Radiguet, Raymond: Den Teufel im Leib
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
Übersetzt von Hinrich Schmidt-Henkel
Roman
Hardcover: Hoffmann und Campe, 2007
Taschenbuch: dtv, 2009
(1923)
Inhalt:
Raymund Radiguet (1903-1923), eines der Wunderkinder der französischen Literatur, hat diesen kleinen Roman mit siebzehn Jahren geschrieben. Ein Sechzehnjähriger liebt eine junge Frau, Marthe, deren Ehemann an der Front steht. Die Erzählung dieser bedingungslos gelebten Leidenschaft, die tragisch, aber nicht traurig endet, ist eine der klassisch gewordenen Liebesgeschichten der Weltliteratur. (Pressetext)
Kurzkritik:
Ein Skandal ist dieser Roman heute selbstverständlich nicht mehr. Aber als 1923 “Den Teufel im Leib” des 20jährigen Radiguet herauskam, sah man darin eine Verhöhnung der Familie und der Kriegsveteranen. Und heutzutage wirkt diese Liebesgeschichte überhaupt nicht antiquiert.
Werner gibt (4,75 von 5 Eselsohren)
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Voller Liebe und herzlos
Ein Skandal ist dieser Roman heute selbstverständlich nicht mehr. Aber als 1923 “Den Teufel im Leib” des 20jährigen Radiguet herauskam, sah man darin eine Verhöhnung der Familie und der Kriegsveteranen. Und heutzutage wirkt diese Liebesgeschichte überhaupt nicht antiquiert. Warum? – Auf meinem Klappentext steht, “Jugend wird da nicht aus ferner Erinnerung verdüstert oder verschönt, sondern unmittelbar und unverstellt … in Literatur verwandelt”.
Genau das ist das “Geheimnis” dieses Buchs: In jungen Jahren ist es – auf jeden Fall für Männer – ein Spiegelbild, später wie eine Erinnerung, schließlich wohl eine Heraufbeschwörung. Jugend ist hier voller Liebe und herzlos, voller Verachtung und Bedürftigkeit, voller Selbstvertrauen und blinder Zuversicht.
Ein würdiger Witwer
Und so stürzt sich der 16jährige Ich-Erzähler während des Ersten Weltkriegs in eine Amour fou mit der 19jährigen, verheirateten Marthe, die er für seine große Liebe hält. Sie wird von ihm schwanger, muss wegen Komplikationen zu ihren Eltern ziehen, stirbt nach der Geburt; ihr von der Front zurückgekehrter Mann wird das nach dem Geliebten benannte Kind aufziehen.
Und was meint der heimliche Vater? –
Als ich diesen würdigen Witwer sah, der seinen Schmerz zu beherrschen suchte, begriff ich, dass ich die Dinge auf Dauer von selbst in Ordnung kommen. Hatte ich nicht soeben erfahren, dass Marthe mit meinem Namen auf den Lippen gestorben war und dass meinen Sohn ein vernünftiges Dasein erwartete?
Von Werner Schuster
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Raymond Radiguet wurde 1903 in Saint-Maur bei Paris geboren. Als Fünfzehnjähriger brach er die Schule ab, um sich dem Journalismus zu widmen. Im September 1921 vollendete Radiguet „Den Teufel im Leib“, der 1923 veröffentlicht wurde. Wenig später, am 12. Dezember 1923, starb er im Alter von 20 Jahren an Typhus. Posthum erschien sein Roman „Der Ball des Grafen von Orgel“.
Über Raymond Radiguet bei Wikipedia.
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