05/08/2014von 340 Views – 0 Kommentare

Woitzig, Uwe: Hofgang im Handstand

Erinnerungen
Hardcover, E-Book
336 Seiten
Erschienen 2011 bei Integral

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Inhalt:

Ein tiefer Fall: von einem Leben unter den Reichen und Schönen in den Knast. Der Finanzjongleur Uwe Woitzig sitzt wegen Betrugs in dreistelliger Millionenhöhe ein. In jahrelanger Haft lernt der erfolgsverwöhnte Narziss eine ganz andere Seite des Lebens kennen: erniedrigt und gedemütigt zu werden, ausgeliefert und absolut fremdbestimmt zu sein. Doch dann begreift Uwe Woitzig, dass ihn die Machenschaften der Finanzwelt, die er in schonungsloser Offenheit als die Ursachen für die derzeitige Wirtschafts – und Finanzkrise enttarnt und anhand seines eigenen Beispiels entlarvend klar beschreibt, und die ungeschriebenen Gesetze des Lebens im internationalen Jetset wesentlich stärker in Unfreiheit gehalten haben, als die ihn umgebenden Gefängnismauern und die Zwänge des Gefängnisalltags. (Pressetext)

Kurzkritik:

Heike hat das Buch und die reale Lebensgeschichte dahinter wahnsinnig gut gefallen und hat sie staunend und nachdenklich zum Innehalten und Entschleunigen animiert. Das Lebensmotto des Autors: „Alles kann, nichts muss“ und „Sei dir selbst ein Witz, der dich erheitert“ haben sie zum Lachen gebracht und ihre Sichtweise in manchen Lebens-Bereichen bereits ein bisschen verändert.
Daumen hoch für eine sehr berührende, interessante und fesselnde Lebensgeschichte mit Tiefgang.

Heike gibt  ★★★★½  (4,5 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

„Sei dir selbst ein Witz, der dich erheitert“

Uwe Woitzig ist Jurist, Ex-Bankier und Börsenkaufmann. In den 80er-Jahren war er Gründungsgesellschafter eines Bayerischen Privatfernsehsenders und Vize-Präsident der European Heritage Foundation. Nach seinen Aufsehen erregenden Erfolgen als Investmentbanker und Vermögensverwalter mit eigener Privatbank und eines internationalen Brokerhauses mit Sitz in München, New York und Monte Carlo wurde er 1988 in einem spektakulären Wirtschaftsstrafverfahren wegen Betrug in Millionenhöhe zu fünf Jahren Haft verurteilt. Der Großteil dieser Haftstrafe wurde ihm wegen Schadenswiedergutmachung und guter Führung erlassen, brachte ihm jedoch einen vermeintlichen sozialen Abstieg und kostete ihn schlussendlich seine Ehe.

In seinem Buch „Hofgang im Handstand“ beschreibt Uwe Woitzig sehr ergreifend den Hintergrund der Straftat und des Strafverfahrens. Er bietet dem Leser Einblick in das Haftleben und die damit verbundenen Höhen und Tiefen und seine dabei erlebte innere Entwicklung – fokussiert auf dem Streben nach Freiheit, der Suche nach den wesentlichen Erkenntnissen des Lebens, dem bewussten Innehalten und die Konfrontation mit der nackten Realität und vor allem sich selbst. Er nutzte die Zeit im Gefängnis in positiver Weise, um über den eigentlichen Wert des Lebens, über Glück, Zufriedenheit und Erfolg nachzudenken.

Uwe Woitzig versucht den Leser dazu zu animieren, andere Sicht- und Denkweisen zu kreieren. In seinen Augen gibt es nicht nur das reale Gefängnis mit Insaßen, sondern auch das selbst geschaffene, virtuelle Gefängnis – der Hamsterkäfig des Alltags, in dem die meisten von uns im Kreis laufen. Er bringt den Leser gekonnt dazu, sein Leben und seine Denkweisen im ständigen Vergleich zu seiner Haftstrafe und sozialen Situation zu reflektieren, und macht in seiner scheinbar ausweglosen Situation Mut, das Lebenskonstrukt an sich zu überdenken und auch mal zu ändern. Ursache-Wirkung, Reflexion der Vergangenheit, Beschäftigung mit der Welt als dualem System oder auch die Manipulierbarkeit der Massen sind zentrale Themen.

Wir alle leben in irgendwelchen Gefängnissen. Dabei ist es unerheblich, ob es die Gefangenschaft im Materiellen, die Angst um die Gesundheit und vor jeder Veränderung, ob es das Sucht- oder das Liebesgefängnis ist. Wir alle sind gefangen in gesellschaftlichen Strukturen und Verpflichtungen, in unseren Verbindlichkeiten, Sehnsüchten und Scheinbedürfnissen.

Interessante Einblicke

Im ersten Teil des Buches geht es hauptsächlich um die Vorgeschichte, wie es zum Millionenbetrug kam und wie Uwe Woitzig die neue Umgebung als Lebensmittelpunkt anzuerkennen lernt. Er trifft während seiner Inhaftierung viele interessante Menschen, erzählt deren Lebensgeschichte und philosophiert über deren Verhalten. Den Prozess der geistigen Veränderung beschreibt der Autor aus seiner persönlichen Perspektive und lässt den Leser an seiner gedanklichen Umkehr teilhaben. Berichte aus seiner Vergangenheit, die sich um die Themen wie Börse, Trade, Gewinn, aber auch Macht und gesellschaftliches Ansehen drehen, liefern interessante Einblicke.

Auf amüsante, kurzweilige Weise beschreibt der Autor seine unfreiwillige Entwicklung von einem Mitglied einer oberflächlichen Schicki-Mickigesellschaft zu einer vermeintlich gefallenen, aber authentischen Persönlichkeit mit tieferen Werten. Das Buch liest sich angenehm leicht, eher einem Roman gleichend und ist durch die episodischen Sprünge und die abwechselnden Einblicke in beide, grundverschiedenen Welten sehr spannend und unterhaltsam.

Fazit

Mir hat das Buch und die reale Lebensgeschichte dahinter wahnsinnig gut gefallen und hat mich staunend und nachdenklich zum Innehalten und Entschleunigen animiert. Das Lebensmotto des Autors: „Alles kann, nichts muss“ und „Sei dir selbst ein Witz, der dich erheitert“ haben mich zum Lachen gebracht und meine Sichtweise in manchen Lebens-Bereichen bereits ein bisschen verändert. Daumen hoch für eine sehr berührende, interessante und fesselnde Lebensgeschichte mit Tiefgang.

Von Heike Rainer

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Das meinen andere (Perlentaucher-Rezensionsnotizen).

Uwe Woitzig ist ein studierter Jurist, Ex-Bankier und Börsenkaufmann. Er war Gründungsgesellschafter eines Bayerischen Privatfernsehsenders und Vize-Präsident der European Heritage Foundation. Nach aufsehenerregenden Erfolgen als Vermögensverwalter mit eigener Privatbank und geschäftsführender Gesellschafter eines internationalen Brokerhauses mit Sitz in München, New York, Chicago und Monte Carlo wurde er in einem spektakulären Wirtschaftsstrafverfahren, über das alle Medien jahrelang berichteten, wegen Betrugs in dreistelliger Millionenhöhe zu fünf Jahren Haft verurteilt, von denen ihm aber ein Großteil wegen Schadenswiedergutmachung und guter Führung erlassen wurde.

Mehr über Uwe Woitzig bei www.uwe-woitzig.de.

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