Kurzporträts

Liebe LeserInnen,

mehr als ein Jahr lang lief bei den Eselsohren eine literarische Wissenssuche namens „Eselsbrücken“. Diese bezogen sich entweder auf einen konkreten Anlass (Verfilmungen etc.) oder auf die Geburts- und Sterbetage von SchriftstellerInnen, die zum Teil in Vergessenheit geraten sind.

Eselsbrücken von A – Z:

ARENDT Hannah („Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“)

BABITS Mihály (prägte in den 1930er-Jahren das literarische Leben in Ungarn)

BIERCE Ambrose („Der bitterer Bierce“)

BLYTON Enid („Fünf Freunde“, „Hanni und Nanni“)

BONSELS Waldemar („Die Biene Maja und ihre Abenteuer“)

BURNS Robert (Volksdichter – „Poems chiefly in the Scottish dialect“)

Lord BYRON („Byronic Hero“)

CHAR René (hermetische Gedichte)

CHLEBNIKOW Welemir („Eine Ohrfeige dem allgemeinen Geschmack“)

DAUTHENDEY Max (entwickelte sich als Lyriker mit seinen Lautmalereien und Synästhesien zum Impressionisten)

FICHTE Hubert (ethnologischer Schriftsteller)

GONCOURT Jules de und Edmond de (quellenfundierte biografische, kunst- und kulturhistorische Studien)

GORDON Jehuda Leib („Kozo schel Jod“)

GRÜN Max von der („Die Vorstadtkrokodile“)

GÜNDERRODE Karoline von (romantisch-schwermütige Gedichte)

GÜNTHER Johann Christian („Als er durch innerlichen Trost bei der Ungeduld gestärkt wurde“)

HARTUNG Hugo („Ich denke oft an Piroschka“ und „Wir Wunderkinder“)

HUCH Ricarda („Der Dreißigjährige Krieg“ und „Der lautlose Aufstand“)

HUYSMANS Joris-Karl (Dekadenzliteratur)

IRVING Washington („Sleepy Hollow“)

ISHIGURO Kazuo („Was vom Tage übrig blieb“)

JACOB Max („Der Würfelbecher“)

JUNICHIRO Tanizaki (Zu seinen Ehren wird seit 1965 ein mit 1 Million Yen dotierter Preis verliehen)

KASCHNITZ Marie Luise (Buchhändlerin, Freifrau, Lyrikerin)

KESSEL Martin („Herrn Brechers Fiasko“)

KISCHON Ephraim (Satiriker)

KOTZEBUE August von (Unterhaltungsdramatiker)

KUNERT Günter („Irrtum ausgeschlossen“)

LAXNESS Halldór („Die Islandglocke“)

LILIENCRON Detlev von (beeinflusste die Lyrik der Jahrhundertwende)

LOEST Erich (seine Romane schildern detailreich und authentisch den Alltag in der DDR)

MALAPARTE Curzio (Kriegs- bzw. Nachkriegsromane „Kaputt“ und „Die Haut“)

MALRAUX André ( „La condition humaine“)

MANSFIELD Katherine („Das Gartenfest“)

MARAN René (Mitbegründer der Négritude-Bewegung)

MIEGEL Agnes („Die Frauen von Nidden“)

MISTRAL Frédéric (Félibrige) und Gabriela (sehnsuchtsvoll-melancholische Liebeslyrik)

MÜLLER Wilhelm („Das Wandern ist des Müllers Lust“ und der sog. „Lindenbaum“)

NESIN Aziz (türkischer Satiriker)

NEXØ Andersen(„Pelle der Eroberer“)

PORTER Katherine Anne („Das Narrenschiff“)

PUSCHKIN Alexandr („Boris Godunov“)

RADISCHTSCHEW Aleksandr („Reise von Petersburg nach Moskau“)

RAMUZ Charles Ferdinand („Das große Grauen in den Bergen“)

REINECKER Herbert („Kommissar“, „Derrick“, „Siska“)

REINSHAGEN Gerlind (Theaterautorin)

ROBBE-GRILLET Alain (Nouveau Roman)

SAGAN Françoise („Bonjour tristesse“)

SAND George (Begründung eines problematisierenden Frauenromans)

SCHAUMANN Ruth („Das Arsenal“)

Madame de STAEL („Biographie einer berühmten Europäerin“)

STOUT Rex (Nero Wolfe)

THACKERAY William Makepeace („Vanity fair““)

TORBERG Friedrich („Die Tante Jolesch“ und „Der Schüler Gerber“)

VIDAL Gore („Ben Hur“)

WALPOLE Horace (Gothic Novels)

WEISS Ernst („Der Augenzeuge“)

WILHELM IX. (Erster weltlicher Lyriker des christlichen Europa)

YOURCENAR Marguerite („Ich zähmte die Wölfin“)

Hannah Arendt (* 14. Oktober 1906 in Linden, heute Teil von Hannover; † 4. Dezember 1975 in New York; eigentlich Johanna Arendt) war eine jüdische Publizistin und Gelehrte deutscher Herkunft. Die Entrechtung und Verfolgung von Menschen jüdischer Abstammung seit 1933 sowie ihre eigene kurzfristige Inhaftierung im selben Jahr veranlassten sie zur Emigration aus Deutschland. Vom nationalsozialistischen Regime 1937 ausgebürgert, war sie staatenlos, bis sie 1951 die Staatsbürgerschaft der USA erhielt. Sie war unter anderem als Journalistin und Hochschullehrerin tätig und veröffentlichte wichtige Beiträge zur politischen Philosophie. Gleichwohl lehnte sie es stets ab, als „Philosophin“ bezeichnet zu werden. Auch dem Begriff „Politische Philosophie“ stand sie eher distanziert gegenüber; sie bevorzugte für ihre entsprechenden Publikationen die Bezeichnung „Politische Theorie.“

Viel mehr über Hannah Arendt bei Wikipedia.

Bei Amazon erhältlich sind zum Beispiel folgende Werke:
„Eichmann in Jerusalem“
„Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft: Antisemitismus. Imperialismus. Totale Herrschaft“
Vita activa oder Vom tätigen Leben

nach oben

Babits, Mihály, 26.8.1883 – 4.8.1941; ungarischer Schriftsteller; prägte in den 1930er-Jahren das literarische Leben in Ungarn. Er schrieb formvollendete, geistvolle klassizistisch-symbolistische Gedichte, ferner Romane, Novellen, Essays und Studien. Als Literaturhistoriker und Übersetzer (u.a. Dante, Shakespeare, Goethe) war er ein bedeutender Vermittler der westeuropäischen Literatur.– © GEO

Mehr über Mihály Babits bei Wikipedia.

Seine Bücher sind antiquarisch erhältlich booklooker.de.

nach oben

Bierce, Ambrose, * Meigs City 24.6.1842, † (verschollen) in Mexiko 1914; war Journalist in San Francisco, London und Washington, als „bitterer Bierce“ für seine zynisch-kritischen Satiren berüchtigt. Er schrieb meisterhafte Kurzgeschichten, die sich durch bissigen Humor, makabre Inhalte, präzise Beschreibungen psychischer Ausnahmesituationen und überraschende Erzählschlüsse auszeichnen und oft auf seine Erlebnisse im Sezessionskrieg zurückgreifen.

Mehr über Ambrose Bierce bei Wikipedia.

Bei Insel gibt es von ihm die Meistererzählungen und Aus dem Wörterbuch des Teufels, welches auch als Miniaturbuch mit 508 Seiten (!) erhältlich ist.

nach oben

Blyton, Enid, englische Schriftstellerin, 11.8.1896 – 28.11.1968; schrieb seit 1922 etwa 400 Abenteuerbücher für Kinder und Jugendliche, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden (u.a. die Reihe um Hanni und Nanni). – © GEO

Bei Wikipedia weiß man auch, dass diese Kinder- und Jugendbuchautorin „in der Biografie von Barbary Stoney (die unter der Mitwirkung von Blytons Tochter Imogen Pollock entstand) als lieblose, herrische Mutter dargestellt wird, die ihrem geschiedenen Mann den Umgang mit den Töchtern verbot und dafür sorgte, dass die beiden Mädchen fast fünfzehn Jahre lang keinen Kontakt zu ihrem Vater hatten. Blytons Verhältnis zu anderen Kindern soll laut ihrer Tochter Imogen schon in der Zeit als Lehrerin nicht besonders eng und warmherzig gewesen sein.“

Außerdem weigerten sich in den 1970ern und 1980ern einige britische Buchhandlungen, Blytons Bücher in ihrem Sortiment zu führen. Mehr zur Kritik an Blytons Werk und zu Blyton bei Wikipedia.

