15/10/2007von 563 Views – 0 Kommentare

Steinfest, Heinrich: Cheng

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Buchcover Steinfest ChengKrimi
Lübbe, Piper (2007)
(1999)
Inhalt:

Markus Cheng ist Privatdetektiv in Wien. Seine Geschäfte gehen schlecht, und zudem wird auch noch sein letzter Klient mit einem Loch im Kopf aufgefunden. In diesem Loch steckt ein Zettel mit einer rätselhaften Botschaft: »Forget St. Kilda«. Und ob Cheng nun will oder nicht – damit steckt er mitten im Schlamassel. Denn eine unbekannte Dame erweist sich als eine knallharte Mord-Maschine mit System … Heinrich Steinfests ausgesprochen skurriler Humor und einzigartiger Schreibstil machen diesen Krimi zu etwas ganz Besonderem. (Pressetext)

Kurzkritik:

Es scheint ja eine Eigenart von österreichischen Krimi-AutorInnen zu sein, dass sie ihre Fälle oft weniger oder mehr zum Anlass nehmen, sich gewissermaßen “wegzuschildern”, also vor lauter genussvollem Schreiben immer wieder zu vergessen, dass sie eigentlich eine Handlung weitertreiben könnten/sollten/müssten.

Werner gibt  ★★★★☆  (4 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Weggeschildert

Über Heinricht Steinfest ist man z.B. bei Amazon schwer geteilter Meinung: Entweder bekommen seine Krimis (fast) alle oder (beinahe) gar keine Punkte von den LeserInnen. Tatsächlich treibt Steinfest das, was man mittlerweile als österreichischen Krimi typisiert hat, auf die Spitze (siehe etwa Schwermütige Detektive von Michael Rohrwasser in der “Wiener Zeitung”).

“Es scheint, als partizipierten die österreichischen Detektive von Anfang an – stärker als ihre ausländischen Kollegen – am Misstrauen gegen die Aufklärungszuversicht”, schreibt Rohrwasser. Nun, das lässt sich auch von Cheng behaupten (oder von Markus Böhm, wie sich der in Wien geborene Chinese nennt, um potenzielle Kunden nicht durch seinen Namen abzuschrecken), der noch dazu ein ausgesprochener Pechvogel ist: In seinem ersten Fall verliert er teilweise sein Gehör und einen Arm.

Cheng taucht auf

Doch zuerst taucht er in diesem seinem ersten Fall überhaupt erst auf Seite 36 auf, dann aber übernimmt er sozusagen den Roman – und auch sich bei der Aufklärung diverser, zusammenhängender Morde.

Dramaturgisch schwach erscheint mir, dass die Lösung in einem seitenlangen Monolog einer Verdächtigen präsentiert wird, wofür mich das jenseitig-absurde Schlusskapitel allerdings wieder entschädigt. Und dann scheint ja eine weitere Eigenart von österreichischen Krimi-AutorInnen zu sein, dass sie ihre Fälle oft weniger oder mehr zum Anlass nehmen, sich gewissermaßen “wegzuschildern”, also vor lauter genussvollem Schreiben immer wieder zu vergessen, dass sie eigentlich eine Handlung weitertreiben könnten/sollten/müssten.

Übertreibungskünstler

Steinfest tut dies als Übertreibungskünstler und in etwa so, als hätte Thomas Bernhard (schwarzen) Humor gehabt. Da “war jeder in dieser verwunschenen Stadt ein Wirtschaftsverbrecher”, da kommen “die Hundebesitzer im Laufe der Ozonlochdebatte auf den österreichischen Journalismus zu sprechen, eines ihrer Lieblingsthemen”, da machen “die Künstler ja gar keinen Hehl daraus, dass im Zuge der Verkapitalisierung aller Gesellschaftsbereiche nicht nur, sondern vor allem die sogenannte Avantgarde (die Marke Avantgarde) die vollkommene Unterwerfung praktiziert, ja im Grunde erst mittels dieser Unterwerfung den Anspruch, Kunst zu sein, erfüllt”.

Um was es geht? Tja, da sind wir wieder bei Rohrwasser gelandet: “Schließlich gibt es ein genuines Handlungselement des österreichischen Krimis: das Graben in der Vergangenheit.”

Von Werner Schuster

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Infos:

Heinrich Steinfest wurde 1961 geboren. Albury, Wien, Stuttgart – das sind die Lebensstationen des erklärten Nesthockers und preisgekrönten Kriminalautors Heinrich Steinfest, welcher den einarmigen Detektiv Cheng erfand. Er wurde mehrfach mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet, erhielt den Stuttgarter Krimipreis 2009 und den Heimito-von-Doderer-Preis

Interview mit Steinfest im HVB-Anzeiger (2008)

Über Heinrich Steinfest bei Wikipedia.

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