27/01/2010von 522 Views – 0 Kommentare

Michalzik, Peter: Die sind ja nackt!

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Buchcover
Gebrauchsanweisung fürs Theater

Sachbuch
Erschienen 2009 bei Dumont
Inhalt:

Wer kennt das nicht: Nackte und Kopulierende auf der Bühne, dazwischen jede Menge roter Farbstoff man weiß nur nicht: wieso! Schlimmer noch: Hinterher soll man auch noch etwas Kluges darüber sagen. Ob Skandalinszenierungen oder langweilige Routine, es gibt viele Gründe, den Theaterbesuch aus dem Terminkalender zu streichen oder wie es Roland Barthes einmal sagte: »Ich habe das Theater immer sehr geliebt, und dennoch gehe ich fast nie mehr hin.«

Damit aus der Last wieder eine Lustbarkeit wird, will uns Peter Michalzik mit seinem vergnüglichen und aufwändig illustriertem Buch zum Theater verführen. (Pressetext)

Kurzkritik:

Ganz war es dann doch nicht das Buch, das ich mir erwartet hatte, aber dennoch hat der Theaterkritiker Peter Michalzik ein empfehlenswertes – weil informatives, subjektives und leidenschaftliches – Buch über das Theater heute geschrieben.

Werner gibt  ★★★★☆  (4 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Sprechen Sie Regie?

Ganz war es dann doch nicht das Buch, das ich mir erwartet hatte, aber dennoch hat der Theaterkritiker Peter Michalzik ein empfehlenswertes – weil informatives, subjektives und leidenschaftliches – Buch über das Theater heute geschrieben.

Nach der Einleitung dachte ich nämlich, Michalzik würde mir ein für alle Mal eine Argumentationsgrundlage für Gespräche mit Menschen geben, die Theateraufführungen wie vor mindestens 60 Jahren sehen wollen. Historische Bühnenbilder und Kostüme und herrliches, deklamierendes Bühnendeutsch.

Werktreue-Fans

Michalzik schreibt: Im Regietheater „wird unsere Sache mit alten Texten verhandelt, es wird gefragt, was uns die alten Texte zu sagen haben, womit sie uns helfen können. Anstatt sich davon anstecken zu lassen, wird das Verhältnis des Theaters zur Vergangenheit immer und immer wieder mit Begriffen wie Werktreue diskutiert.“ Und dass es langweilig wäre, ungestrichene Fassungen in werktreuen Inszenierungen zu sehen.

Nun, mit diesen Argumenten punktet man meiner Erfahrung nach bei Werktreue-Fans nicht.

Aber ansonsten hat Michalzik tatsächlich eine Gebrauchsanweisung geschrieben. Es ist sehr erfrischend, ihm „zuzuhören“, wie er eigentlich banale Fragen beantwortet: Was ist ein Schauspieler? Was macht einen Theaterbesuch aus? Was sind die Elemente, die für eine Theateraufführung unbedingt nötig sind?

Von Pollesch bis Pucher

Und dann widmet Michalzik knapp 100 Seiten den Charakteristika einzelner Regisseure (Frauen sind keine darunter; nur Andrea Breth wird im Abschnitt „Alte Meister“ namentlich erwähnt). Er beschreibt deren Regiesprachen zwar verständlich, man muss sich darunter aber dennoch nicht unbedingt etwas vorstellen können, wenn man noch keine Arbeit von René Pollesch, Frank Castorf, Luk Percefal oder Stefan Pucher gesehen hat.

Dann bricht Michalzik noch eine Lanze für zeitgenössische Stücke – und weist auch auf welche hin, die außerhalb von gönnerhaften Expertenzirkeln aufgeführt werden (sollten): Lukas Bärfuss‘ „Der Bus“, Rioland Schimmelpfennigs „Vorher/Nachher“ und Dea Lohers „Das letzte Feuer“.

Von Aischylos bis Jelinek

Schließlich bringt Michalzik noch die „wahrscheinlich kürzeste Theatergeschichte der Welt“ – mit einem wahrlich knappen klassischen Repertoire: Aischylos, Sophokles, Euripides; Shakespeare, Moli√®re, Racine, Corneille, Calderón, Lope de Vega, Gozzi, Goldoni, Lessing, Schiller, Kleist, Büchner; Ibsen, Strindberg, Tschechow; Hebbel, Grillparzer, Pirandello, Lorca, O‘Neill, Williams, Albee, Miller, Beckett; Hofmannsthal, Horváth, Brecht, Heiner Müller; Bernhard, Jelinek, Frisch, Dürrenmatt. – Das war‘s auch schon.

Von Werner Schuster

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Infos:

Peter Michalzik, Jahrgang 1963, studierte Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaften in München. Er ist Theaterkritiker und Redakteur im Feuilleton der Frankfurter Rundschau. 1999 veröffentlichte er eine Gründgens-Biografie, 2002 eine Biografie über Siegfried Unseld. Er gehörte der Jury des Berliner Theatertreffens an, zurzeit ist er Mitglied der Jury des Mühlheimer Stückemarkts, wo die wichtigsten neuen deutschen Dramen prämiert werden. Peter Michalzik lebt mit seiner Familie in Frankfurt am Main.

Über Peter Michalzik bei Perlentaucher.

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