Erhältlich bei Amazon: „Fünf Freunde erforschen die Schatzinsel“, „Hanni und Nanni Sammelband 01“, „Die Insel der Abenteuer“.

nach oben

Waldemar Bonsels, * Ahrensburg 21.2.1881, † Ambach 31.7.1952; unternahm seit seinem 17. Lebensjahr Reisen und Wanderungen in Europa, Indien und Ägypten und danach in Nordamerika. Bonsels schrieb überaus erfolgreiche Reiseberichte, Romane und Erzählungen mit einer Neigung zum Märchenhaften und zur Naturmystik. Weltweit bekannt wurde “Die Biene Maja und ihre Abenteuer” (1912). – © GEO

Über Waldemar Bonsels bei Wikipedia,
“Die Biene Maja und ihre Abenteuer” bei Arena und bei DVA.

nach oben

Robert Burns, * Alloway 25.1.1759, ‚Ć Dumfries 21.7.1796; stammte aus einer armen Bauernfamilie, war Autodidakt. Er wurde mit seinem ersten Gedichtband “Poems chiefly in the Scottish dialect” berühmt und fortan als naturbegabter Volksdichter bewundert. Seine großteils in heimischer Mundart geschriebenen Gedichte und Lieder verarbeiten oft alte schottische Quellen; viele wurden zu Volksliedern. Sein erst später geschätztes satirisches Talent zeigt sich auch in der humorvollen Verserzählung “Tam o’Shanter”. – © GEO

Über Robert Burns bei Wikipedia,
lieferbare Bücher hab ich von ihm keine gefunden, dafür eine 12-CD-Box (!) mit seinen Liedern.

nach oben

Byron, George Gordon Noel, 6. Baron, genannt Lord Byron, * London 22.1.1788, † Griechenland 19.4.1824; erbte Titel und Vermögen seines Großonkels, studierte in Cambridge, unternahm nach kurzer politischer Tätigkeit eine Mittelmeer- und Orientreise. Wegen Inzestverdachts von der englischen Gesellschaft geächtet, reiste er 1816 in die Schweiz, wo er Percy Bysshe Shelleys Freundschaft gewann. 1824 fuhr er nach Griechenland, um am Freiheitskampf der Griechen gegen die Türken mitzuwirken, starb aber bald nach der Ankunft in Mesolongion an Malaria.

Byron war eine zwiespältige Persönlichkeit: In ihm vereinen sich Exzentrik und Melancholie, Weltschmerz und Anteilnahme sowie sich hingebende Liebe und ausschweifende Sinnlichkeit. – © GEO Themenlexikon

Mehr über Lord Byron und über den „Byronic Hero“ bei Wikipedia.

Erhältlich sind von ihm:
Lord Byron: Ein Lesebuch mit Texten, Bildern und Dokumenten (Insel)
Sämtliche Werke, Bd.1: Childe Harolds Pilgerfahrt und andere Verserzählungen (um ca. 45 Euro bei Artemis & Winkler)
Byron. Shelley. Keats. Ein biographisches Lesebuch (dtv)

nach oben

Char, René, französischer Lyriker, 14.6.1907–19.2.1988; ging 1929 nach Paris, stand bis 1938 den Surrealisten nahe; war 1940–44 an der Résistance beteiligt, was er in den aphoristischen Notizen „Feuillets d‘Hypnos“ verarbeitete. Seine hermetischen Gedichte thematisieren in kühnen, lakonischen Bildern, oft in enger Verbindung mit der Landschaft der Provence, die Gegensätze des menschlichen Lebens wie Freiheit und Verantwortung sowie die Dichtung als Gegenkraft zur Wirklichkeit. Sie wurden u.a. von Paul Celan und Peter Handke ins Deutsche übersetzt. – © GEO Themenlexikon Literatur

Mehr über René Char bei Wikipedia.

Bei Amazon findet man Hypnos: Aufzeichnungen aus dem Maquis (1943-44). Feuillets d‘Hypnos, Die Bibliothek in Flammen und andere Gedichte, Der herrenlose Hammer und Gesänge von Balandrane.

nach oben

Chlebnikow, Welemir, * Tundutowo 9.11.1885, † Santalowo 28.6.1922; studierte u.a. Mathematik in Kasan und St. Petersburg, wo er v.a. in symbolistischen Dichterkreisen verkehrte. Er war Mitbegründer des russischen Futurismus und hatte eine Vorliebe für den Primitivismus. Seine Theorie einer von Grammatik und Logik freien „transmentalen“ Sprache versuchte er in seiner experimentellen Lyrik umzustetzen. Chlebnikows Poetik basiert auf der Annahme, dass Sinn und Bedeutung in den Wurzeln der Wörter und in puren Lautkombinationen zu finden sind. Er schrieb auch Erzählungen und kleine dramatische Skizzen. – © GEO Themenlexikon

Zu den lyrischen Experimenten Chlebnikows gehört auch der Zyklus „lach anlachsam belacherant!“. Daraus ein Zitat aus der ersten „Beschwörung des Lachens“:

Ihr Lacherer, schlagt die Lache an!
Ihr Lacherer, schlagt an die Lacherei!
Die ihr vor Lachen lacht und lachhaftig lachen macht,
schlagt lacherlich eure Lache auf! …

Mehr über Welemir Chlebnikow bei Wikipedia, bei Rowohlt gibt es seine Werke (Poesie – Prosa – Schriften – Briefe).

nach oben

Dauthendey Max, 25.7.1867 – 29.8.1918; war zunächst Maler; gehörte zeitweise zum Berliner Naturalistenkreis und zur Münchner und Pariser Boheme; bereiste mehrfach Europa, Amerika und Asien. Nach naturalistischen Anfängen entwickelte sich Dauthendey als Lyriker mit seinen Lautmalereien und Synästhesien zum Impressionisten. – © GEO

Mehr über Max Dauthendey bei Wikipedia.

Bei Amazon erhältlich: „Die acht Gesichter am Biwasee“ und „Das Herz singt auf zum Reigen: Gedichte“ [Reprint der Originalausgabe von 1937].

nach oben

Fichte, Hubert, Prleberg 21. 3. 1935, † Hamburg 8. 3. 1986; war nach Landwirtschaftslehre und längeren Frankreichaufenthalten (zeitweilig als Schafhirt in der Provence) ab 1963 freier Schriftsteller. 1971–75 betrieb er ethnologische Studien v.a. in Brasilien und der Karibik. Fichtes Selbstverständnis als Außenseiter prägt die autobiografischen Romane. Seine Erzählweise ist durch Assoziativität und Diskontinuität gekennzeichnet.

Mehr über Hubert Fichte bei Wikipedia.

Bei Amazon sind seine autobiografischen Romane „Das Waisenhaus“ und „Die Palette“ erhältlich.

nach oben

Goncourt, Jules de, * Paris 17.12.1830, † Paris 20.6.1870, und Edmond de, * Nancy 26.5.1822, † Champrosay 16.7.1896, französische Schriftsteller; schrieben ihre Werke meist gemeinsam. Sie verfassten quellenfundierte biografische, kunst- und kulturhistorische Studien. Indem sie deren wissenschaftliche Grundtendenz auf den Roman übertrugen, wurden die Goncourts zu Wegbereitern des Naturalismus. Carakteristisch sind neben den Hauptfiguren aus Bürger- und Künstlerkreisen die, so GEO, Literarisierung des Abstoßenden und der Unterschichten sowie das Interesse für pathologische Zustände.

Die von Edmond de Goncourt testamentarisch zur Herausgabe der umfangreichen Tagebücher der Brüder und zur Förderung junger begabter Autoren eingesetzte Académie Goncourt vergibt jährlich den Prix Goncourt.

Mehr über die Goncourts bei Wikipedia. Von den Goncourts ist derzeit kein Buch lieferbar, wohl aber mit dem Prix Goncourt ausgezeichnete Werke. Dieser ist mit symbolischen 10 Euro dotiert und trotzdem der begehrteste Literaturpreis Frankreichs, weil er dank seiner Bekanntheit die Auflage des preisgekrönten Werkes in der Regel stark erhöht.

nach oben

Jehuda Leib Gordon (* 7. Dezember 1830 in Wilna; † 16. Dezember 1892 in Sankt Petersburg) war einer der bedeutendsten hebräischen Dichter des 19. Jahrhunderts und ein überzeugter Vertreter der Haskala. Gordon erlernte zunächst Bibel und hebräische Grammatik und danach den Talmud; diese Reihenfolge war in der damaligen traditionellen jüdischen Erziehung ungewöhnlich. Mit 14 Jahren galt Gordon als Wunderkind und erhielt die Erlaubnis, seine Studien ohne Lehrer weiterzuführen. Als 17-Jähriger begann Gordon mit dem Studium europäischer Kultur und Sprachen (Russisch, Deutsch, Polnisch, Französisch und Englisch). Gordons erste Werke waren lange epische Gedichte mit Bezug auf biblische Themen, beispielsweise Ahawat David u-Michal („Die Liebe Davids und Michals“, 1857). 1859 erschien Mischle Jehuda („Jehudas Gleichnisse“), mit Übersetzungen und Adaptationen der Werke von Aesop, Phädrus, La Fontaine, Lessing und Krylow. Dieses Werk wurde im Zarenreich sehr populär. Ein Schwerpunkt des Engagements von Gordon lag im Kampf um die Verbesserung der Lage der Frau im Judentum.

