16/05/2010von 491 Views – 0 Kommentare

„Live“

Vor ein paar Jahrzehnten erzählte ein Bekannter von einem Supertramp-Konzert, dass die so exakt wie auf den LPs gespielt hätten. Meine Frage war, warum ich deswegen zu einem Konzert gehen soll.

Nun wissen wir spätestens seit 1991, als Frank Zappa zur „The Best Band You Never Heard In Your Life“-CD schrieb, „in a world where most of the ,big groups‘ go on stage and pretend to sing and play, we proudly present this quaint audio artifact. Yes, once upon a time, live musicians actually sang and played this. All material contained herein is 100% live“, dass Live-Konzerte in der Regel getürkt sind. Sprich, die da oben tun nur mehr so, als ob sie spielen und singen würden.

Wenn‘s ihn gerade freut

Vor einer Weile hat mir jemand sogar erzählt, dass es im modernen Playback möglich sei, dass der Gitarrist gerade Lust hat, wirklich zu spielen, und sein Solo dann über das Band gelegt wird. Ich hab keine Ahnung, ob das tatsächlich möglich ist.

Jedenfalls habe ich mir am 1. Mai bei „Pop around the Clock“ auf 3sat mit der „Green Day“-Verehrerin Flora das Pink-Konzert angeschaut. Und einerseits fand ich, dass Pink mit der „Funhouse“-Tour dem Rock-Konzertwesen eine neue Dimension abgewonnen hat. Die Bühnenshow mit ihren Zirkus-Elementen war nämlich außer fulminant auch intelligent und witzig. Und ich hatte weiters den Eindruck, dass die MusikerInnen und TänzerInnen Spaß an ihrem anstrengenden Tun hatten. Aber die können ja auch nur so als ob getan haben.

Laufsteg

Was mich natürlich zu der Frage brachte, ob Pink auch tatsächlich gesungen hat. Dass sie auf einem Laufsteg direkt ins Publikum sang, beweist ja nix. Aber sie war nicht perfekt und zum Teil recht heiser. Also hab ich schlussendlich gedacht: „Da schau her, die singt wirklich.“

Allerdings habe ich mir ein paar Tage danach die „Funhouse“-CD ausgeborgt und angehört, und ich muss sagen: Auf der singt sie ebenfalls nicht perfekt und zum Teil recht heiser.

Hat sie oder hat sie nicht?

Hat sie oder hat sie nicht? Oder ist das mittlerweile egal, weil eh niemand mehr damit rechnet, dass ein großes Konzert tatsächlich live stattfindet?

Schließlich ist es auch schon wieder 15 Jahre her, dass man sich darüber aufregte, dass die Rolling Stones auf verschiedenen „Voodoo Lounge“-Konzerten genau dieselben Fehler immer wieder machten. Und das sehr exakt.

Werner Schuster


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Literaturmagazin Eselsohren – 

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