21/03/2009von 1.388 Views – 0 Kommentare

Werfel, Franz: Barbara

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Buchcover
oder Die Frömmigkeit

Roman
Taschenbuch: Fischer, 1996
(1929)
Inhalt:

In vier Lebensfragmenten skizziert Franz Werfel anhand der Rückbesinnung des Schiffsarztes Ferdinand R. das Panorama Österreich-Ungarns in der Zeit von 1914 bis 1918, die Stimmungen während des Krieges an der Front, während des Zusamenbruchs bei den Intellektuellen in Wien und während der Revolutionswochen. Sein persönlichstes und in weiten Teilen virtuosestes Buch. (Pressetext)

Kurzkritik:

Vom Titel her ist „Barbara oder Die Frömmigkeit“ wohl nicht Bestseller-verdächtig. Und wiewohl es doch um Frömmigkeit geht, so handelt das „trotz“ seiner gewählten Sprache doch überraschend heutig anmutende Buch vor allem von den letzten Jahren Österreichisch-Ungarns – anhand eines Antihelden.

Werner gibt  ★★★★½  (4,5 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Überraschend heutig

Vom Titel her ist „Barbara oder Die Frömmigkeit“ wohl nicht Bestseller-verdächtig. Und wiewohl es doch um Frömmigkeit geht, so handelt das „trotz“ seiner gewählten Sprache doch überraschend heutig anmutende Buch vor allem von den letzten Jahren Österreichisch-Ungarns – anhand eines Antihelden.

Der Offizierssohn Ferdinand R. erlebt in jungen Jahren die Trennung seiner Eltern (nachdem seine Mutter eine Affäre hatte) und den frühen Tod seines Vaters, wächst danach bei einer Tante auf, doch von Kindheit an umsorgt und geliebt von seinem Kindermädchen Barbara.

Kriegsalltag

Die verliert er aus den Augen – aber weder aus dem Sinn noch aus dem Herzen –, als er auf eine Kadettenschule und später in ein Priesterseminar geschickt wird, aus dem ihn ein mystischer Philosoph rettet. Doch da beginnt der Erste Weltkrieg, den Werfel von seiner gewöhnlichen Seite schildert; soll heißen: er beschreibt den Kriegsalltag (und nicht die „spannenden“ Schlachten).

Himmelfahrtskommando
Hier wird Ferdinand beinahe wider eigenen Willen zum Helden, als er drei zu Unrecht zum Tode Verurteilte nicht erschießen lässt. Zur Strafe wird er auf ein Himmelfahrtskommando geschickt, das er jedoch überlebt. – An sein Krankenbett kommt – Barbara.

Die letzten Tage der Monarchie

Im dritten des in vier Lebensfragmente unterteilten Buches erleben wird die letzten Tage der Monarchie aus der Perspektive von Drogen konsumierenden Bohemiens, in deren Kreise Ferdinand gerät und mit denen er sich der kommunistischen „Roten Wehr“ anschließt, zu welcher er aber immer mehr auf Distanz geht. Doch die Revolution findet ohnedies nicht statt, und Ferdinand finanziert sich in der jungen Republik selbst ein Medizin-Studium.

„Barbara lebt“

An dieses Leben erinnert er sich als 36-jähriger Schiffsarzt auf einer Mittelmeerreise – und wie er nach bestandener Abschlussprüfung in Barbaras Heimatstadt gefahren ist in der Hoffnung, diese noch lebend anzutreffen. Doch dann:

Das Bewusstsein „Barbara lebt“ verteilte sich in seinen Gliedern wie eine wohlig strömende Müdigkeit, doch auch die Liebesangst vor der Begegnung wuchs und wuchs. Es war noch keine halbe Minute vergangen, als die Greisin auf der Torstufe stand. Sie hob nicht die Arme. Sie stieß keinen Schrei aus. Ruhig stand sie da und lächelte.

Ruhig steht auch dieser Roman da und lächelt. Und der Klappentext stimmt: „Der Titel lässt solche Inhalte kaum ahnen.“

Von Werner Schuster

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Infos:

Franz Werfel, 1890 in Prag geboren, veröffentlichte schon 1909 erste Gedichte. Nach einem Volontariat in einer Speditionsfirma und dem Militärdienst auf dem Prager Hradschin verließ er seine Heimatstadt und arbeitete ab Oktober 1912 als Lektor im Leipziger Kurt Wolff Verlag. Während des Ersten Weltkrieges als Soldat an der ostgalizischen Front, wurde er im Spätsommer 1917 ins Wiener Kriegspressequartier vesetzt. In den 20er und 30er Jahren avancierte Werfel zu einem der meistgelesenen deutschsprachigen Autoren. 1938 wanderte er über Frankreich und Spanien in die USA aus, wo er am 26. August 1945 im Alter von 55 Jahren in Beverly Hills, Kalifornien, starb.

Über Franz Werfel bei Wikipedia.

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