22/11/2010von 796 Views – 0 Kommentare

Bracharz, Kurt: Der zweitbeste Koch

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  • Hardcover
  • Erschienen 2010 bei Haymon


Inhalt:

„Hunger ist bekanntlich der beste Koch. Der zweitbeste ist ein junger Chinese namens Li Wang. Das glaubt zumindest der Wiener Gourmetkritiker Xaver Ypp vom Hochglanzmagazin Lukull , weshalb er auch sehr verärgert ist, als es plötzlich heißt, Li Wang sei nach China zurückgekehrt. Und Ypp hat noch mehr Probleme: Sein Chef hält ihn schon lange für zu konservativ und drückt ihm zu allem Überfluss noch die Ausbildung eines pubertierenden Geschmacksgenies aufs Auge. Schlechte Karten für Ypp, der bald auch noch Opfer eines Überfalls wird: Als er die Probe eines ungewöhnlichen Stückchens Fleisch aus Li Wangs ehemaligem Restaurant untersuchen lassen will, beginnt die Angelegenheit vom Kuriosen ins Kriminelle abzugleiten und nimmt dabei immer rasanter Schussfahrt auf …“ (Pressetext)

Kurzkritik:

Was für ein köstliches Team, dachte ich mir, der alte Gourmetkritiker und der hochgeniale Teenager. – Der Roman geht dann aber ganz anders weiter. Leider.

Er ist zwar sehr gut geschrieben, die Dialoge sind glaubhaft und witzig, und die Figuren wären zum Teil sehr originell, kämen sie zum Zug. Ich habe das Gefühl, als hätte der Autor zu viele Ideen gehabt, die er in einen relativ kurzen Krimi unterbringen wollte, und das liest sich dann verworren und zerfranst.

Eva gibt  ★★½☆☆  (2,5 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Nicht nur Wang Li verschwindet

Quentin, 17, ist ein Genie. Nicht nur ein mathematisches: Er speichert auch jeden Geschmack, den er einmal gekostet hat, in seinem Langzeitgedächtnis ab und erkennt ihn wieder. Auch noch nach fünf Jahren. Oder länger. Was läge da näher, als diesen Wunderknaben einem Gourmetkritiker zur Seite zu stellen, um die Restaurantköche das Fürchten zu lehren? Xaver Ypp, Gourmetkritiker des Magazins „Lukull“, übernimmt die undankbare Aufgabe, Quentin in die Vielfalt und Einzigartigkeit der Geschmäcker einzuführen. Quentin isst am liebsten Fast Food und trinkt dazu Cola, also stellt sich der durch Alter und Lebenserfahrung zynisch gewordene Journalist das alles andere als unterhaltsam vor.

Bis hierher war ich erfreut über die originelle Geschichte, neugierig und gespannt, wie’s weitergeht. Würde dieser Quentin durch seine Wundergabe ein Verbrechen aufdecken? Welches könnte das wohl sein? Was für ein köstliches Team, dachte ich mir, der alte Gourmetkritiker und der hochgeniale Teenager.

Russische Mafia, chinesische Mafia, österreichischer Geheimdienst

Der Roman geht dann aber leider ganz anders weiter. Der „zweitbeste“ Koch, der Chinese Wang Li, ist zu Ypps Leidwesen verschwunden. Ein geheimnisvoller Tierpark verbirgt sich hinter hohen Mauern in „Zhongguo, dem Reich der Mitte“, eine Art chinesischer Erlebniswelt mit Hotels, Restaurants, Tempeln und Gärten, gleich außerhalb der Grenzen Wiens. Die russische Mafia macht offenbar ihre dunklen Geschäfte mit der chinesischen Mafia; dem österreichischen Geheimdienst ist das nicht entgangen, und ein paar Tschetschenen und Ungarn mischen auch mit.

Ein chinesich-serbisch-stämmiges junges Mädchen

Ein chinesich-serbisch-stämmiges junges Mädchen versucht den alten Ypp zu verführen, und er fragt sich verwundert, zu welchem Zweck. Ypp spielt Detektiv, nachdem ihm die chinesische Mafia ein verdächtiges Stückchen Fleisch aus einem chinesischen Gericht, das nicht der zweitbeste Koch zubereitet hat, wieder abjagt. Radikale Tierschützer schleichen nächtens ins verbotene Terrain des oben genannten geheimen Tierparks, um … und so ganz hab ich mich dann nicht mehr ausgekannt.

Trotz Überraschung enttäuscht

Obwohl die Geschichte mit einer kleinen Überraschung endet, war ich enttäuscht: darüber, dass Quentin so gut wie nicht mehr vorkommt (und somit meiner Meinung nach vergnügliche mögliche Wendungen der Geschichte leider wegfallen), dass der Kritiker Ypp als Figur nicht konsistent bleibt (ich glaubte ihm weder seine amourösen Bemühungen um die junge Zoe noch sein Streben nach Vergangenheitsbewältigung so ganz), und dass aus den üblichen Verdächtigen keine interessantere Story entstanden ist (mit dem Potenzial!).

Verworren, zerfranst, aber nicht hartgesotten

Wohl aber ist der Roman sehr gut geschrieben, die Dialoge sind glaubhaft und witzig, und die Figuren wären zum Teil sehr originell, kämen sie zum Zug. Ich habe das Gefühl, als hätte der Autor zu viele Ideen gehabt, die er in einen relativ kurzen Krimi unterbringen wollte, und das liest sich dann verworren und zerfranst. Und die am Klappentext angekündigte amerikanische hartgesottene Krimimanier habe ich auch vermisst.

Von Eva Schuster

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Infos:

Kurt Bracharz, geboren 1947 in Bregenz/Bodensee, ist Berufsschullehrer. Seit 1972 arbeitet er auch für Zeitschriften und Rundfunk. Der Autor lebt in Österreich.

Mehr über Kurt Bracharz bei Wikipedia.

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