07/02/2014von 838 Views – 0 Kommentare

McCarthy, Cormac: Grenzgänger

Roman
Taschenbuch
448 Seiten
Übersetzt von Hans Wolf
Rowohlt, 1995 ff.

Werner gibt  ★★★★½ 
Inhalt: Billy Parham und sein Bruder Boyd überschreiten die Grenze nach Mexiko. Sie sind auf der Suche nach gestohlenen Pferden und den Mördern ihrer Eltern. – Ein apokalyptisches Epos über die Liebe, den Tod und die Suche nach Identität.

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2. Februar: Ehrfurcht vor einem Wolf: ja; aber wie schafft es McCarthy, dass man Mitleid mit diesem wilden Tier hat?

2. Februar: “Ihre Herzen schlugen ihm entgegen, und doch hätten sie ihn schon aus dem geringsten Anlass getötet.”


4. Februar: In jedem Kapitel bisher eine eingeschobene, weltanschauliche Erzählung, die weit über die Geschehnisse hinausreicht
.

4. Februar: Und stets beschreibt McCarthy Action so akribisch, dass die Spannung eher nachlässt. (Ist ja auch kein Western-Heftchen.)


4. Februar: “Siedlungen, wo seine Wiederkehr vermerkt wurde, sodass seine Reise allmählich die Gestalt einer Geschichte annahm.”


6. Februar: Glauben Sie an Gott? – An göttlichen Tagen.

6. Februar: Schön! Eine Site mit Fotos & Hintergrundinfos zu einzelnen Büchern, z.B. auch für “Grenzgänger” von McCarthy:
 Book Drum

6. Februar: Selten wid in einem “Western” so viel über Schicksal und Gott geredet wie in “Grenzgänger”


Kurzkritik: „Grenzgänger“ ist mehr als ein realistischer „Western“, in dem ein junger Mann drei Mal mit seinem Pferd und ohne Geld von News Mexiko nach Mexiko zieht. Beim ersten Mal will Billy eine von ihm gefangene Wölfin aussetzen (statt sie zu töten) – sie wird ihm abgenommen und bei einem Hundekampf eingesetzt. Als er zurückkehrt, wurden seine Eltern ermordet und die Pferde gestohlen. – Mit seinem jüngeren Bruder versucht er, die Pferde aus Mexiko zurückzuholen. Zumindest beim Pferd seines Vaters gelingt ihm das, nur macht sich sein Bruder mit einem Mädchen aus dem Staub und wird zum Gesetzlosen.
Diesen sucht er bei seiner dritten Reise – und findet ihn auf dem Friedhof. Mit den Gebeinen seines Bruders kehrt er in die USA zurück.

Man merkt kaum, dass der Roman in der Mitte des 20. Jahrhunderts spielt. Man merkt auch nicht, wie viel Historisches McCarthy in das Buch eingearbeitet hat, – man liest immer noch einen großen Roman, wenn man das, was sich tatsächlich zugetragen hat (oder darauf Bezug nimmt), für Erfundenes hält. (Es gibt die wunderbare Website Book Drum, auf der man sich – auch anhand von Fotos und Videos – darüber informieren kann.)

Aber man muss McCarthys unaufgeregt-penible Beschreibung vom Reisen zu Pferd, vom Leben unter freiem Himmel, von Gastfreundschaft, Banditen und Hilfe seitens der Einheimischen schon mögen. Sogar die wenigen Actionszenen sind so genau geschildert, dass sie die Spannung beinahe verlieren.

Auch „Helden“, wie wir sie aus Westernfilmen kennen, gibt es in „Grenzgänger“ keine. Und es wird auch nichts glorifiziert, weder das mühevolle Landleben noch die zur Gesetzlosigkeit Getriebenen noch Billy, der kein Mann ist der etwas tun muss, sondern bloß das tut, was er für richtig hält, und mit den Konsequenzen umzugehen hat.

Darüber hinaus gibt es wohl keinen „Western“, in dem so viel über das Schicksal und Gott nachgedacht wird. An sich wird wenig gesprochen, doch lässt McCarthy Billy mehrere Begegnungen haben, in denen ihm etwa in Priester oder ein ehemaliger, von einem Offizier der Gegenseite geblendeter Freiheitskämpfer lang und breit ihre Lebensgeschichten erzählen – und welche Schlüsse sie daraus gezogen haben.

Wer will, kann mit „Grenzgänger“ nicht nur viel über Mexiko erfahren – und sich dazu anregen lassen, ebenfalls über das Schicksal und Gott nachzudenken.

 

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