17/10/2013von 145 Views – 0 Kommentare

Lesenotizen zu Habilas „Öl auf Wasser“

fuellfederVorsicht! Kann (muss aber keine) Spoiler enthalten.
Im Zweifel verstecke ich die jeweilige Passage. (Klick mich an.)

Spoiler ist eine Information, die wesentliche Handlungselemente verrät und dadurch den Lesegenuss verderben kann.


Helon Habila: Öl auf Wasser
Hardcover, E-Book
Wunderhorn Verlag, 240 Seiten
Übersetzt von Thomas Brückner
Zur Inhaltsangabe (unten).

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Etwas schwer, hineinzukommen. Fängt gar nicht wie ein Krimi an (ist auch, glaub ich, keiner, aber auf Amazon schreiben einige, dass es einer ist).

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Schön langsam blick ich durch: Zwei Journalisten suchen in Namibia nach einer von Öl-Terroristen Entführten. (nachträgl. Anm.: Namibia? Wie bin ich auf Namibia gekommen?! – Es handelt sich um Nigeria.)

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Zwischendurch, aber nicht aufdringlich, beschreibt Hablia, wie die Erdöl-Förderung die Natur zerstört, damit die Lebensgrundlage der Einheimischen, und wie auch Traditionen kaputt gehen.

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Ein bisschen springt er mir zu sehr hin und her. V.a., weil beide Protagonisten in vielen Szenen vorkommen, sodass ich nicht immer gleich weiß: ist das jetzt Gegenwart oder Vergangenheit.
Aber ich versteh schon: Es gibt eine Hauptstory (die Suche nach der Entführten), und die Vorgeschichte wird in Zwiwchenkapiteln dargelegt.

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Schön, dass die Erdölförderer nicht als charakterlich böse dargestellt werden.
Auch, dass Habila die Befreier/Terroristen nicht nur verklärt darstellt werden.
Überhaupt sehr vielschichtige Personen.

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Ist schon raffiniert, der Aufbau mit Rückblenden, aber musste der wirklich sein? Für mich nach wie vor verwirrend. Wäre es weniger spannend gewesen, chronologisch zu berichten?

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Die Hauptfigur Rufus nimmt ihre Schicksalsschläge eigentlich sehr gelassen hin (Kamera und Notizen weg; Job verloren etc.)

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Toll, wie Habila möglichst viele Perspektiven einfängt: Einwohner, Rebellen, Soldaten, Ölförderer, Journalisten, …
Und wie er die Suche nach der entführten Frau mit einer weitreichenden Beschreibung der Auswirkungen der Ölförderung verbindet.

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Spoiler
Warum erzählen die Entführte und ihr Mann dem Journalisten von ihrer unglücklichen Ehe?
Und muss ausgerechnet das Hausmädchen (von ihm) schwanger sein?

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Schon lange keine Rückblende mehr …

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Wie die Entführung tatsächlich vor sich gegangen ist, ist wirklich eine Überraschung …

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Ein schöner, alles abschließender, aber doch einiges offen lassender Schluss.
Ein toller Roman. – Das mit den Rückblenden (in denen ich mich nicht zurechtgefunden habe) muss ich mir nochmals ansehen. – Tatsächlich eine Mischung aus Umweltkrimi und Politthriller, und ein bisschen Bildungsroman und Liebesgeschichte.

Inhalt

Port Harcourt, Nigeria, im Delta des Niger. Eine Frau verschwindet. Dies wäre keine Nachricht in den Medien wert, handelte es sich nicht um eine Britin, die Ehefrau eines hochrangigen Mitarbeiters einer ausländischen Ölgesellschaft, die im Delta und vor der Küste Öl bohren. Die Entführung ist offensichtlich das Werk einer Rebellengruppe, die gegen die Ölgesellschaften kämpfen, die das Land ausbeuten und zerstören. Als eine Lösegeldforderung eingeht, wittert der junge Journalist Rufus die Chance zu einer großen Story und macht sich mit dem gealterten Starreporter Zaq auf die Suche nach der Entführten. Es wird eine Reise ins Delta des Nigers hinein, ins Herz der Finsternis, in eine apokalyptische Welt. Mit wachsendem Entsetzen nimmt Rufus die Zerstörung der Umwelt wahr, die Eskalation der Gewalt, die je eigenen Profitinteressen, die die widerstreitenden Kräfte Ölgesellschaften, Polizei und Armee, Politiker und lokale Würdenträger auf der einen Seite, die Rebellen mit ihren Sympathisanten auf der anderen in den Auseinandersetzungen verfolgen, die Entmenschlichung auf beiden Seiten der Front.
Opfer sind in jedem Fall die einfachen Menschen, Fischer zumeist, die im Delta des Flusses leben. Sie haben nicht die Mittel, sich zur Wehr zu setzen, ihre Dorfgemeinschaften werden zwischen den Fronten zerrieben, sie verlieren ihre Lebensgrundlage, werden vertrieben, müssen fortziehen, hin zur großen Stadt, an deren Rand sie stranden.
Ein Bildungsroman und Umweltkrimi zugleich, Politthriller und anrührende Liebesgeschichte.

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Literaturmagazin Eselsohren – 

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