10/06/2010von 630 Views – 0 Kommentare

Conefrey, Mick: Frauen gehören nach oben

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Buchcover
Erschienen 2010 bei Malik (Piper)
Aus dem Englischen von Gaby Wurster
Originalausgabe: „How to Climb Mont Blanc in a Skirt“, 2008
Inhalt:

„Frauen gehören nach oben!“ Mit diesem originellen Slogan gelang es der Bergsteigerin Arlene Blum, die Mittel für die erste rein weibliche Expedition auf einen Achttausender zusammenzubekommen. Frauen waren immer schon einfallsreich, wenn es um exotische Unternehmungen ging – ob sie nun aufbrachen, um selbst fremde Länder zu erforschen oder um ihre Männer nicht allein ziehen zu lassen. Mick Conefrey versammelt kuriose Anekdoten um Asienreisende, Fliegerinnen, Wüstenwanderinnen und Seglerinnen: Sie wussten, wie man mit Worten weiterkommt als mit gezückter Waffe, wann Pralinen oder sogar eine Badewanne ins Gepäck gehören. Was unterwegs bei Zickenalarm hilft. Und dass Eau de Toilette noch immer das beste Mittel gegen Seekrankheit ist. (Pressetext)

Kurzkritik:

Es macht großen Spaß, dieses Buch zu lesen: Neben den vielen Tipps und Kuriosa – vom Kochrezept für gegrillte Heuschrecken bis zur Anleitung zum Pinkeln in der Arktis – sind es auch die 120 liebe- und kunstvoll ausgearbeiteten Illustrationen von Adam Burton, die mich oft schmunzeln ließen. Doch Conefrey hat auf lockere, flüssig zu lesende Art auch Gesellschaftskritisches in dieses Buch verpackt: Männer haben schon immer sehr empfindlich darauf reagiert, wenn Frauen in ihre „Domänen“ eindringen wollten, und da bildet das Reisen und Entdecken keine Ausnahme.

Eva gibt  ★★★★☆  (4 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Entdeckerinnen entdecken

Extrembergsteigen im Rüschenrock? Mit verstauchtem Knöchel durch die Wüste, die Kamera unterm Kaftan? Solo-Segel-Törn um die Welt, aber nicht ohne einen Tupfer Parfüm? Von sechs Trägern in einem Badestuhl durch den Dschungel getragen?

Reisende Frauen: Da gab es für mich eigentlich nur Alexandra David-Néel, deren Bücher ich begeistert verschlungen habe. Doch seit der Lektüre von „Frauen gehören nach oben“ bin ich eines Besseren belehrt: Es gab (und gibt) sehr viele reisende Frauen, die Außerordentliches gewagt, erlebt und entdeckt und Bücher darüber geschrieben haben (wie ich der umfassenden Literaturliste am Schluss des Buches entnehmen konnte).

Pinkeln in der Arktis

Es macht großen Spaß, dieses Buch zu lesen: Neben den vielen Tipps und Kuriosa – vom Kochrezept für gegrillte Heuschrecken bis zur Anleitung zum Pinkeln in der Arktis – sind es auch die 120 liebe- und kunstvoll ausgearbeiteten Illustrationen von Adam Burton, die mich oft schmunzeln ließen. Doch Conefrey hat auf lockere, flüssig zu lesende Art auch Gesellschaftskritisches in dieses Buch verpackt: Männer haben schon immer sehr empfindlich darauf reagiert, wenn Frauen in ihre „Domänen“ eindringen wollten, und da bildet das Reisen und Entdecken keine Ausnahme.

Flugzeugtragflächen mit Heftpflaster reparieren

Vom Verächtlich-Machen bis zum Geldhahn-Zudrehen reichen die Strategien der Herren der Schöpfung, um es den Frauen möglichst schwer zu machen, auf eigene Faust die Welt zu erkunden. Das jedoch konnte keine der beschriebenen Damen davon abhalten, gebratene Schlange zu probieren, die Flugzeugtragflächen mit Heftpflaster zu reparieren oder sich in Indien als Göttin verehren zu lassen.

Wie frau reist

Conefrey untersucht im Kapitel „Reisen Frauen zur Venus und Männer zum Mars“ auch, ob es in Sachen Forscherdrang und Entdeckertum typisch männliche bzw. weibliche Herangehensweisen gibt, und wie es da mit verallgemeinernden Vorurteilen bestellt ist. Wie reist frau mit Männern, mit anderen Frauen, mit Kindern, mit Tieren? Ist Sicherheit ein Thema? Sind auch Frauen von Konkurrenzdenken geprägt?

Es werden noch viele Fragen aufgeworfen und teils auch beantwortet, doch die einzige Behauptung, die sich nicht durch Gegenbeispiele widerlegen lässt, ist: „Weibliche Entdeckungsreisende sind weitaus weniger bekannt als ihre männlichen Kollegen.“

Masquerade?

Das wird sich jetzt ändern: Welches Buch werde ich als erstes lesen? „Das Tal der Mörder. Persische Reisen“ von Freya Stark? Oder „Leben einer Dame in den Felsengebirgen“ von Isabella Bird? Vielleicht „Masquerade“ von Sarah Hobson, wo sie beschreibt, wie sie als junger Mann verkleidet den Iran bereist hat? Oder –

Von Eva Schuster

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Infos:

Leseprobe bei Malik (PDF).

Mick Conefrey, 1963 geboren, Bergsteiger und Filmemacher, hat sich mit seinen Dokumentarfilmen über Himalaya- und Arktisexpeditionen einen Namen gemacht, vor allem mit der BBC-Dokumentation zum 50jährigen Everest-Jubiläum 2003. „Wie man bei Windstärke 10 stilvoll eine Tasse Tee trinkt“ war ein Überraschungserfolg und wurde von „Bild der Wissenschaft“ zum Buch des Jahres gewählt. Er lebt mit seiner Familie in Oxford.

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Literaturmagazin Eselsohren – 

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