Noch mehr über Jehuda Leib Gordon bei Wikipedia, und gar nix gibt’s von ihm bei Amazon.

nach oben

Grün, Max von der, 25.5.1926–7.4.2005; war zunächst Bauarbeiter, 1951–64 Bergmann im Ruhrgebiet, lebte seitdem als freier Schriftsteller in Dortmund. Er begann in den 1950er-Jahren Gedichte zu veröffentlichen; bekannt wurde er durch seine im Kohlenrevier spielenden, autobiografisch geprägten, realistischn und sozialkritischen Romane „Männer in zweifacher Nacht“ und besonders „Irrlicht und Feuer“, der einen Skandal hervorrief und seine Entlassung nach sich zog. – © GEO

Mehr über Max von der Grün bei Wikipedia.

Erhältlich sind von ihm:
Vorstadtkrokodile (cbj)
Irrlicht und Feuer (Klartext)
Männer in zweifacher Nacht (Pendragon)

nach oben

Günderrode, Karoline von, Pseudonym Tian, * Karlsruhe 11.2.1780, † (Selbstmord) Winkel 26.7.1806; lebte als Stiftdame in Frankfurt am Main; war befreundet mit Bettina von Arnim und Clemens Brentano; ihre unglückliche Liebe zu dem klassischen Philologen Georg Friedrich Creuzer trieb sie zum Selbstmord. Sie veröffentlichte romantisch-schwermütige „Gedichte und Phantasien“ (1804) und „Poetische Fragmente“ (1805): sie verfasste außerdem drei Dramen. – © GEO Literaturlexikon

Mehr über Karoline von Günderrode bei Wikipedia.

Erhältlich sind von ihr Sämtliche Werke (Stroemfeld) sowie Gedichte, Prosa, Briefe (Reclam) und über sie Die Erde ist mir Heimat nicht geworden (Insel) sowie die Biografie (Rowohlt).

nach oben

Günther, Johann Christian, *1695, †1723, studierte Medizin in Wittenberg und Leipzig, bewarb sich als Dichter vergeblich um Gönner an den Höfen Wien und Dresden; führte nach 1719 ein unstetes Leben, starb in Elend. Günther beherrschte den poetischen Formenkanon des Barock vollkommen. Der größte Teil seines Werks besteht aus konventionellen Gelegenheitsdichtungen. Der früh einsetzende Nachruhm gründet sich auf die Liebes-, Studenten- und Klagelieder, in denen Günther seinem Gefühl und seinen Leiden einen subjektiven Ausdruck verleiht, der bis dahin in der deutschen Dichtung unbekannt war. (© GEO Themenlexikon Literatur)
Im folgenden Gedicht verflucht Günther, dem biblischen Hiob gleich, die eigene Empfängnis und Geburt. Jürgen Stenzel schreibt dazu (in Reclams Gedicht-Interpretationen) :„Weder in Günthers Werk noch in dem seiner Zeitgenossen weit und breit ist Verzweiflung jemals mit so vehementer Vorbehaltlosigkeit, so sprachgewaltig, so aggressiv zu Wort gekommen wie hier. (…) Vor allem aber richtet sich die rebellische Provokation gegen die Dreifaltigkeit selbst, Gott Vater, Sohn und heiligen Geist.“

Mehr über Johann Christian Günther bei Wikipedia, einige seiner Gedichte sind beim Projekt Gutenberg abrufbar.

Im Jänner 2010 hat Nabu Press Gedichte von Johann Christian Günther herausgebracht, vom Deutschen Klassiker Verlag gibt es auch die Werke in einem Band.

nach oben

Hartung, Hugo, * 17.9.1902, † 2.5.1972; schrieb den Roman vom Kampf um Breslau 1945 „Der Himmel war unten“, v.a. aber Unterhaltungsromane wie „Ich denke oft an Piroschka“ und „Wir Wunderkinder“. – © GEO

Mehr über Hugo Hartung bei Wikipedia.

Vielleicht laufen diese Filme ja einmal im Fernsehen, es gibt aber auch DVDs von Ich denke oft an Piroschka (mit Liselotte Pulver) und Wir Wunderkinder (mit Johanna von Koczian, Elisabeth Flickenschildt, Liesl Karlstadt, Hansjörg Felmy, Horst Tappert und sogar Wolfgang Neuss).

nach oben

Huch, Ricarda, Pseudonym Richard Hugo, * Braunschweig 18.7.1864, † Schönberg 17.11.1947: studierte Geschichte und Philosophie in Zürich, wurde als eine der ersten deutschen Frauen promoviert; Tätigkeit in der Züricher Stadtbibliothek; danach freie Schriftstellerin. Von ihrem Frühwerk voller Fnatasie und lyrischem Subjektivismus führte der Weg immer mehr zur beschreibenden, „objektiven“ Darstellung historischer Gestalten und Eriegnisse. Einen Höhepunkt ihres literarischen Schaffens diser Richtung bildet die Schilderung des Dreißigjährigen Krieges. Schließlich gelangte sie zu religiösen Themen und versuchte, trotz kritischer Haltung zur Institution Kirche, den säkularisierten Menschen der Gegenwart zur Gottesnähe zurückzubringen. 1933 trat sie aus Protest gegen die politische Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten aus der Preußischen Akademie der Künste aus. Ihr Werk über die deutsche Widerstandsbewegung gegen den Nationalsozialismus konnte sie nicht mehr vollenden. – © GEO Themenlexikon

Mehr über Ricarda Huch bei Wikipedia.

Erhältlich sind von ihr „Der Dreißigjährige Krieg“ (Insel), „Der Fall Deruga“ (SZ-Bibliothek) und nur mehr antiquarisch „Der lautlose Aufstand“ (Über die deutsche Widerstandsbewegung; bearb. & hg. von G. Weisenborn bei Rowohlt).

nach oben

Huysmans, Joris-Karl, * Paris 5.2.1848, † Paris 12.5.1907; ursprünglich Anhänger des Naturalismus und Mitglied des Kreises von Médan (um Émile Zola). Mit seinem Hauptwerk, dem Roman „Gegen den Strich“, in dem die Flucht eines übersensiblen Menschen in eine artifizielle Welt raffinierter Kunst- und Sinnesgenüsse dargestellt wird, wurde er zum bedeutendsten Vertreter der Dekadenzliteratur. Nach kurzfristigem Interesse für Okkultismus und schwarze Magie wandte er sich in seinen späteren Werken einem äthetisierenden Katholizismus zu. Ab 1899 lebte er als Laienbruder in einem Trappistenkloster. – © GEO Themenlexikon Literatur

Mehr über Joris-Karl Huysmans bei Wikipedia.

„Gegen den Strich“ gibt es bei Diogenes und Reclam, ebenso „Tief unten“ (Diogenes, Reclam).

nach oben

Irving, Washington, * New York 3. 4. 1783, † New York 28. 11. 1859; studierte Jura, lebte viele Jahre in Europa und war hier der erste, viel gelesene Repräsentant der amerikanischen Literatur und begründete die amerikanische Kurzgeschichte. – © GEO

Mehr über Washington Irving bei Wikipedia.

Erhältlich sind „Sleepy Hollow und andere Kurzgeschichten“ bei Patmos und ab August 2009 auch bei Insel.

nach oben

Kazuo Ishiguro , englischer Schriftsteller japanischer Herkunft, dessen erste Romane sich prägnant, evokativ und ironisch mit der Begegnung der japanischen Nachkriegsgesellschaft mit der westlichen Kultur auseinandersetzten. „The Remains of the Day“ (1989) offenbart im Protokoll eines Butlers Mechanismen der Verdrängung von Emotionen und Erinnerung.

Mehr über Kazuo Ishiguro bei Wikipedia, Alles, was wir geben mussten und Was vom Tage übrigblieb bei Amazon.

nach oben

Max Jacob, französischer Schriftsteller und Maler, * Quimper 11.7.1876, † im Internierungslager Drancy 5.3.1944; war befreundet mit Pablo Picasso, Juan Gris und Guillaume Apollinaire. 1915 konvertierte er vom jüdischen Glauben zum Katholizismus und lebte seite 1921 vorwiegend im Benediktinerstift Saint-Benoit-sur-Loire; 1944 wurde er verhaftet und nach Drancy deportiert. In Jacobs vielschichtigem Werk, das auch dem Surrealismus den Weg bereitete, verbinden sich visionäre Momente, religiöse Verinnerlichung und Fantasie mit skeptischer Haltung, Sarkasmus und dem Geist der Paradoxie. Berühmt wurde er mit seinen Prosagedichten (“Le cornet à dés”, 1917m 2 Tle.; dt. Auswahl u.d.T. “Der Würfelbecher”). – © GEO

Mehr über Max Jacob bei Wikipedia,
eine ausführliche Würdigung habe ich auch in der “Zeit” gefunden.

nach oben

Tanizaki, Jun’ichirō, 24.7.1886 – 30.7.1965; Seine Romane sind durch einen an Dekadenz grenzenden Sensualismus charakterisiert; häufig thematisieren sie die destruktive oder unheimliche Macht einer Frau, die an den westlichen Typus der Femme fatale erinnert. Schönheit, Sexualität und Tod sind wiederkehrende Themen; Figuren aus westlichen Ländern sorgen für Exotik. Als sein wichtigstes Werk gilt der Roman „Die Schwestern Makioka“ (1948). – © GEO

Mehr über Tanizaki Jun’ichirō bei Wikipedia. Dort ließt man nichts von der destruktiven Macht einer Frau sondern: „Seine großen Romane gestalten den Kontrast von Tradition und Moderne in immer neuen Problemstellungen.“

Seine Bücher sind antiquarisch erhältlich bei booklooker.de.

nach oben

Kaschnitz, Marie Luise, * Karlsruhe 31.1.1901, ‚Ć Rom 10.10.1974; war Buchhändlerin in München und Rom, lebte nach der Heirat mit dem Archäologen Guido Freiherr Kaschnitz von Weinberg u.a. in Königsberg, Frankfurt am Main und bei Freiburg im Breisgau. Kaschnitz begann um 1933 mit Liebesgeschichten und Nacherzählungen griechischer Mythen. Ihre ersten, nach dem Krieg erschienenen Gedichte thematisieren in traditioneller Formensprache Kriegserfahrungen, Leid und Zerstörung. Mit dem 1957 veröffentlichten Band „Neue Gedichte“ verliert sich die strenge Form. Neben Lyrik, Erzählungen und Romanen schrieb sie auch Essays und Hörspiele sowie Tagebücher. – © GEO Themenlexikon Literatur

Mehr über Marie Luise Kaschnitz bei Wikipedia.

