Borges, Jorge Luis: Das Handwerk des Dichters
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
- Taschenbuch
- 102 Seiten
- Erschienen 2008 bei Fischer (10. Auflage)
- Aus dem Englischen von Gisbert Haefs
- Havard-Vorträge, 1967/68
Inhalt:
Lang galten Jorge Luis Borges sechs legendäre Harvard-Vorlesungen aus dem Jahren 1967/1968 als verschollen, bis man endlich die Tonbänder eines Mitschnitts entdeckte. Der Fund war eine Sensation, denn in ihnen schreitet der zu dem Zeitpunkt halberblindete Lyriker, Erzähler, Essayist und Historiker den ganzen Umkreis seines Werkes ab und legt so die konzentrierteste Einführung in sein Werk und Denken vor. (Pressetext)
Kurzkritik:
Borges‘ Thesen sind simpel, allerdings lassen sich seine sechs Vorträge nicht knapp wiedergeben, weil sie dafür zu gehaltvoll sind.
Werner gibt (4,5 von 5 Eselsohren)
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Lesen lernen mit Borges
Ich habe meinen Urlaub gewissermaßen mit Borges verbracht: morgens ein Gedicht (aus „Die zyklische Nacht“), vormittags mehrmals eine der Vorlesungen aus „Das Handwerk des Dichters“ {oder ein Essay (aus „Kabbala und Tango“)}.
Die Havard-Vorträge sind wohl nichts für GermanistInnen. Alle anderen könnten damit das Lesen lernen – oder auf jeden Fall versuchen, ihre „schlechten“ Lesegewohnheiten zu verlernen.
Bewusstsein als Form des Unglaubens
Man muss Borges nicht einmal zustimmen, um sich auf den Weg zu machen. Seine Thesen sind ganz simpel (etwa „Die Absichten des Dichters sind nicht so wichtig“ oder „Ich glaube, die erste Lektüre eines Gedichts ist die wahre“, allerdings „können man sagen, dass Dichtung jedesmal eine neue Erfahrung ist“), doch muss man schon sehr viel wissen, um zu Borges‘ Einfachheit zu gelangen.
Respektive: man muss wissen, was man davon ruhigen Gewissens wieder vergessen kann. Borges sagte, „Sich der Literaturgeschichte bewusst zu sein, ist in Wahrheit eine Form des Unglaubens, eine Form des Skeptizismus.“
Eines Dichters Credo
Allerdings lassen sich die sechs Vorträge nicht knapp wiedergeben, dafür sind sie zu gehaltvoll. Sie behandeln „Das Rätsel der Dichtung“, Metaphern, das Erzählen, Wortmusik und Übersetzung, Denken und Dichtung sowie „Eines Dichters Credo“. Jeder einzelne Vortrag ist bereichernd – für SchriftstellerInnen und für LeserInnen (und Borges betrachtet das Schreiben als eine Art von Kollaboration).
Und er sagte: „man liest, was man mag – aber man schreibt nicht, was man schreiben möchte, sondern was man zu schreiben fähig ist“.
Von Werner Schuster
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Jorge Luis Borges, geb. 1899 in Buenos Aires, gründete schon als junger Mann mit Freunden zusammen literarische Zeitschriften. Sein erster Gedichtband erschien 1923. Von 1950-1953 war er Präsident des argentinischen Schriftstellerverbands und von 1955-1973 Direktor der Nationalbibliothek von Buenos Aires. 1961 erhielt er, zusammen mit Beckett, den Internationalen Literaturpreis Formentor, dem bis zu seinem Tod 1986 in Buenos Aires zahlreiche internationale Ehrungen folgten. Kaum ein Schriftsteller des 20. Jahrhunderts hat so viele andere Autoren beeinflusst wie Borges.
Mehr über Jorge Luis Borges bei Wikipedia.
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