04/03/2011von 889 Views – 0 Kommentare

Sealsfield, Charles: Häuptling Tokeah und die Weiße Rose

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Buchcover Selasfield Tokeah

  • Broschiert
  • Erschienen 2010 bei Unionsverlag
  • Originalausgabe: 1829


Inhalt:

Der alte Häuptling Tokeah hat seinen Stamm der Oconee-Indianer schon tief in noch unbewohnte Gebiete geführt, weil die amerikanischen Farmer immer weiter vorrücken. Die Siedlung in der Lichtung am Fluss ist klein geworden, aber noch lebt der einst mächtige Stamm nach den Regeln der Vorfahren. Doch was ist das Geheimnis des hellhäutigen Mädchens Rose, das seit seiner Kindheit unter ihnen ist? Als James Hodge, der britische Seemann, verwundet beim Dorf auftaucht, überstürzen sich die Ereignisse. (Pressetext)

Kurzkritik:

„Häuptling Tokeah und die Weiße Rose“ kann heute nicht mehr als Spannungsroman rezipiert werden. Das Interessante daran sind die historischen Hintergründe und die ausgewogene und die – von der Sprache abgesehen – realistische Darstellung der IndianerInnen, was man allerdings bei Cooper ebenfalls findet. Nicht jedoch bei Karl May, der mit seinen Klischees das IndianerInnenbild im deutschen Sprachraum prägte.

Und so könnte man zwar bedauern, dass May und nicht Sealsfield zu den meistgelesenen SchriftstellerInnen zählt. Verwundern wird einen das, angesichts Selasfields gestelzten Stils, aber nicht. Schließlich begann Karl May seinen „Winnetou I“ 1893 beinahe schon flapsig mit „Lieber Leser, weißt du, was das Wort Greenhorn bedeutet?“

Werner gibt  ★★★½☆  (3,5 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Wo gegenwärtig der Gasthof gleichen Namens
den ermüdeten Reisenden zur Ruhe einlädt

An der Straße, die sich vom Städtchen Coosa nach der Hauptstadt von Georgia, Milledgeville, hinabwindet, und nahe dem Platz, wo gegenwärtig der Gasthof gleichen Namens den ermüdeten Reisenden zur Ruhe einlädt, stand vor ungefähr dreißig Jahren unter einem Felsenvorsprung, auf welchem einige Dutzend roter Zedern und Fichtenbäume wurzelten, ein rau aussehendes, mäßig großes Blockhaus.

So gewunden und weitschweifig stieg Sealsfield in seinen 1829 erschienenen Abenteuerroman ein (während James Fenimore Cooper seinen „Lederstrumpf“ 1823 anfing mit „Es war eine Eigentümlichkeit der Kriege, welche in den Kolonien Nordamerikas geführt wurden, dass die Mühseligkeiten und Gefahren der Wildnisse zu bestehen waren, ehe noch die feindlichen Heere sich begegnen konnten“). Seinen Stil behielt Sealsfield bei: Egal, wer spricht, alle bedienen sich derselben gewählten Ausdrucksweise wie der Autor bei seinen Beschreibungen.

Hat mein weißer Bruder keine Zunge?

„Hat mein weißer Bruder keine Zunge?“, ergriff endlich der Indianer das Wort. „Oder lässt er sie warten, um sie desto besser zu krümmen?“. Die letzten Worte sprach er in einem tiefen, höhnischen Kehlton.
„Er will hören, was der Häuptling sagen wird“, erwiderte mürrisch trocken der Amerikaner.
„Geh und ruf dein Weib“, sprach der Indianer in demselben tiefen Basston.

Erzählt wird die Geschichte des Oconee-Indianerstammes, der sich vor den sich immer mehr ausbreitenden weißen SiedlerInnen in ein bisher unbewohntes Gebiet zurückgezogen hat. Häuptling Tokeah hat ein weißes Mädchen vor einem anderen Stamm gerettet, die „Weiße Rose“ ist bei ihm aufgewachsen. Sie findet einen verwundeten und erschöpften britischen Seemann und pflegt ihn gesund. James Hodge ist vor Seeräubern geflüchtet, deren Anführer, Jean Lafitte, Rose zur Frau versprochen worden ist. Häuptling Tokeah bricht den Ehevertrag, wird von Lafittes Männern überfallen, kann diese aber besiegen.

Die Gebeine des alten Häuptlings

Währenddessen ist James zu den Weißen zurückgekehrt – und wurde in Louisiana als britischer Spion verhaftet. Rose, die mit Tokeah die Gebeine seines Vaters heimholt, kann James vom Verdacht befreien. Es stellt sich heraus, dass sie die Tochter eines spanischen Aristokraten ist. Tokeah weigert sich, Rose herzugeben, und wird wenig später im Kampf erschossen.

Das darf man erzählen, weil „Häuptling Tokeah und die Weiße Rose“ für heutige Verhältnisse ohnedies nicht mehr als Spannungsroman rezipiert werden kann. Das Interessante daran sind denn auch die historischen Hintergründe und die ausgewogene und die – von der Sprache abgesehen – realistische Darstellung der IndianerInnen, was man allerdings bei Cooper ebenfalls findet. Nicht jedoch bei Karl May, der mit seinen Klischees das IndianerInnenbild im deutschen Sprachraum prägte.

Lieber Leser, weißt du …?

Und so könnte man zwar bedauern, dass May und nicht Sealsfield zu den meistgelesenen SchriftstellerInnen zählt. Verwundern wird einen das, angesichts Selasfields gestelzten Stils, aber nicht. Schließlich begann Karl May seinen „Winnetou I“ 1893 beinahe schon flapsig mit „Lieber Leser, weißt du, was das Wort Greenhorn bedeutet?“

Von Werner Schuster

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Infos:

Charles Sealsfield, eigentlich Karl Postl, wurde 1793 geboren. Er studierte Theologie und Philosophie in Prag, wurde 1810 in den Orden der Kreuzherren aufgenommen, wo er 1814 die Priesterweihe erhielt. 1823 floh er aus dem Kloster und reiste nach Amerika, von wo er 1826 wieder nach Europa zurückkehrte. Er ließ sich, unterbrochen von mehreren Reisen in die Vereinigten Staaten und zunehmend enttäuscht von den dortigen Entwicklungen, in der Schweiz nieder. Dort starb er 1864.

Mehr über Charles Sealsfield bei Wikipedia.

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Literaturmagazin Eselsohren – 

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