Suhrkamp/Insel lässt diese Schriftstellerin nicht der Vergessenheit anheimfallen. Erhältlich sind Der alte Garten (Großdruck) und Das dicke Kind und andere Erzählungen, im Jänner (09) ist Orte: Aufzeichnungen erschienen und im Mai (09) kommt Beschreibung eines Dorfes heraus.

nach oben

Kessel, Martin, 14.4.1901–14.4.1990 (kein Schreibfehler; Anm.); seit 1923 freier Schriftsteller in Berlin, das er häufig zum Schauplatz in seinen Gedichten und Romanen machte. Als zeitkritischer Essayist, Erzähler und Lyriker bevorzugte er kleinere literarische Formen, die er in geistvoller und geschliffener Sprache gestaltete. – © GEO

Mehr über Martin Kessel bei Wikipedia.

Herrn Brechers Fiasko und Die Schwester des Don Quijote bei Amazon.

nach oben

Kishon, Ephraim, israelischer Schriftsteller und Journalist, 23.8.1924 – 29.1.2005. Kishon lebte seit 1949 in Israel. Er wurde durch in viele Sprachen übersetzte satirische Erzählungen und Theaterstücke bekannt und verfasste auch Hörspiele und Filmdrehbücher. – © GEO

Mehr über Ephraim Kishon bei Wikipedia („Weltweit bekannt sind die ,Familiengeschichten‘, Kishons meistverkauftes Buch. Es ist, abgesehen von der Bibel, auch das meistverkaufte Buch in hebräischer Sprache. Sein im deutschen Sprachraum wohl bekanntestes Werk ist die Bürokratie-Satire ,Der Blaumilchkanal‘“).

„Alle Satiren“ auf 1122 Seiten sind erhältlich bei Amazon.

nach oben

Kotzebue, August von, * Weimar 3. 5. 1761, † (ermordet) Mannheim 23. 3. 1819. 1780 war er Advokat in Weimar, 1981–90 in russischen Diensten, 1997–99 Theaterdichter in Wien. 1800 wurde er bei seiner Rückkehr nach Russland verhaftet und nach Sibirien verbannt, nach einigen Monaten jedoch rehabilitiert und zum Direktor des Deutschen Theaters in Sankt Peterburg berufen. In seinem 1818 gegründeten „Literarischen Wochenblatt“ polemisierte er gegen die liberalen Ideen der Burschenschaften, und wurde von einem Studenten erstochen. Mit August Wilhelm Iffland war er der die Bühne beherrschende Unterhaltungsdramatiker seiner Zeit. Am geglücktesten sind seine Lustspiele „Die beyden Klingsberg“ und „Die deutschen Kleinstädter“. – © GEO

Mehr über August von Kotzebue bei Wikipedia.

Dramatische Spiele von August von Kotzebue oder „nur“ Reclam Universal-Bibliothek, Nr.90, Die deutschen Kleinstädter bei Amazon.

nach oben

Kunert, Günter, * 6. 3. 1929. Studierte an der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee und veröffentlichte seit 1947 Gedichte, gefördert von Johannes R. Becher und Bertold Brecht. Nach dem Protest gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns wurde er 1977 aus der SED ausgeschlossen, siedelte 1979 in die Bundesrepublik Deutschland über und lebt heute in Schleswig-Holstein.

Die Gedichte, meist freirhythmische, lakonische Verse, zeigen seinen souveränen Umgang mit den Traditionen, die Prosa hat zuweilen satirische Züge.– © GEO Themenlexikon

Mehr über Günter Kunert bei Wikipedia.

Bei Amazon erhältlich sind zum Beispiel Irrtum ausgeschlossen: Geschichten zwischen gestern und morgen und Auskunft für den Notfall (beide im Hanser-Verlag) sowie Immer wieder am Anfang: Erzählungen und kleine Prosa (bei Reclam).

nach oben

Laxness, Halldór, * 23.4.1902–8.2.1998. Einfluss auf Laxness‘ Schaffen hatten die Sagas, daneben der Expressionismus, den er in Deutschland kennenlernte, der Katholizismus, zum dem er im Winter 1992/23 in einem luxemburgischen Kloster konvertierte, der Surrealismus, mit dessen Vertretern er während seines Frankreichaufenthaltes 1924–26 Kontakt hatte, sowie sozialistische Ideen, zu denen er sich nach seiner Rückkehr von einer Amerikareise (1926–29) bekannte. Neben Lyrik, Essays, Erzählungen und Dramen sind v.a. die sozialkritischen Romane, in denen er den epischen Sagastil aufnahm und meisterhaft umgestaltete, von besonderer Bedeutung. 1955 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. – © GEO

Mehr über Halldór Laxness bei Wikipedia.

Bei Amazon sind zB. Weltlicht, Atomstation und antiquarisch sein bekanntestes Werk, Die Islandglocke erhältlich.

nach oben

Liliencron, Detlev von, * Kiel 3.6.1844, † Hamburg 22.7.1909. Liliencron nahm als Offizier am Deutsch-Französischen Krieg teil, wanderte 1875 in die USA aus. Nach seiner Rückkehr war er Verwaltungsbeamter , ab 1887 lebte er als freier Schriftsteller in München und Berlin unter schwierigsten materiellen Verhältnissen. Liliencron gehört zu den Vorbereitern des Naturalismus und beeinflusste die Lyrik der Jahrhundertwende (Rilke, Bierbaum). – © GEO

Mehr über Detlev von Liliencron bei Wikipedia.

Erhältlich ist ein günstiger Gedichte-Band bei Reclam. Wer da Geschmack findet, kann ja die gerade (Juni 09) bei Wachholtz erscheinenden Gesammelten Werke erstehen.

nach oben

Loest, Erich, * 24. 2. 1926; war 1947–50 Journalist, dann freier Schriftsteller in Leipzig. Loest nahm nach dem 17. Juni 1953 eine zunehmend kritische Haltung gegenüber dem SED-Regime ein, die 1957 zur Verurteilung zu sieben Jahren Zuchthaus führte. Nach seiner Entlassung schrieb er unter dem Pseudonym Hans Walldorf Kriminalromane. Erst mit dem Roman „Schattenboxen“ (1973) wandte er sich der DDR-Gegenwart zu.1981 übersiedelte er, Konsequenzen aus eingeschränkten Publikationsmöglichkeiten ziehend, in die BRD. Seit 1990 wohnt er auch wieder in Leipzig. Loests Romane schildern detailreich und authentisch den Alltag in der DDR, sein Roman „Nikolaikirche“ (1990, verfilmt) ist ein Beitrag zur Aufarbeitung jüngerer deutscher Geschichte.

Mehr über Erich Loest bei Wikipedia.

Bei Amazon sind u.a. erhältlich: Schattenboxen, Nikolaikirche und Gute Genossen. Erzählung, naturtrüb.

nach oben

Malaparte, Curzio, eigtl. Kurt Erich Suckert, 9.6.1998 – 19.7.1957. Der Sohn einer Italienerin und eines Deutschen war u.a. 1928–31 Leiter der Tageszeitung „La Stampa“, zunächst Anhänger der Fascchisten, wurde später jedoch wegen seiner kritischen politischen Haltung verhaftet und verbannt. Im Zweiten Weltkrieg war er Kriegsberichterstatter, nach Kriegsende Verbindungsoffizier zur US-Armee. Malaparte erregte Aufsehen mit seinen dynamisch geschriebenen polemischen Kriegs- bzw. Nachkriegsromanen „Kaputt“ und „Die Haut“. Er war auch als Filmregisseur tätig. – © GEO

Mehr über Curzio Malaparte bei Wikipedia.

