12/08/2009von 1.093 Views – 3 Kommentare

Leon, Donna: Blutige Steine

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Buchcover Blutige Steine von Donna Leon
Krimi
Aus dem Amerikanischen von Christa E. Seibicke
Hardcover & Taschenbuch: Diogenes, 2006 & 2007
(„Blood from a Stone“, 2006)
Inhalt:

Tod eines Schwarzafrikaners auf dem Campo Santo Stefano. Ein Streit unter Immigranten? Oder steckt mehr hinter der Ermordung eines Illegalen? Brunetti hakt trotz Warnungen von höchster Stelle nach und entdeckt Verbindungen, die weit über Venedig hinausreichen. (Pressetext)

Kurzkritik:

Ich versteh‘s nicht: Was macht Donna Leon zu einer Bestseller-Autorin? Suspense kann‘s nicht sein, denn ihre Fälle sind weder besonders originell noch dramatisch. Ihre Romane sind handwerklich gut konzipiert und geschrieben, aber das sind die der meisten anderen auch. Und auf jeden Fall ist der Schauplatz Venedig clever gewählt, denn die Lagunenstadt ist ein weltbekannter Sehnsuchtsort. Was außer diesem Schauplatz hat Leon, was andere nicht haben?

Werner gibt  ★★★☆☆  (3 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Der wohltemperierte Musikverein

Ich versteh‘s nicht: Was macht Donna Leon zu einer Bestseller-Autorin? Suspense kann‘s nicht sein, denn ihre Fälle sind weder besonders originell noch dramatisch. Ihre Romane sind handwerklich gut konzipiert und geschrieben, aber das sind die der meisten anderen auch. Und auf jeden Fall ist der Schauplatz Venedig clever gewählt, denn die Lagunenstadt ist ein weltbekannter Sehnsuchtsort. Was außer diesem Schauplatz hat Leon, was andere nicht haben?

Die Niederösterreichischen Tonkünstler

Ich hab da so eine Idee, für die ich ein bisschen ausholen muss. In Wien gibt es ja den (ebenfalls weltberühmten) Goldenen Saal im Musikverein mit dem dort stattfindenden Neujahrskonzert – und mit den Abonnementskonzerten der Wiener Philharmoniker. Dort spielen aber auch die Wiener Symphoniker – und die Niederösterreichischen Tonkünstler, wenn man eine unfaire Reihung vornehmen wollte, die Nummer Drei der österreichischen Orchester. Sagen wir so: Kein Tourist betritt den Musikverein wegen der Tonkünstler. Aber deren Abonnementskonzerte sind ebenfalls gut besucht. Denn während die Philharmoniker jetzt auch schon Werke spielen, die weniger als 100 Jahre alt sind (genauso wie die Symponiker, nur die Karten sind teurer), sind die Tonkünstler am ehesten noch ein Garant für Mozart und Beethoven.

Mozart und Beethoven

Und was hat das, bitte, jetzt mit Donna Leon zu tun? – Sie haben‘s erraten: Ihre Brunetti-Krimis sind – auch ein Garant für Mozart und Beethoven (im übertragenen Sinne). Das kennt man schon, da kann man mitsingen – oder auch ein bisserl schlafen und versäumt nicht wirklich was. Klassisch.

Nehmen wir „Blutige Steine“. – Ich hatte lange nichts von Donna Leon gelesen, und habe nicht das Gefühl, etwas versäumt zu haben. Mir wird suggeriert, dass ich mittels Leon Venedig für fortgeschrittene Touristen vorgesetzt bekomme, ich weiß, was der Commissario (samt Familie) sagen und denken und tun wird, er hat – wie anscheinend alle Menschen – einen doofen Boss, und er hat seine Fälle, an die er fachmännisch herangeht und die wie gehabt ein Sittenbild ab- und zu moralischen Familiengesprächen Anlass geben.

Die 14. Leon

Und ich habe ja den Verdacht, dass es mit dem Venedig für Fortgeschrittene ungefähr so viel auf sich hat wie mit der Darstellung der illegal eingewanderten Schwarzen, die in „Blutige Steine“ einzig aus Sicht der Nicht-Asylgeber beschrieben werden und aus zwar emphatischer, aber großer Distanz. Sie wirken wie gerade noch realistische Malvorlagen, welche Leon von unser aller Brunetti und seinen guten und weniger guten Mitmenschen ein bisschen linkisch ausmalen lässt.

Ach ja: Einer dieser Schwarzen wird erschossen, und – wie der Buchtitel erahnen lässt – hat das mit Edelsteinen zu tun, und zwar blutigen. Und Donna Leon teilt uns wieder einmal mit, wie ungerecht und korrupt es zugeht auf dieser Welt, es könnte einen direkt frösteln, doch Gott sei Dank ist der Musikverein wohltemperiert, und man kann von der Einleitung bis zum Finale zu den allseits bekannten Melodien der „14. Leon“ mitschunkeln.

Schön war‘s wieder.

Von Werner Schuster

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Infos:

Über Donna Leon bei Wikipedia.

3 Kommentare zu "Leon, Donna: Blutige Steine"

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  1. mia sagt:

    “Blutige Steine” gefällt mir. Die Autorin hat ein meisterhaftes Werk geschafft. vielen dank für die Info, mia

  2. wps sagt:

    @ darryl: na dann werde ich wohl noch ein anderes werk von ihr ausprobieren.

  3. darryl sagt:

    Donna Leon hat ja gute Werke, aber meines Erachtens ist “Blutige Steine” nicht unter ihnen …

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