09/12/2012von 419 Views – 0 Kommentare

Als wir noch Facebook waren

Meinungs-Esel

Sind meine „Freunde“ langweilig geworden oder Facebook – oder gar ich? Oder kratzt Mark Zuckerbergs Sozial Network die Kurve nicht?


Ich seh das so: Der Börsengang von Facebook ist in die Hose gegangen und jetzt versucht Zuckerberg verzweifelt, noch mehr Geld zu machen. Was ihm (oder seinen MitarbeiterInnen) eingefallen ist, ist dieser ominöse Edgerank. {Edgerank ist ein Algorithmus, der bewirkt, dass nicht alle geposteten Beiträge auf Ihren Schirm bzw. auf jenen Ihrer Freundinnen und Freunde kommen. Er bemisst sich aus drei Faktoren: Der Affinität (Ihrer Beziehung zu einer anderen Person oder deren Facebook-Page), dem Gewicht (der Art des Contents) und der Zeit (dem Zeitpunkt des Postens).}

Anders gesagt: Edgerank ist Scheiße. In jedem anderen Sozial Network finden Sie die neuesten Postings oben und Sie können diese lesen oder auch nicht. Auf Facebook entscheiden nicht mehr Sie, was Sie sehen wollen, sondern – bildlich gesprochen – Mark Zuckerbergs Geldproblem.

Sie können nämlich auch dafür bezahlen, dass Ihre Postings gesehen werden. Das kostet nicht besonders viel, dürfte sich jedoch summieren.

Sie können auch diverse Kniffe anwenden, um ungefähr jenes Facebook zurückzubekommen, mit dem Sie einmal zufrieden waren. Doch wollen wir das? Als Privat-User wollen wir, so glaube ich, vor allem einmal Spaß. Und wir wollen uns nicht vorschreiben lassen, wie viel an Zeit und Mühe wir investieren, um Spaß zu haben.

Natürlich richtet sich Facebooks Aufmerksamkeits-Bezahlmodell vornehmlich an Firmen. Die sind auf Facebook, weil sie etwas zu verkaufen haben. Die haben einiges an Geld reingesteckt. Die werden jetzt gewissermaßen erpresst: Leg noch ein bisserl was drauf, sonst war alles umsonst.

Die brauchen aber uns, damit sie ihre Dienstleistungen oder Produkte loswerden.

Und ich, ich habe einen Traum. Ich fantasiere, dass Zuckerberg mit seiner Strategie uns KonsumentInnen vergrault und vertreibt. Dass wir uns was Besseres als Facebook suchen. Ich höre nämlich in meinen Freundes- und Bekanntenkreisen, dass das Social Network uninteressant geworden ist. Immer mehr halten sich immer weniger darin auf. Sollte das ein allgemeines Phänomen sein oder werden, könnten sich die Firmen bald eimal ausrechnen, dass ihnen die Kunden abhanden kommen. Und wozu sollen sie dann noch Geld in die Hand nehmen?

Also entweder lässt sich Zuckerberg bald etwas Besseres, Sozialeres einfallen, oder Facebook wir einmal vorherrschend gewesen sein.

Denn Zuckerberg hat uns nur ein Spielzeug in die Hand gegeben, aber wir haben diesem zu seinem Erfolg verholfen. Facebook, das sind wir, respektive: wir waren es einmal. Ich weiß nicht, ob wir es uns zurückholen können (z. B. mit einem Boykott). Aber wir können es auch in jener Versenkung verschwinden lassen, aus der es gekommen ist.

Werner Schuster

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Literaturmagazin Eselsohren – 

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