26/05/2007von 684 Views – 0 Kommentare

Kos, Michael: Herzversagen

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Cover Kos HerzversagenProsa
Literaturedition Niederösterreich (2001)
Kurzkritik:

Mit seinem Prosaband „Herzversagen“ pflegt auch der 1963 geborene Michael Kos die wohl durch Thomas Bernhard begründete österreichische Tradition des exzessiv formulierten Scheltens, – um diese mit den Provinz-Possen „Amok in St. Peter“ ein gutes Stück hinter sich zu lassen.

Werner gibt  ★★★★½  (4,5 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Selbstmord in Ferndorf

Mit seinem Prosaband „Herzversagen“ pflegt auch der 1963 geborene Michael Kos die wohl durch Thomas Bernhard begründete österreichische Tradition des exzessiv formulierten Scheltens, – um diese mit den Provinz-Possen „Amok in St. Peter“ ein gutes Stück hinter sich zu lassen.

Im Titel gebenden „Herzversagen“ jedenfalls nimmt Kos zehn Selbstmorde zum Anlass für einen Rundumschlag auf den kärntner Raum Ferndorf. Egal, aus welcher Gegend die oder der Tote kommt, es ist immer die „kleinkarierteste“. Und die durch Selbstverbrennung ums Leben gekommene Edith K. ist für Kos an Herzversagen gestorben, „weil man an einer Wohnhaftigkeit in Ferndorf, an einer Adeg-Anstellung und an einem Familienstand mit dem Maschinenschlosser K. eigentlich nicht verbrennen, sondern bloß herzhaft versagen kann“.

„Herzversagen“

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„Trostlos“ geht es zu in diesem „hässlichen Industrieort“ mit seinen „verschlagenen“ und „bornierten“ Einwohnern, mit seiner Mischung aus Katholizismus und „Bauernschläue“. Man kann sich eigentlich nur erhängen wie der Streuner Peter, bei 140 Stundenkilometern verunglücken wie Günther, ins Wasser (der Drau) gehen wie die Ehefrauen Bertha, Rosa und Eveline, aus dem Fenster springen wie Gerhard und sich vor den Zug werfen wie Franz und Ridi. Oder sich mit Auspuffgasen umbringen wie Kos‘ Vater Heinz, nachdem er des (einen Ehebruch finanzierenden) Betruges überführt worden ist, und in der hinterbliebenen Familie einen „Kahlschlag der Beziehungen“ verursachen.

„auf Vogelköpfen laufen“

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Dies umschreibt der Autor mit einer bilderreichen, vom Ausufern gerade noch zurückgehaltenen Sprache voller Bitterkeit, Zorn, Mitgefühl und auch Klischees, – um sich im nachfolgenden Text „auf Vogelköpfen laufen“ einen metaphysisch angehauchten Spaß daraus zu machen, dass „einer, der in potentia frei läuft, sich realiter erst zur Gänze freiläuft, wenn er die gesamte Legion von Spielweisen des Laufens im Laufschritt durchmessen hat“, also etwa auch auf Vogelköpfen – wie zum Beispiel welchen von Amelie Hahn, Humbert Fink und Michael Kos (dessen Name im Slawischen „schwarzer Vogel“ bedeutet).

„Amok in St. Peter“

Bewertet man die übrigen Texte als vielversprechende Talentproben, so muss man „Amok in St. Peter“ als Mittelding zwischen Gesellen- und Meisterstück ansehen. Fasziniert und vergnügt verfolgt man da, wie Kos hinter die Oberfläche seiner Figuren dringt, indem er sie sowohl aus ihrer eigenen als auch aus fremder Sicht beschreibt, wie er ihr Beziehungsgeflecht nach und nach offenlegt und insgesamt einen typischen, aber nicht klischeehaften Ort anschaulich skizziert. – Dagegen wirkt das satirisch-boshafte „Phönix Austria“ bloß wie eine weitere kunstvoll übertriebene Darstellungen des österreichischen Phlegmas.

Chamäleon

Anzumerken bleibt noch, dass Michael Kos nicht nur das Cover dieses Buches gestaltet hat, sondern dass darin von dem Absolventen der Hochschule für angewandte Kunst auch Korb-Acrylkitt-Objekte abgebildet sind. Typisch für die kleine, feine „Literaturedition Niederösterreich“, die nicht zufällig ein Chamäleon als Logo hat: Für jedes der über 50 Bücher dieser Edition wird eine zum Inhalt passende Form gesucht, und so gleicht kein Band dem anderen.

Werner Schuster, © Album/Standard (2001)

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Infos:

Zur Homepage von Michael Kos.

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