Erhältlich sind „Kaputt“ und „Die Haut“ sowie die unter dem Titel „Zwischen Erdbeben: Streifzüge eines europäischen Exzentrikers“ erschienenen Reisereportagen.

nach oben

André Malraux, * Paris 3.11.1901, † Créteil 23.11.1976. Malraux’ Biografie ist nicht restlos geklärt, da er selbst Legendenbildungen befördert hat. Ging nach dem Studium nach Indochina und kritisierte dort die französische Kolonialpolitik. Veröffentlichte dann in rascher Folge seine großen Romane, engagierte sich in kommunistischen Aktivitäten und dnahm auf der republikanischen Seite am Spanischen Bürgerkrieg teil. Wurde 1940 Mitglied der Résistance. Als Anhänger des französischen Präsidenten Charles de Gaule war er 1958–69 Kulturminister.
Frühwerk: Symbolismus und Surrealismus. Die großen Romane kreisen um das Thema der „Aktion“ in Grenzsituationen. Die späteren Werke sind vom Existenzialismus geprägt. – © GEO Themenlexikon

Mehr über André Malraux bei Wikipedia.

„La Condition Humaine“ gibt’s „natürlich“ nur antiquarisch, und auch sonst sieht’s mit Malraux-Büchern nicht so toll aus; einzig „Der Königsweg“ ist (noch) neu erhältlich.

nach oben

Mansfield Katherine, eigtl. Kathleen Mansfield Beauchamp, neuseeländische Schriftstellerin, * Wellington 14.10.1888, † Fontainebleau 9.1.1913; in England erzogen, wo sie 1908 zurückkehrte, um ihren schriftstellerischen Neigungen zu folgen. Ihre sorgfältig strukturierten Short Stories, die mit großer Einfühlungskraft, z.T. aber auch mit großer Schärfe anhand von Augenblicksimpressionen Einblicke in das alltägliche Leben u.a. der neuseeländischen Gesellschaft vermitteln, sind stark von persönlichen schicksalshaften Erlebnissen (gescheiterte erste Ehe, Totgeburt ihres Kindes, Tod des Bruders, unheilbares Lungenleiden) bestimmt. Wie D. H. Lawrence und Virginia Woolf zählt Mansfield zu den bedeutendsten Vertretern der modernen angelsächsischen Erzählliteratur.
Werke (Auswahl): In a German pension (1911; dt. In einer deutschen Pension); Bliss an other stories (1918; dt. Seligkeit); The Garden Party and other short stories (1922; dt. Das Gartenfest); The Doves’ Nest (hg. 1923; Das Taubennest); Something Childish (hg. 1924; dt. Etwas Kindliches, aber sehr Natürliches).

Über Katherine Mansfield bei Wikipedia.

Bei Amazon erhältlich sind derzeit nur „Rosabels Tagtraum“ (eine Auswahl aus dem Gesamtwerk bei Manesse) sowie die Hörbücher „Glück: Zwei Erzählungen“ (Diogenes) und „Deutsche beim Fleisch“ (aus „In einer deutschen Pension“ bei Hörbuch Hamburg).

nach oben

MARAN, René, karibischer Schriftsteller aus Martinique, * Fort-de-France 5.11.1887, † Paris 9.5.1960; 1910–23 Kolonialbeamter im französischen Zentralafrika. In „Batouala“ (1921) schilderte Maran realistisch das Leben unter der Kolonialherrschaft. Er gilt als Mitbegründer der Négritude-Bewegung.

Nicht erwähnt wird im GEO Themenlexikon, dass Maran 1921 als erster schwarzer Schriftsteller den Prix Goncourt erhalten hat und dass er nach der Veröffentlichung seines Romans „Batouala“ von seinem Posten in der Kolonialverwaltung zurücktreten musste.

nach oben

Agnes Miegels mütterliche Vorfahren lebten in Filzmoos am Oberhofgut, dem ältesten Anwesen im Salzburger Land (Österreich), und gehörten zu den protestantischen Salzburger Glaubensflüchtlingen, die 1732 von Friedrich Wilhelm I. nach Ostpreußen gerufen wurden. Sie machte ab 1900 eine Ausbildung als Kinderkrankenschwester in einem Berliner Kinderkrankenhaus und war von 1902–1904 als Erzieherin in einem Mädcheninternat in Bristol (England) tätig.
1906 kehrte Miegel nach Königsberg zurück, um ihre kranken Eltern und insbesondere ihren erblindenden Vater bis zu seinem Tod im Jahre 1917 zu pflegen. Sie lebte dort bis 1945, unterbrochen von größeren Reisen, und arbeitete dort als Journalistin, Autorin und ab 1927 als freie Schriftstellerin. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges flüchtete sie im Februar 1945 vor der herannahenden Roten Armee nach Dänemark.
Bekannt wurde Miegel besonders mit ihrer Ballade „Die Frauen von Nidden“, die bis dato noch vereinzelt in Schulbüchern auftaucht. Hierin beschreibt sie den Untergang des Dorfes Nidden in Ostpreußen (heute Nida) bei einer Pestepidemie. In ihrer Heimatlyrik verarbeitete sie insbesondere ostpreußische Bezüge und wurde oft als „Mutter Ostpreußens“ bezeichnet.

Mehr bei Wikipedia über Agnes Miegel.

Miegels Gedichte und Geschichten aus Ostpreußen „Es war ein Land“ bei Amazon.

nach oben

Mistral, Frédéric, 8.9.1830–25.3.1914; 1854 Mitbegründer, später Haupt der Erneuerungsbewegung der provenzalischen Literatur „Félibrige“. Am bekanntesten wurde sein Werk „Mirèio“ (1859; dt. „Mireia“), eine tragische Liebesgeschichte, in der provenzalische Landschaft, Lebensformen und Traditionen lebendig werden. Er verfasste auch ein Wörterbuch der neuprovenzalischen Sprache und übersetzte viele seiner Werke ins Französische.

Mistral, Gabriela, chilenische Lyrikerin, 7.4.1889–10.1.1957. Mistral wurde berühmt durch sehnsuchtsvoll-melancholische, nach metaphysischem Trost strebende Liebeslyrik, die, von persönlichem Leid veranlasst, zur Menschheitsdichtung reift. Das humanitäre Grundgefühl gewinnt mit dem Einsatz für die im Spanischen Bürgerkrieg leidenden Kinder auch politische Qualität.

© GEO Themenlexikon

Mehr über Frédéric und über Gabriela Mistral bei Wikipedia.

Die Werke unserer NobelpreisträgerInnen sind derzeit nur antiquarisch erhältlich.

nach oben

Müller Wilhelm , genannt Griechen-Müller, * Dessau 7.10.1794, † Dessau 1.10.1827; philologische Studien in Berlin, 1813 als Freiwilliger in den Befreiungskriegen, 1817–18 als Reisebegleiter in Italien, danach Gymnasiallehrer und herzoglicher Bibliothekar in Dessau. Wegen seines Engagaments für den Befreiungskampf der Griechen gegen die Türken erhielt er den Beinamen „Griechen-Müller“. Müller verfasste journalistische Arbeiten und war Redakteur. Er war u.a. mit Ludwig Tieck, Goethe, Justinus Kerner und Ludwig Uhland bekannt. Müllers Lyrik war beeinflusst durch das Volkslied, durch Joseph von Eichendorf und die Spätromantiker. Einige seiner Lieder wurden zum Volksgut. Müllers Liederzyklen „Die schöne Müllerin“ und „Die Winterreise“ erhielten durch Franz Schuberts Vertonung bleibende Bedeutung. – © GEO

Mehr über Wilhelm Müller bei Wikipedia.

Legendär (hier kann man das wirklich einmal behaupten) sind die Aufnahmen von „Die schöne Müllerin“ und „Die Winterreise“ mit Dietrich Fischer-Dieskau und Gerald Moore: Vor kurzem wurden diese Liederzyklen wieder aufgelegt.

nach oben

Nesin Aziz, eigentl. Mehmet Nusret, * Konstantinopel 20. 12. 1915, † Izmir 6. 7. 1995; verfasste Kurzgesschichten, Erzählungen, Romane und Theaterstücke. Wegen der darin geäußerten Gesellschafts- und häufig Regimekritik erhielt Nesin Haftstrafen und Publikationsverbote. Er galt als der profilierteste Satiriker der Türkei. Seine (mehr als 100) Werke wurden in über 30 Sprachen übersetzt. Das Vorhaben, Salman Rushdies „Die satanischen Verse“ ins Türkische übersetzen zu lassen, mobilisierte den Widerstand national-religiöser Kräfte. Bei einem Anschlag radikaler Islamisten gegen Nesin kamen am 2. 7. 1993 in Sivas 37 Menschen ums Leben.

Mehr über Aziz Nesi bei Wikipedia.

