20/03/2011von 520 Views – 0 Kommentare

Zum Beispiel Woolf, Teil 2

Zum ersten Teil

1904 – 1917: Die legendäre Bloomsbury Group und der Lebenspartner

Leonard und Virginia Woolf

Leonard und Virginia 1912, kurz vor ihrer Hochzeit.
© Unbekannter Fotograf

Nach dem Tod des tyrannischen Vaters unternahmen seine Kinder und Stiefkinder eine Reise auf den Kontinent, die für Virginia schlimm endete: Sie hatte Kopfschmerzen, Herzbeschwerden und Alpträume, hört Stimmen und unternahm einen Selbstmordversuch.

Ein halbes Jahr dauerte dieses Martyrium an. Währenddessen – das Haus in Kensington hatte man aufgegeben – kümmerte sich Vanessa um den Umzug nach Bloomsbury. Das war keine gute Adresse, jedoch ein Viertel der Bohemiens.

Bloomsbury Group

Diese kamen denn auch zu den von Bruder Thoby initiierten Donnerstagstreffen, bei denen auf hohem Niveau diskutiert wurde. Die Gruppe von KünstlerInnen, Intellektuellen und WissenschaftlerInnen hatte großen Einfluss auf Englands kulturelle Modernisierung. Petra Kipphoff schrieb über „Bloomsbury: ein Stadtteil, eine Clique, ein Mythos“ 1974 in der Zeit: „Man probte nicht den Aufstand, aber man probierte die Verwandlung. Man wechselte die Häuser, die Geschlechter, die Rollen. Man war albern und todernst und sehr gescheit. Alles war erlaubt, außer Dummheit, Stilbruch, Halbherzigkeit.“

Hochzeiten

Als Vanessa überraschend heiratete, zog Virginia mit ihrem Bruder Adrian in eine andere Wohnung – und veranstaltete selbst Treffen der immer größer werdenden Clique. Dabei schaute 1904 auch ein gewisser Leonard Woolf kurz vor seiner Abreise in den Kolonialdienst auf Ceylon vorbei. Bei einem gemeinsamen Freund erkundigte er sich Jahre später, ob er bei Virginia Chancen hätte. – Er hatte.

Diese suchte keinen sexuellen, sondern einen Lebenspartner und den fand sie in Leonard auch. Er war für sie da, wenn sie unter Depressionen und Wahnvorstellungen litt, und auch, wenn sie gereizt, aggressiv und gewalttätig wurde.

Leonards Lebensführungsplan

Leonard arbeitete für sie einen Lebensführungsplan aus, der gesunde Ernährung und viel Ruhe vorsah. Er verordnete ihr feste Liegezeiten und schränkte Besuche ein. Diese Maßnahmen sind später von Feministinnen scharf kritisiert worden, allerdings erlebte Virginia über 20 Jahre lang keine schwere Krise mehr.

Geld hatten sie anfangs wenig. Die Zinsen aus Virginias Erbe trugen ihr jährlich etwa 400 Pfund ein, Leonard erhielt knapp 260 Pfund als ehemaliger Kolonialbeamter. Sie unterhielten zwei Wohnsitze, beide lebten als freie SchriftstellerInnen, schrieben auch für Zeitungen. – In dieser bescheidenen finanziellen Situation gründeten Virginia und Leonard einen Verlag und schafften sich eine Druckerpresse an.

Zum dritten Teil

Quellen:
– Rowohlt-Monographie Virginia Woolf von Werner Waldmann
– Wikipedia: Virginia Woolf, Bloomsbury Group, Leonard Woolf

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