28/01/2014von 373 Views – 0 Kommentare

Ralf Rothmann: Shakespeares Hühner (kurz)

Erzählungen
212 Seiten
Taschenbuch
Suhrkamp, 2012/13

Werner gibt  ★★★★½ 
Inhalt: In einer der neuen Erzählungen Ralf Rothmanns denkt Fritzi, eine junge Gitarristin, über William Shakespeare nach und findet: „Verglichen mit den Sorgen und Nöten seiner finsteren Gestalten sind wir eigentlich nur Hühner oder? Shakespeares Hühner. Wir machen ein unglaubliches Gegacker um lauter Kram – Prüfungen, Lockenstäbe, Handymarken, Geld –, und wissen insgeheim doch alle, dass es nicht das Wahre ist. Dass nichts das Wahre sein kann hinterm Hühnerdraht.“ Dramatische oder auch beglückende Wendepunkte im Leben schildert dieses Buch, dessen Sprache durch eine magische Genauigkeit besticht, und ob wir nun vom Selbstbetrug eines sterbenden Stasi-Beamten, von einer missratenen Orgie an der Ostsee, vom Wiedererwachen einer Liebe in einem japanischen Kloster oder vom Gedächtnis des Schnees hören: „Es ist ja nicht dieser oder jener Zustand, der das Leben ausmacht“, sagt Fritzi. „Es sind die Übergänge, wie in der Musik. Manchmal denke ich, sogar der Tod ist nur ein Akkordwechsel.“

Kurzkritik: Rothmann schreibt anmutig und genau. Was mir bei diesen Erzählungen darüber hinaus aufgefallen ist: Im Gegensatz zu vielen anderen Literaten glaubt er nicht, sich in die beschriebenen Welten schon irgendwie hineinversetzen zu können, sondern recherchiert ganz offenkundig, etwa für die im Rennmilieu spielende „Trabersonate“.
Sehr beeindruckt war ich von „Sterne tief unten“: Wie Rothmann mit unseren Vorurteilen spielt, und dann hat man wahrscheinlich weder einen Pädophilen noch einen Vergewaltiger vor sich, sondern wohl einen herzensguten Kraftlackel, mit dem es das Schicksal ausnahmsweise gut meint.

 

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