Bei Amazon gibt es von ihm folgende Bücher:
„Der einzige Weg“
„Ein Schiff namens Demokratie“
„Man bittet zum Galgen“

nach oben

Andersen Nexø, Martin, * Kopenhagen 26.6.1869, † Dresden 1.6.1954; wuchs im Armenviertel von Kopenhagen auf, später in Nexø auf Bornholm, wo er Hirtenjunge und Schuhmacherlehrling war; nach Besuch verschiedener Volkshochschulen wurde er Lehrer, 1901 freier Schriftsteller. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Andersen Nexø Kommunist, lebte 1923–30 in Deutschland, dann in Dänemark, später in Schweden, der Sowjetunion, seit 1951 Dresden. In seinem Hauptwerk, dem autobiografisch geprägten proletarischen Entwicklungsroman “Pelle der Eroberer”, gestaltete Andersen Nexø den Werdegang seines Helden vom Arbeiterkind zum Arbeiterführer. In dem sozialkritischen Roman “Ditte Menschenkind” beschrieb er das trostlose Dasein eines unehelichen Bauernmädchens. (© GEO)

Über Andersen Nexø bei Wikipedia; dort steht auch, dass vor Bille August schon Carl Theodor Dreyer, Roman Polanski und Bo Widerberg “Pelle der Eroberer” verfilmen wollten. Pelle der Eroberer und Ditte Menschenkind bei Amazon.

nach oben

Porter, Katherine Anne, 15.5.1890 – 18.9.1980; war nach längeren Aufenthalten in Mexiko und Europa Dozentin an verschiedenen Universitäten. Ihre Kurzgeschichten spielen oft im texanisch-mexikanischen Grenzgebiet, reflektieren eigene Erfahrungen und zeichnen sich durch genaue psychologische Charakterisierung und geschliffene Prosa aus. Wiederkehrende Motive sind das verstörende Eindringen fremder, ungewohnter Erfahrungen in den Alltag, die Flucht vor der Umwelt und vor dem eigenen Ich. Häufig gestaltet Porter die Diskrepanz zwischen den Idealen des Einzelnen und der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Ihr bekanntestes Werk, der Roman „Ship of fools“ (1962), entwirft anhand einer Schiffsreise von Veracruz nach Bremerhaven im Jahr 1931 ein ironisierendes und allegorisierendes Bild menschlicher Beziehungen vor dem Hintergrund der Verhältnisse in Deutschland. – © GEO

Mehr über Katherine Anne Porter bei Wikipedia. Ihre Werke sind derzeit nur antiquarisch erhältlich.

nach oben

Alexandr Puschkin, * 1799, † 1837, begründete die moderne russische Literatur; schuf aus dem Spiel mit literarischen Konventionen die neuere Literatursprache seines Landes; wirkte durch den Reichtum an Stilmitteln, klanglichen und rhythmischen Formen seiner Poesie wegweisend für nachfolgende Schriftstellergenerationen; entstammte altem Erbadel; wurde wegen satirischer und politischer Gedichte mehrfach versetzt und auch auf das Gut seines Vaters verbannt; Angriffe auf die Ehre seiner Frau führten zu einem Duell, an dessen Folgen er starb.

Mehr über Alexander Puschkin bei Wikipedia, Jewgeni Onegin und Die Hauptmannstochter bei Amazon.

nach oben

Radischtschew, Aleksandr, russischer Schriftsteller. * Moskau 31.8.1749, † (Selbstmord) Sankt Petersburg 24.9.1802; studierte in Leipzig. Von der deutschen und v.a. der französischen Aufklärung ausgehend, beschäftigten ihn philosophische und moralische Probleme. Sein Hauptwerk, “Reise von Petersburg nach Moskau” (1790), das an Laurence Sternes “A sentimental journey” (1768) anknüpft und Elemente des Klassizismus und Sentimentalismus verbindet, ist eine krasse Darstellung gesellschaftlicher Missstände wie Leibeigenschaft oder Rekrutenausbildung. Der subversive politische Ton des revolutionär-aufklärerischen Werks führte zu Radischtschews Verurteilung zum Tod, die in lebenslängliche Verbannung umgewandelt wurde. Er wurde 1796 begnadigt und 1801 von Alexander I. in die Kommission zur Vorbereitung neuer Gesetze berufen: als ihm wegen seiner Reformvorschläge erneute Verbannung drohte, beging er Selbstmord. (© GEO)

Über Aleksandr Radischtschew bei Wikipedia. – Sein (Haupt-)Werk ist derzeit nur antiquarisch erhältlich.

nach oben

Ramuz, Charles Ferdinand, * 24. 9. 1878, † 23. 5. 1947; lebte 1902–14 in Paris, wo er erste Gedichtbände und Romane veröffentlichte. Ramuz‘ Bemühen galt einer eigenständigen schweizerischen Literatur französischer Sprache. Seine Werke künden von der engen Bindung an die bäuerliche Welt der West-Schweiz, ohne den konventionellen Mustern der Heimatliteratur zu folgen („Das große Grauen in den Bergen“, „Der Bergsturz“). Auf psychologische Motivierung verzichtend, zeichnet Ramuz, zuweilen mythisch überhöht, Sprache und Sitten einer archaischen Welt nach. – © GEO

Mehr über Charles Ferdinand Ramuz bei Wikipedia.

nach oben

Herbert Reinecker, * 24. Dezember 1914 in Hagen; ‚Ć 27. Januar 2007, wurde als Sohn eines Reichsbahnarbeiters geboren. In der Hitler-Jugend gehörte er der Sonderformation der Flieger-HJ an. Bei der Tobis-Filmgesellschaft besuchte er nebenbei einen Kurs für Drehbuchautoren. Während der Kriegsjahre entstanden einige propagandistische Bühnenstücke. Als Kriegsberichterstatter der Waffen-SS wurde er nach Russland, Flandern und Pommern geschickt. Er schrieb am 5. April 1945 den letzten Leitartikel für die SS-Zeitung „Das schwarze Korps“.
Nach dem Krieg wurden seine Bewerbungen für Journalistenstellen überall abgewiesen. In den 50-er und 60-er Jahren wurde Reinecker ein gefragter Drehbuchautor u.a. für Edgar-Wallace-Filme. Seine größten Erfolge wurden seine Fernsehkrimiserien „Der Kommissar“ (1968-1975) mit 97 Folgen und „Derrick“ (1974-1998) mit 281 Folgen. Auch das Konzept für die Serie „Siska“ entwickelte er.

Über Herbert Reinecker bei Wikipedia.

Vom „Kommissar“ finde ich seltsamerweise weder DVD noch VHS, aber von „Derrick“ gibt es Collector’s Boxes.

nach oben

Reinshagen, Gerlind, * 4. 5. 1926; schrieb zunächst Kinderbücher und Hörspiele, seit 1968 hat sie mit Theaterstücken Erfolg. Hierin werden meist Szenen aus der jüngeren deutschen Vergangenheit oder aus der Arbeitswelt dargestellt. In den späteren „chorischen Stücken“ gehen die Personen im Kollektiv auf, der Dialog wird durch chorisches Sprechen ersetzt. – © GEO

Mehr über Gerlind Reinshagen bei Wikipediaund bei Suhrkamp, wo ihr Werk auch verlegt wird.

Zum Beispiel Die Frau und die Stadt (Eine Nacht im Leben der Gertrud Kolmar) oder Joint Venture (Kleine Studie über die Impotenz).

nach oben

Robbe-Grillet, Alain, französischer Schriftsteller und Filmregisseur, 18.8.1992 – 18.2.2008; Agraringenieur. Seit seinen ersten Romanen bestimmte Robbe-Grillet das Bild des Nouveau Roman, den er auch in Essays erläuterte. In den späteren Werken spielen ironischer Überfluss und eine Flut von Bildern in ihrer stereotypen Form mit Alltagsmythen. – © GEO

Denn die Funktion der Kunst ist niemals, eine Wahrheit zu illustrieren – oder auch eine Frage –, die man schon kennt, sondern Fragen aufzuwerfen (und vielleicht auch zur rechten Zeit Antworten zu geben), die sich selbst noch nicht kennen. – Aus „Argumente für einen neuen Roman“

Mehr über Alain Robbe-Grillet bei Wikipedia.

Neu ist derzeit nur „Die Jalousie oder Die Eifersucht“ erhältlich bei Amazon.

nach oben

Sagan, Françoise, eigtl. Françoise Quoirez, * 21. Juni 1935 in Cajarc, † 24. September 2004 in Honfleur; war eine französische Schriftstellerin, über viele Jahre Frankreichs erfolgreichste Bestseller-Autorin. Mehrere ihrer Romane wurden verfilmt. Ihr Pseudonym bezieht sich auf den Herzog von Sagan, eine Romanfigur von Marcel Proust.
Sagan wurde berühmt mit ihrem Debüt „Bonjour tristesse“ (1954; dt.). Dieser und die folgenden Romane und Novellen kreisen um Frauenschicksale, die sie in skeptisch-melancholischem Ton, in kühler Sprache mit Gespür für effektvolle Details erzählte. Ihr Grundthema ist die Einsamkeit des Menschen, ein Ungenügen am Dasein, das sich als Tristesse äußert. Eine dem Existenzialismus nahestehende Lebensauffassung wird in allen Werken deutlich. Sagen schrieb auch Theaterstücke, Drehbücher, Ballettlibretti und Chansons. – © GEO

Mehr über Françoise Sagan bei Wikipedia: z.B. Sagans Werk umfasst über 40 Romane und Theaterstücke, darunter: „Aimez-vous Brahms?“ (Lieben Sie Brahms?, 1959), „Les Merveilleux Nuages“ (Die wunderbaren Wolken, 1961), „Un orage immobile“ (Ein stehendes Gewitter, 1989), „Les Faux-Fuyants“ (1991) und „Le Mirroir égaré“ (Der irrende Spiegel, 1996).
1957 erlitt Sagan einen schweren Autounfall, danach begann der Weg in die lebenslange Drogensucht. Die Autorin heiratete zunächst den Verleger Guy Schöller, nach ihrer Scheidung den Bildhauer Robert Westhoff, mit dem sie einen Sohn hat. Auch diese Ehe wurde wieder geschieden. Intensive und inspirierende Kontakte pflegte sie zu Françoise Mitterrand, Juliette Greco und Jean Paul Sartre.

