25/04/2010von 755 Views – 2 Kommentare

Rauch über Amsterdam

Bis auf meine Mutter haben mich fast alle mit dem gewissen Schlimme-SchülerInnen-Blick darauf hingewiesen, dass es in Amsterdam Coffee Shops gibt. Doch aus wohl bekannten Gründen hatten Eva und ich letztes Wochenende mit einer ganz anderen Art von Rauch zu tun.

Jenseits der Aschenwolke

Das begann, ohne dass wir es registriert hätten, bereits in Wien, als ein London-Flug wegen eines Unwetters abgesagt worden war. Unwetter in London? Wie weit ist Amsterdam von London entfernt?

In Frankfurt haben wir dann knapp unseren Anschlussflug verpasst, und nachher war‘s dann aus mit Fliegen, was von einem taoistischen Standpunkt aus auch gut war, denn sonst hätten wir wohl nichts von der Aschenwolke mitbekommen und hätten am Sonntag nichts ahnend den Flieger nach Hause nehmen wollen.

Wie Interrail

Doch so lernten wir, während wir auf unseren Zug warteten, ein Selbstbedienungslokal am Frankfurter Flughafen kennen. Und dann wurden wir an die seligen Interrail-Zeiten erinnert, als man in den Zügen am Gang gestanden oder gekauert ist. (Diesmal standen wir nur nur eine Stunde lang die Füße in den Bauch, dann erkämpften wir uns Sitzplätze.)

Klar, dass man danach zu schwach ist, um mit dem Taxifahrer zu streiten, der zu viel für die Fahrt verlangt.

Das war am Donnerstag, und am Samstag wollten wir uns um Rückfahrt-Bahntickets kümmern.

Am Amsterdamer Haupt-Bahnhof standen ca. 200 Menschen vor uns in der Schlange, und nachdem eine halbe Stunde nichts weitergegangen war, teilte man uns mit, dass es für heute und Sonntag keine Zugtickets mehr gebe.

Abgeschoben

Nun wartete aber unser Kind in Wien auf uns (das wir schnöde zu meiner Schwester abgeschoben hatten) und die Arbeit auch. Also fuhren wir zum Flughafen.

Dass just an diesem Wochenende Umbauarbeiten einen Schienen-Ersatzverkehr dorthin notwendig machten, sei nur am Rande erwähnt. Jedenfalls war dort die Schlange nur halb so lang. Ein Flughafen-Bediensteter wies mich darauf hin, dass man Bahntickets nach Deutschland auch am Inlandsschalter kaufen könne. Ich dachte: besser als nichts Und die Dame dort hätte uns sogar eine Fahrkarte ausgestellt, aber ohne reservierte Plätze. Wir aber wollten irgendwie nicht vier Stunden in einem überfüllten Zug stehen.

Nicht viel los in Utrecht

Die Dame meinte: Fahrt doch nach Utrecht, dort ist sicher nicht so viel los. Also fuhren wir nach Utrecht, dort war tatsächlich nicht so viel los, und wir mussten nur drei Stunden warten, bis wir drankamen.

Währenddessen hätten wir gerne viele Menschen umgebracht, die schier endlos brauchten, um ihre blöden Tickets zu kaufen. Auch uns hätte man dann kaltblütig ermorden wollen, denn es dauerte fast eine halbe Stunde, bis ein unerklärlicherweise freundlicher und gelassener Herr in einem völlig überlasteten System Sitzplätze für uns gefunden hatte.

Die Heimreise war dann schlimm, aber weniger schlimm als erwartet. Zum einen hatten wir damit gerechnet, dass unsere Reservierung falsch sein könnte oder dass dieselben Sitze mehrfach vergeben worden wären. Und/oder mit heillos überfüllten Zügen inklusive Kämpfen um unsere Plätze.

Auf nach ‘s-Hertogenbosch!

Nichts dergleichen. Wir kamen, sahen und saßen. Nicht gleich, weil es auf unserer ersten Strecke einen Unfall gegeben hatte und wir erst mit einem Pendelzug nach ‘s-Hertogenbosch mussten, wo dann der ICE gestürmt wurde, als hätten die Leute Angst um ihre Plätze. Und geschlafen haben wir auch nicht auf den unbequemen Sitzen im Großraum-Abteil mit die Nacht durchquasselnden MitfahrerInnen.

Dafür waren die Würstel in Frankfurt gut, und der Früh-Morgen-Kaffee in München wäre annehmbarer gewesen, hätte lautes Radio unsere strapazierten Nerven nicht noch mehr gereizt.

Als hätten wir in Amsterdam nichts anderes getan, als Coffee Shops zu besuchen, stiegen wir nach 19 Stunden Fahrt in Wien aus dem Zug.


2 Kommentare zu "Rauch über Amsterdam"

Trackback | Kommentar RSS Feed

  1. schwester sagt:

    @eva – yes 😀

  2. eva sagt:

    wir hätten es tun sollen! wir hätten es tun sollen!

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