher von Eoin Colfer. Seit der Übernahme des Verlagshauses Goethestraße durch den Axel-Springer-Konzern im Jahre 1999 befindet sich List erstmals unter einem Dach mit Ullstein. Seit dem Umzug nach Berlin 2004 leitet Siv Bublitz den List Verlag.

© Ullstein

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