Bei Amazon gibt es von ihr nicht-antiquarisch nur „Bonjour tristesse“, als Taschenbuch bei Ullstein, als Geschenkausgabe mit elf Fotos bei Schirmergraf und als Hörbuch bei Des Femmes, gesprochen von Catherine Deneuve.

nach oben

Sand, George, eigtl. Autore Dupin, verheiratete Baronin Dudevant, * 1.7.1804, † 8.6.1876; heiratete 1822, verließ 1931 ihren Mann und ging mit dem Schriftsteller Julien Sandeau nach Paris; arbeitete als Journalistin, war mit vielen bedeutenden Männern befreundet. Sie näherte sich frühsozialistischen Idealen an, engagierte sich in der Februarrevolution 1848, zog sich um 1850 auf ihr Landgut zurück. Ihre Leistung liegt in der Begründung eines problematisierenden Frauenromans. – © GEO

Mehr über George Sand bei Wikipedia.

Bei dtv sind mit Lelia und Nanon zwei der 180 Bände erhältlich, die Sand geschrieben hat; bei Insel gibt es Autobiographisches: Ein Winter auf Mallorca: Tage mit Frederic Chopin und Geschichte meines Lebens.

nach oben

Ruth Schaumann war die Tochter eines preußischen Offiziers. Sie wuchs mit zwei Schwestern und dem früh verstorbenen Bruder Felix in der Garnisonstadt Hagenau/Elsaß auf. Im Alter von sechs Jahren verlor sie infolge einer schweren Scharlacherkrankung das Gehör.
1917 zog Ruth Schaumann nach München, um den Beruf einer Modezeichnerin zu erlernen. In dieser Zeit entstanden erste Gedichte, die sie später in ihrem Erstlingswerk „Die Kathedrale“ veröffentlichte. Auf Anregung des katholischen Priesters Alois Wurm bewarb sich Ruth Schaumann im Januar 1918 an der Münchner Kunstgewerbeschule und wurde in die Bildhauerklasse von Joseph Wackerle aufgenommen. Auf Grund ihrer Plastik Verkündigung wurde sie bereits im Januar 1921 zur Meisterschülerin ernannt.
Bald nach der Machtübernahme verlor ihr Ehemann wegen seiner ablehnenden Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus seine Anstellung. Ab 1935 galt Ruth Schaumanns künstlerisches Schaffen als entartet. Als Schriftstellerin konnte sie dagegen weiter publizieren.
Nach Ende des Krieges fertigte Ruth Schaumann vorwiegend sakrale Kunst: Altarbilder, Skulpturen, Kreuzwege, Kirchenfenster. Außerdem veröffentlichte sie zahlreiche Romane und Erzählungen, teilweise mit eigenen Illustrationen. Höhepunkt ihres späten literarischen Schaffens ist ihr 1968 bei F. H. Kerle in Heidelberg erschienener autobiografischer Roman Das Arsenal.

Mehr bei Wikipedia über Ruth Schaumann.

Schaumanns „Das Arsenal“ (antiquarisch) bei Amazon.

nach oben

Madame de Staël, französische Schriftstellerin schweizerischer Herkunft, 22.4.1766 – 14.7.1817. In ihrer Jugend wurde sie satrk von Jean-Jacques Rousseau beeinflusst und erhielt eine Fülle von Anregungen im Salon ihrer Mutter. Die harmonische Verbidnung von Intellekt und Gefühlsleben wurde früh zu ihrer Leitidee. Sie unterhielt in Paris einen bedeutenden Salon. – Madame de Staël war eine der bedeutendsten Figuren des französischen Geisteslebens in der Übergangszeit von der Aufklärung zur Romantik, deren europäischer Charakter wesentlich von ihr und dem Kreis von Schloss Coppet geprägt wurde. – © GEO

Mehr über Anne Louise Germaine de Staël bei Wikipedia.

Außer oben erwähnter Biografie gibt es bei Amazon Über Deutschland: „De l‘Allemagne“, 1813 im Londoner Exil erschienen, nachdem Napoleon die französische Auflage von 1810 hatte einstampfen lassen, ist neben Tacitus‘ „De Germania“ und Heines ebenfalls „De l‘Allemagne“ übeschrifteter Artikelserie das international bekannteste Buch über Deutschland. Außer einer Fülle scharfsinniger Beobachtungen, die die Verfasserin während iher beiden ausgedehnten Deutschlandreisen (1803/04 und 1807/08) machen konnte, entfaltet sie hier das durch die Norm der französischen Salonkultur gefilterte Resultat ihter Gespräche mit Goethe, Schiller, Fichte, Schelling, A. Müller, F. v. Gentz wie auch ihrer kontinuierlichen Zusammenarbeit mit den Gebrüdern Schlegel, B. Constant, W. v. Humboldt, Sismondi, Ch. de Villers und vielen anderen.

nach oben

Bekannt wurde Rex Stout (* 1. Dezember 1886, † 27. Oktober 1975) durch seine Kriminalerzählungen, 46 davon mit dem übergewichtigen Privatdetektiv Nero Wolfe und seinem Assistenten Archie Goodwin als Protagonisten. Diese sind Sherlock Holmes und Doktor Watson nachempfunden. Stout kombiniert in seinen Krimis die scharfsinnige Kombinationsgabe, die in den Kriminalgeschichten von Doyle, Christie, Sayers, Van Dine und Queen zur Lösung der Fälle führt (in der Person von Nero Wolfe) mit den kaltschnäuzigen Gorilla-Manieren, die wir von Schriftstellern wie Chandler, Macdonald, Hammett und Robert B. Parker kennen (in der Person von Archie Goodwin).
 
Die Figur des „Nero Wolfe“ ist auch eine Parodie auf das Genre. Dieser Privatdetektiv tut alles das nicht, was Detektive üblicherweise so tun, also Verdächtige zu überwachen, am Tatort zu ermitteln, Spuren zu verfolgen usw. Mr. Wolfe lehnt es schlicht ab, sein gemütliches Heim zu verlassen, worin sein Schweizer Koch die leckersten Speisen zubereitet, im Dachgarten die Orchideen warten, um die er sich jeden Tag müht. Mr. Wolfes Argumentation ist durchaus zwingend; eine Reise sei überflüssig, meint er, denn meist sei es am Endpunkt des Ausflugs genauso schön wie am Ausgangspunkt. Außerdem sind da noch die vielen Bücher, die zu lesen, und das viele Bier, das zu trinken ist. Vielfältige Aufgaben kommen deshalb auf Archie Goodwin zu, insbesondere regelmäßig alle Beteiligten (einschließlich der Tatverdächtigen) ins Haus zu befördern, damit sie sein Chef befragen kann oder damit er – gegen Ende der Handlung – in großer Runde die Lösung des Mordfalles präsentieren kann.

Mehr über Rex Stout bei Wikipedia. Und auch wenn dort behauptet wird, es „fällt auf, dass die Charakterisierung der beiden Herren und die Schilderung ihrer privaten Umstände keinerlei Patina angesetzt haben, obgleich die Romane zum Teil 60 Jahre und älter sind. Die Beschreibung wirkt immer noch erstaunlich frisch“, so sind zur Zeit Nero-Wolfe-Bücher hauptsächlich antiquarisch erhältlich. Außer „Nero Wolfe in Montenegro“ und „Alibi nach Maß – Nero Wolf löst seine berühmtesten Fälle“ (beide bei Scherz).

nach oben

William Makepeace Thackeray, * Kalkutta 18.7.1811, † London 24.12.1863; Sohn eines Kolonialbeamten, studierte in Cambridge; lebte nach dem Verlust des Familienvermögens zeitweilig als Zeichner und Korrespondent in Paris, ab 1837 als Journalist, Autor von Fortsetzungsromanen und Karikaturist in London. Zu seinen frühen literarischen Arbeiten zählen Parodien beliebter zeitgenössischer Genres, so des Verbrecherromanes, des Schelmenromanes (“The luck of Barry Lyndon”) und des historischen Romans im Stil Walter Scotts. Als breites Gesellschaftspanorama der Zeit der napoleonischen Kriege ist sein bedeutendstes Werk angelegt, der Roman “ohne Helden” “Vanity fair”.

Thackeray gilt neben Charles Dickens als der bedeutendste Romanautor der mittelviktorianischen Zeit, bildete diese jedoch in seinen Werken bissiger und distanzierter ab.

