31/10/2012von 770 Views – 0 Kommentare

Woitzuck, Magda: Ellis

Cover Magda Woitzuck: EllisErzählungen
Hardcover
120 Seiten
Erschienen 2012 bei Literatured. Niederösterreich

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Inhalt:

Der Prosaband beinhaltet drei Erzählungen der jungen Schriftstellerin, die bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde und auch im Hörspiel-Genre erfolgreich ist. Amerika zieht sich als verbindender roter Faden durch Hollywood, Golden Gates und die titelgebende Geschichte Ellis. Und drei Menschenschicksale, denen sich Magda Woitzuck sprachlich einfühlsam nähert. (Pressetext)

Kurzkritik:

In den alltäglichen, lähmenden Routinen, die Menschen gefangen nehmen, aber manchmal doch Veränderungen ermöglichen, zeigt Woitzuck ihr erzählerisches Können. Und „Ellis“ lässt noch auf weitere, ausführlichere Erzählungen oder gar Romane hoffen.

Sabine gibt  ★★★★☆  (4 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Man darf auf einen Roman hoffen

In ihrem Debüt versammelt die junge niederösterreichische Autorin drei Amerika-Erzählungen: Ein Nachtwächter, der den Hollywood-Schriftzug bewacht, ein Mann, der auf der Golden Gate Bridge arbeitet, und fünf Generationen von Frauen in einer Familie, die ursprünglich aus St. Pölten stammt.

Die erste Erzählung, „Hollywood“, handelt von Simon, der Nacht für Nacht in einem Überwachungsraum auf die Kamerabilder des Hollywood-Schriftzugs starrt. Er hat es längst aufgegeben, in die Filmbranche zu kommen, und erinnert sich an seine Arbeit mit Pferden in Montana. Die zweite Erzählung, „Golden Gates“, zeigt das Ehepaar Rosdale, deren Sohn vor Jahren von der Brücke sprang – auf dieser arbeitet John Rosdale immer noch. „Ellis“, die Titelgeschichte, erzählt das Leben von Ellis I bis Ellis V, von der ersten, die aus Österreich nach Amerika auswandert, bis zur letzten, die dorthin zurückkehrt.

Eindringlichen Momente

Die beiden ersten Geschichten bestechen durch ihre eindringlichen Momente: Etwa hat Simons Exfreundin eine Katze zurückgelassen, die Simon nicht behalten will – und dennoch drängt er die protestierend maunzende Katze in die Wohnung zurück, als er arbeiten geht. Oder Janet Rosdale hört das Kind der Nachbarin, das alleine zu Hause gelassen wird, und wird von dessen Weinen immer wieder aus dem Schlaf aufgeschreckt.

Wie eine Zusammenfassung

Dagegen wirkt „Ellis“ wie die Zusammenfassung eines großen Familienepos. Figuren und Beziehungen werden zum Teil nur in wenigen Worten beschrieben, was sie holzschnittartig erscheinen lässt. Die häufigen Erwähnungen der Ordnungszahlen (Ellis I-V), die immer hinter den Namen der Frauen stehen, wirken störend. Eine so symbolisch aufgeladene Erzählung – ein Schlüssel und ein Medaillon, eine Geschichte, die immer der schwangeren Tochter weitergegeben wird, der 11. September 2001, … – könnte ihre Wirkung über einen Roman hinweg viel besser entfalten.

Alltägliche, lähmende Routinen

In den alltäglichen, lähmenden Routinen, die Menschen gefangen nehmen, aber manchmal doch Veränderungen ermöglichen, zeigt Woitzuck ihr erzählerisches Können. Und „Ellis“ lässt noch auf weitere, ausführlichere Erzählungen oder gar Romane hoffen.

Von Sabine Schönfellner

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Infos:

Magda Woitzuck, geboren 1983 in Wien, Studium der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft, seit 1997 schriftstellerisch tätig. Zahlreiche Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien. Magda Woitzuck schreibt Prosa, Hörspiele und Theaterstücke. Für das Hörspiel Doggod , produziert vom ORF, wurde sie 2010 mit dem Kritikerpreis für das künstlerisch anspruchsvollste Hörspiel des Jahres ausgezeichnet. Weitere Auszeichnungen: Award 4 You (2001,2002, 2004, 2006), Hans Weigel – Literaturstipendium des Landes Niederösterreich 2008/09, Prix Europa Special Commendation 2010. Die Autorin lebt in Neulengbach.

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