09/09/2009von 688 Views – 0 Kommentare

Widmer, Urs: Herr Adamson

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Buchcover Herr Adamson von Widmer
Roman
Erschienen 2009 bei Diogenes,
2010 als Taschenbuch
Inhalt:

Es ist Freitag, der 22. Mai 2032. Einen Tag nach seinem vierundneunzigsten Geburtstag sitzt ein Mann in einem üppig blühenden Garten es ist der Paradiesgarten seiner Kindheit , neben sich einen Rekorder, und spricht seine Geschichte mit Herrn Adamson auf Band. Ein Buch über den Tod, erzählt in einer herzerwärmenden Heiterkeit. (Pressetext)

Kurzkritik:

Ich schreibe das jetzt nicht gerne, denn ich liebe Urs Widmer, aber „Herr Adamson“ scheint mir nicht gelungen zu sein.

Dabei ist alles da, was „einen richtigen Widmer“ ausmacht: Die freundliche, sich naiv gebende Sprache, der Kinderblick aus einem Erwachsenen hinaus, die fantastische Welt, in die wir sanft hineingezogen werden. Doch irgendwie passt das hier ausnahmsweise nicht zusammen.

Werner gibt  ★★★☆☆  (3 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Keine göttliche Komödie

Ich schreibe das jetzt nicht gerne, denn ich liebe Urs Widmer, aber „Herr Adamson“ scheint mir nicht gelungen zu sein.

Dabei ist alles da, was „einen richtigen Widmer“ ausmacht: Die freundliche, sich naiv gebende Sprache, der Kinderblick aus einem Erwachsenen hinaus, die fantastische Welt, in die wir sanft hineingezogen werden. Doch irgendwie passt das hier ausnahmsweise nicht zusammen.

Wir schreiben das Jahr 2032 …

Es ist Freitag, der 22. Mai 2032. Einen Tag nach seinem vierundneunzigsten Geburtstag erzählt uns ein Mann seine Geschichte mit Herrn Adamson. Der Mann (dessen richtigen Namen nicht erfahren) erinnert sich an seine wilde Buben-Kindheit mit verwegenen Abenteuern und Super-Verletzungen (– haben westeuropäische Kinder heute noch so eine Kindheit?). Plötzlich ist ihm jener Herr Adamson begegnet, ein Toter, sein persönlicher Beschützer, der ihn später einmal ins Totenreich geleiten wird.

Jede/r hat vielleicht so einen persönlichen Toten. Aber nicht jede/r erlebt solch irre Abenteuer mit ihm (oder ihr). Und mir kommt vor, Urs Widmer hat sich einige Abenteuer aus früheren Büchern ausgeborgt und ein bisschen umgewandelt. Es fehlt sogar nicht viel, und wir fänden uns in seinem wilden ersten Buch „Alois“ wieder.

… und werden mit dem Fahrrad von Griechenland in die Schweiz gefahren.

An die leicht absurde „Forschungsreise“ aus dem Jahr 1974 habe ich jedenfalls denken müssen, als der Erzähler seinem toten Begleiter – wahnwitzig, weil noch lebend – ins Totenreich folgt. Und an Dantes „divina commedia“, natürlich.

Natürlich kommt er – von einem griechischen (!) Polizisten auf einem Fahrrad (!) retour in die Schweiz gebracht – relativ wohlbehalten zurück. Selbstverständlich wartet er, während er uns das alles erzählt, auf seinen Herrn Adamson. Und mir ist schon klar, dass Widmer hier die Banalität und das Mysterium des Sterbens thematisiert hat, aber ich kann nicht glauben, dass er sich damit übernommen haben sollte.

Dort sterben wir.

Ausgerechnet Widmer war mir diesmal zu – unrealistisch? – nein – zu unharmonisch – ja, das eher. Mir scheint – um auf meine obige Mutmaßung zurückzukommen –, hier hat der Erwachsene den Kinderblick zensiert und so wird das Konstrukt hinter der sonst so selbstverständlich wirkenden fantastischen Welt sichtbar.

Widmer schreibt allerdings – und beschreibt auch das Absurde – großartig, aber anstatt hineingezogen zu werden, wurde ich von diesem Roman eher zurückgewiesen. Macht nichts. Beim – hoffentlich – nächsten Mal geht alles wieder wie von selbst.

Von Werner Schuster

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Infos:

Über Urs Widmer bei Wikipedia.

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