Über William Makepeace Thackeray bei Wikipedia,
“Jahrmarkt der Eitelkeit” gibt es derzeit u.a. bei dtv, Aufbau und Insel.

nach oben

Torberg, Friedrich, eigentlich Friedrich Kantor-Berg. * Wien 16.9.1908, † Wien 10.11.1979; studierte Philosophie, war Journalist, emigrierte 1938 in die Schweiz, dann nach Frankreich, schließlich in die USA; kehrte 1951 nach Wien zurück. Torberg schrieb viel gelesene Romane, Erzählungen und Anekdtoen, die – v.a. im Spätwerk – im jüdischen Milieu spielen. Berühmt wurde er mit dem autobiografisch inspirierten Roman „Der Schüler Gerber hat absolviert“ (1930), der Kritik am autoritären und menschenfeindlichen Schulsystem übt. Torbergs Feuilletons, Kritiken, Glossen und Parodien stehen sprachlich-stilistisch in der Traditzion Karl Kraus‘. Torberg war auch als Lyriker, Herausgeber und Übersetzer tätig. – © GEO

Mehr über Friedrich Torberg bei Wikipedia.

Bei Amazon erhältlich: „Schüler Gerber“ und „Tante Jolesch“.

nach oben

VIDAL, Gore, eigtl. Eugene Luther Vidal, * West Point (N. Y.) 3. 10.1925. Vidal verarbeitete seine Kriegserfahrungen als Marinesoldat im Zweiten Weltkrieg in frühen Romanen. Einen Skandalerfolg errang er mit dem Roman „The city and the pilar“ (1948; dt. „Geschlossener Kreis“), der in ungewöhnlicher Offenheit das Thema der Homosexualität aufgriff, sie nicht als Phänomen einer Subkultur, sondern als Alltagsrealität in der amerikanischen Mittelschicht behandelte.
In den 1950er-Jahren wandte sich Vidal der Bühne und dem Film zu und verfasste Kriminalromane unter dem Pseudonym Edgar Box. Er engagierte sich aktiv für die liberale Politik, kandidierte für politische Ämter und fand breite Anerkennung mit seinen geistreichen und scharfsinnigen Essays. – © GEO

Mehr über Gore Vidal bei Wikipedia.

„Geschlossener Kreis“ gibt’s auf Deutsch derzeit nur antiquarisch, aber vielleicht sind Vidals Havard-Vorlesungen interesssant („Amerikas Traum vom Fliegen. Kinogeschichte(n)“) oder seine aktuellen Essay-Sammlungen „Die vergessliche Nation“ (Wie die Amerikaner ihr politisches Gedächtnis verkaufen) und „Bocksgesang“ (Antworten auf Fragen vor und nach dem 11. September).

nach oben

Walpole, Horace, 4. Earl of Oxford, englischer Schriftsteller, * London 24.9.1717, † London 2.3.1797; studierte im Cambridge, war mehrfaches Mitglied des Parlaments. Sein Hauptwerk „The Castle of Otranto“ (1764) wirkte stilbildend auf die Gattung der Gothic Novel und prägte Konventionen, die Schauerroman und Kriminalroman aufnahmen. Walpole trug mit seinen Schriften und seinem neugotisch umgebauten Herrenhaus Strawberry Hill zur Verbreitung des Gothic Revival bei, einer Stilmode in Architektur und Kunstgewerbe. – © GEO

Dieses sein Hauptwerk ist derzeit nur antiquarisch erhältlich, neu gibt es einstweilen noch die „Hieroglyphischen Geschichten“.

An Gothic Novels-AutorInnen nennt Wikipedia u.a.: Mary Shelley („Frankenstein“), Bram Stoker („Dracula“), Howard Phillips Lovecraft („The Best of“), E.T.A. Hoffmann („Nachtstücke“, „Die Elixiere des Teufels“) und Edgar Allan Poe („Best of“). Elemente der Gothic Novel finden sich bei Stephen King, in Dan Browns „Sakrileg“ sowie bei Shirley Jackson, Roald Dahl und Ernst Wilhelm Heine. Und für die Jugend schreibt R. L. Stine die Buchreihen „Fear Street“ (zB. „Straße der Albträume“) und „Gänsehaut“ (zB. „Spürst du die Angst?“).

nach oben

Weiß Ernst, österreichischer Schriftsteller, 28.8.1882 – 15.6.1940; studierte Medizin in Prag und Wien und war bis 1920 als Arzt tätig, danach als freier Schriftsteller und Literaturkritiker in München und Berlin. Weiß emigrierte 1933 nach Prag, wo er dem Prager Kreis angehörte, 1934 nach Paris, wo er nach dem Einmarsch der deutschen Truppen Selbstmord beging.
Weiß schildert häufig Ausnahmesituationen am Rande der gesellschaftlichen Existenz, sowie Menschen in psychischen Extrem- und Entscheidungssituationen. – © GEO

Mehr über Ernst Weiß bei Wikipedia.

Sein Werk wird vom Suhrkamp-Verlag herausgegeben; in den letzten Jahren erschienen sind „Der Augenzeuge“ und „Der arme Verschwender“.
Weiß‘ Suizid bildete übrigens die literarische Vorlage für den Roman „Transit“ von Anna Seghers.

nach oben

Wilhelm IX. (* 22. Oktober 1071; † 10. Februar 1126 oder 1127), auch Wilhelm IX., le Jeune (der Junge), war Herzog von Aquitanien und Gascogne, als Wilhelm VII. auch Graf von Poitou. Beteiligte sich am ersten Kreuzzug und zog auch gegen die Mauren in Spanien ins Feld.
 
Literaturgeschichtlichen Ruhm errang Wilhelm von Aquitanien als der „erste Trobador“ und der erste weltliche Lyriker des christlichen Europa, der in einer Volkssprache dichtete. Elf Lieder in der Langue d’oc, die heute als Okzitanisch bekannt ist, werden ihm zugeschrieben. Neben höfisch gezügelten, didaktischen Liedern der fin’amors (höfischen Liebe) stehen ausgesprochen sinnenfreudige bis derb obszöne in denen der Herzog mit seiner Potenz prahlt.
 
Wilhelms berühmteste Verse sind das dunkle Rätselgedicht „Ich will einen Vers machen aus reinem Nichts“ (Lied 7, Farai un vers de dreyt nien), in dem er den poetischen Schaffensprozess thematisiert und zugleich paradox parodiert: „Ich werde ein Lied über rein gar nichts machen … es wird nicht von Liebe noch von Jugend handeln noch von etwas anderem, denn es wurde im Schlaf gedichtet (wörtl.: gefunden), auf einem Pferd.“ Dieses Lied vor allem, „dessen zahlreiche Interpretationen die ganze Bandbreite von Nonsens, Komik und Parodie bis zur existentiellen Ungewißheit, dem Nicht-Wissen, dem philosophischen Nichts, abtasten“ (D. Rieger, LexMA), begründet das Urteil, die okzitanische Trobadorlyrik trete bereits in höchster Vollkommenheit ins Leben. Man muss daher davon ausgehen, dass diese Kunstform an den Höfen des südfranzösischen Adels bereits länger geübt wurde, dass es aber eines mächtigen und selbstbewussten Feudalherrn wie Wilhelm bedurfte, um diese Dichtung „pergamentfähig“ zu machen.

nach oben

Yourcenar, Marguerite, eigtl. Marguerite de Crayencour, französisch-amerikanische Schriftstellerin, * Brüssel 8.6.1903, † Mount Desert Island (Me.) 18.12.1987; entstammte dem belgisch-französischen Adel, erhielt eine klassisch-humanistische Bildung und betrieb geschichtliche, philosophische und mathematische Studien, unternahm zahlreiche Reisen, übernahm Lehraufträge in den USA und wurde 1947 amerikanische (seit 1980 auch erneut französische) Staatsbürgerin. 1981 wurde sie als erste Frau Mitglied der Académie française.
Mit ihren psychologisch fundierten Romanen, die in Stoff und Gehalt wesentlich von der Antike geprägt sind und deren stilistisches Vorbild Gustave Flaubert ist, erneuerte Yourcenar den französischen historischen Roman: Am bekanntesten wurde “Memoires d’Hadrien” (1951; dt. u.a. “Ich zähmte die Wölfin”); diese fiktiven Memoiren des römischen Kaisers Hadrian bilden eine spannungsreiche Mischung aus Reflexionen über Politik, Kunst, Philosophie, Religion und dem Psychogramm eines einsamen Herrschers, der seine Welt bedroht sieht.
Yourcenar engagierte sich für die Verteidigung der Menschenrechte, für Friedenssicherung und Umweltschutz und gab, betroffen vom Schicksal der Afroamerikaner, eine von ihr ins Französische übersetzte Anthologie von Negrospirituals heraus. (© GEO)

Und noch ein Zitat: Ich bezweifle, dass alle Philosophie der Welt eines Tages dazu führen wird, die Sklaverei abzuschaffen; viel eher wird man ihren Namen ändern.

Über Marguerite Yourcenar bei Wikipedia.
Ich zähmte die Wölfin und Alexis oder der vergebliche Kampf bei Amazon.

nach oben


Schreiben Sie doch einen Kommentar

You must be logged in to post a comment.