Staatspreis: Die schönsten Bücher Österreichs 2012
Unbuildable Tatlin?!
Kategorie 4: Sachbücher und wissenschaftliche Bücher
Herausgeber: Klaus Bollinger, Florian Medicus
Verlag: edition angewandte, Springer-Verlag, Wien
Gestaltung: Atelier Dreibholz, London (UK)
Druckerei: Holzhausen Druck, Wien
Papier: Lessebo Design Natural 1,3
Jurybegründung:
Ein wunderschönes Buch, welches in Konzeption, Gestaltung, Materialität und Umsetzung überzeugt: durch die stoffliche und formale Vielschichtigkeit des Umschlags aus Leim und robustem Karton sowie aus solider fetter Schrift und delikat-filigraner Architekturzeichnung; durch konsequenten Einsatz der Farbe Rot als Referenz zum russischen Konstruktivismus in Form des Leinens, des Bindefadens, des Papiers und der Schrift. Durch die Wahl einer adäquaten Schrift: der Futura, eine geometrisch konstruierte serifenlose Schrift im Geist der Zeit Tatlins; und nicht zuletzt durch eine zurückhaltende und doch differenzierte Typografie. Was für ein Dialog zwischen Text und Bild!
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Hands have no tears to flow
Reports from/without architecture
Kategorie 2: Kunstbände und Fotobücher
Herausgeber: Arno Ritter
Verlag: Springer-Verlag, Wien
Gestaltung: Günter Eder, Roman Breier, Marcel Neundörfer (grafisches Büro), Wien
Druckerei: gugler, Melk; Stainer Siebdruck, Salzburg
Papier: Conqueror CX22 250g; Recyclingpapier Desistar 190g, 80g
Jurybegründung:
Zuerst ist alles schwarz. Doch durch die eigene Körperwärme und den direkten Kontakt verändert sich langsam der scheinbar spröde Umschlag, und der individuelle Handabdruck wird am Cover erkennbar. So stellt dieses Buch schon vor dem Öffnen eine persönliche Verbindung mit dem Betrachter her. Im Innenteil folgt auf einen stringent choreographierten, atmosphärischen Bildteil ein erklärender Textteil, verknüpft mit Referenzziffern, die aufeinander verweisen. Die Typografie ist schlicht, aber im Detail differenziert und souverän. Diese Publikation zum österreichischen Beitrag zur 13. Architekturbiennale in Venedig hat sich zum Auftrag gemacht, die Beziehung zwischen dem menschlichen Körper und dem Raum, den die Architektur für ihn schafft, zu untersuchen, und überzeugt dabei als interaktiver Buchkörper, der in mehrfacher Hinsicht zur haptisch-sinnlichen wie intellektuellen Auseinandersetzung einlädt.
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Das Bild der Anderen / Picturing Others
Fotografien von Vera Brandner
Kategorie 2: Kunstbände und Fotobücher
Herausgeberin: Vera Brandner
Verlag: Fotohof edition, Salzburg
Gestaltung: Manuel Radde, Wien
Druckerei: Samson Druck, St. Margarethen
Papier: Bilderdruck matt 170g, 130g; Offset weiß 120g
Jurybegründung:
Fotobänden, die den Blick auf fremde Kulturen zeigen, gelingt es selten, die Bilder und damit Vorurteile über diese Kulturen nicht im Grunde zu bestätigen. Dieses Buch legt sein Augenmerk vor allem auf die Alltagswelt von Menschen in Angola, Pakistan, Afghanistan, Israel und Palästina. Das Berührende entwickelt sich dabei durch den offenen Blick der Protagonisten und deren souveränen Umgang mit der Kamera, welche den Betrachter zu einer persönlichen Teilnahme nahezu auffordern. Gestalterisch teilt sich das Buch mit unprätentiöser Klarheit strikt in einen gekonnt gesetzten Schwarz/Weiß-Bildteil und einen in einer Lasche verpackten Textband. Das Ergebnis ist ein (selbst)reflexives wie überzeugendes Zusammenspiel ohne versteckten Blick des Fotografen – der Betrachter wird durch den Blick der Abgebildeten selbst zum Betrachteten.
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Alle Fotos © HVB
Mehr bei den Eselsohren
- von: red
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Irgendwie ist es fuer mich immer wieder erschrecken, was Menschen so von sich geben. Schoenheit ist KEIN Kriterium fuer ein Buch! Aber sie waehlen ja auch den schoensten Politiker und den schoensten Vulkanausbruch …
nunja, es gibt aber schon Buchprojekte, bei denen sich Verlage besonders anstrengen. Und sie werden es nicht nur wegen der Preise machen, sondern auch wegen der KäuferInnen.
Ein Buch besteht nicht nur aus Inhalt sondern auch aus Formensprache.
„Form ist kein Kriterium“ oder „Form follows Function“ ist in etwa so überholt wie die Ansicht, Sex diene nur der Fortpflanzung.