Sadomaso-Bestseller u.a.
Gesammelte Literatur-News der letzten Woche:
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Erotikroman „Fifty Shades of Grey“
stürmt die Bestsellerlisten
Ein erotischer Roman ist Tagesgespräch in der britischen Buchbranche und in den Medien. Auch in der deutschen Klatschpresse prägt das Buch die Schlagzeilen. Dabei ist die deutsche Übersetzung noch gar nicht erschienen.
Die Rede ist von „Fifty Shades of Grey“, dem Debütroman von E.L. James. Mehr als 60.000 Paperbacks und 30.000 E-Books des Romans hat der britische Verlag Arrow in weniger als einer Woche laut Nielsen BookScan verkauft. Kein Buch ist in diesem (oder dem vergangenen Jahr) schneller aus den Startlöchern gekommen.
„Fifty Shades of Grey“ ist der erste Teil einer Trilogie, die James 2011 zunächst in einem australischen Print-on-Demand-Verlag veröffentlicht und die dann in der E-Book-Version vor allem in den USA für Aufmerksamkeit gesorgt hat. Als Knopf für die englischsprachigen Printrechte über 1 Mio Dollar hinblätterte und Hollywood die Filmrechte kürzlich 5 Mio Dollar wert waren, war der Erfolg vorgezeichnet.
In den Büchern geht es um ein Mädchen Marke Mauerblümchen, Anastasia Steele, die sich in einen reichen und älteren Mann verliebt, Christian Grey. Dieser steht auf SM und besitzt ein ganzes Zimmer mit der entsprechenden Ausstattung.
In Deutschland erscheint „Shades of Grey – Geheimes Verlangen“ begleitet von einer großen Bestsellerkampagne am 9. Juli bei Goldmann.
(Buchreport, 8. Mai)
Nachrufe auf Maurice Sendak
( “Wo die Wilden Kerle wohnen”):
Maurice Sendak ist gestorben, der Autor und Illustrator, den die New York Times einmal als den “wichtigsten Kinderbuchkünstler des zwanzigsten Jahrhunderts” bezeichnete. Mit seinen Büchern wie “Wo die wilden Kerle wohnen”, “Higgelti Piggelti Pop!” und “In der Nachtküche” stellte er in den sechziger Jahren die Traditionen des Kinderbuchs nachhaltig auf den Kopf. (Süddeutsche)
Nichts ist niedlich an diesem Kinderbuchklassiker. “Kinder sind viel emanzipierter, vorurteilsfreier als Erwachsene, zumindest bis zu ihrem achten Lebensjahr, danach ist jeder korrumpiert”, sagte Sendak einmal, dessen Geschichten die Ängste und Alpträume der Kinder ernst nahmen. Als “Wo die wilden Kerle wohnen” 1963 erschien, verrissen zahlreiche Kritiker, darunter auch der Kinderpsychologe Bruno Bettelheim (“Kinder brauchen Märchen”), das Buch zunächst als zu brutal für Kinder. Doch seit langem schon wird es auch erfolgreich bei der Therapie verhaltensgestörter Kinder eingesetzt. (Spiegel)
Noch lieber als die “wilden Kerle” war Sendak selbst allerdings ein anderes seiner Werke: “In der Nachtküche”. Eine Traumvision: Ein kleiner Junge namens Mickey driftet in der Dunkelheit aus seinem Bett davon und findet sich in einem Riesenbacktrog wieder, in dem drei Bäcker, die alle ein bisschen wie Oliver Hardy aussehen – fett und mit Bärtchen auf der Oberlippe – den Teig für einen Kuchen zusammenrühren. Hier erregte Anstoß (zumindest in Amerika), dass der Junge nackt ist: Sein kindliches Geschlechtsteil ist auf den Bildern deutlich zu erkennen.
Gar keinen Anstoß erregte seltsamerweise etwas Anderes: die deutliche Anspielung auf den Holocaust. Denn die drei gemütlichen und gewaltigen Oliver-Hardy-Bäcker, die nichts dabei finden, Kinder in ihren Brei zu rühren, ergeben zusammen ja irgendwie einen einzigen Hitler: Sendak wuchs mit der ständigen Ermahnung auf, dass seine Cousins und Cousinen in Europa jetzt schon alle tot seien. “Du hast überlebt, wage es also jetzt nicht, schlechte Noten aus der Schule nach Hause zu bringen!” Auch das ist der Stoff, aus dem Sendak seine betörend schönen, seine verstörenden Kinderbücher gemacht hat. (Welt online)
„Ich mag es, wenn die Dinge einfach sind“
Diogenes erlebt eine Zäsur und beschwört den Zusammenhalt. Ein Gespräch mit dem neuen Verleger Philipp Keel und den langjährigen Geschäftsleitern Winfried Stephan und Stefan Fritsch.
(Börsenblatt, 10. Mai)
„Wir sind die Urheber!“
Immer mehr Autoren, Illustratoren, Fotografen und Schauspieler schließen sich dem Aufruf “Wir sind die Urheber!“ an: Zur Stunde haben sich der Kampagne 3.832 Menschen angeschlossen. Gerade hinzugekommen sind: Sten Nadolny, Katja von Garnier, Tommy Jaud, Axel Scheffler und Andrea Sawatzki.
(Börsenblatt, 11. Mai)
Preise
– Uwe Kolbe gewinnt den Meraner Lyrikpreis – (Der Standard)
– Gianna Molinari räumt im MDR-Literaturwettbewerb ab (BuchMarkt)
– Publikumspreis “Bloody Cover” an Stefan Kiesbyes “Hemmersmoor” (Börsenblatt)
– Kurt Flasch erhält Joseph-Breitbach-Preis 2012 (Börsenblatt)
– Fontane-Preis für Moritz von Uslar (Börsenblatt)
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