07/11/2007von 505 Views – 0 Kommentare

Cohn-Bendit, Dammann (Hg.): 1968. Die Revolte

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Sachbuch
Fischer
(2007)
Inhalt:

Flower Power, freie Liebe, die Befreiung aus dem Muff von tausend Jahren war es für die einen, der Beginn von bleierner Zeit, Terror und Chaos für die anderen: 1968 ist mehr als nur ein bestimmtes Jahr. Die von den 68ern in Gang gesetzten Ereignisse markieren eine tiefe Zäsur in der Geschichte unseres Landes. Ihre Folgen sind bis heute spürbar: Ob Erziehung, Bildung und Sexualität, das Verhältnis der Bürger zum Staat, politische Beteiligung oder das spannungsreiche Verhältnis zwischen Sicherheit und Freiheit all dies wurde durch die Debatten und Aktivitäten der 68er neu definiert.
Die Autoren dieses Bandes waren zum Teil maßgeblich an den Ereignissen beteiligt und bestimmten sie mit. Farbig und aus eigener Anschauung berichten sie, wie sie 1968 und die Folgejahre erlebten und wie sie auf das, was sie damals wollten, von heute aus zurückblicken. (Pressetext)

Kurzkritik:

Die Beiträge von der Vorgeschichte im Wirtschaftswunder-Deutschland bis zur RAF (inklusive deren Stasi-Connection) weisen bei aller Sympathie für die gute alte Aufbruchsstimmung doch eine – wohl durch den zeitlichen Abstand bedingte – Abgeklärtheit auf, was dieses Buch in Summe für alle aufschlussreich machen könnte: Für die Eltern, die ZeitgenossInnen, die Nachgeborenen und wohl auch für die “Veteranen”.

Werner gibt  ★★★★☆  (4 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Versöhnliche Sympathisanten

An die 68er-Generation kann man sich auch schon mit immer mehr Abstand erinnern. Zum 40-Jahr-Jubiläum haben nun Daniel Cohn-Bendit und Rüdiger Dammann ein Buch über Ursachen und Begleitumstände der Revolte herausgegeben. Die meisten AutorInnen waren an den damaligen Ereignissen maßgeblich beteiligt und versuchen verständlich zu machen, was einen Teil der Jugend damals zum Protestieren bewegt hat. “Pflasterstrand”-, taz- und FAZ-Autor Reinhard Mohr etwa schreibt: “Ein letztes Mal im zwanzigsten Jahrhundert glaubten Zehntausende, womöglich Hunderttausende Menschen in Deutschland (und Europa) an die Möglichkeit, die Welt von Grund auf, also revolutionär verändern zu können.” Und für die Herausgeber steht fest: “1968 ist ein schwieriger, ein schillernder, ein umstrittener Erinnerungsort.”

Werteverfall, Disziplinlosigkeit,
Pornographie und Jugendgewalt

Für die eine Seite stand in jenen Jahren “Erziehung, Bildung, Sexualität, ein Infragestellen überkommender Autoritätsverhältnisse, die Beschäftigung mit den Schrecken der deutschen Vergangenheit, der Umgang zwischen den Geschlechtern und zwischen den Generationen, das Verhältnis der Bürger zum Staat, politische Beteiligung, Mitbestimmung in den Betrieben und Einsicht in ökologische Zusammenhänge” auf der Tagesordnung, die anderen meinen, von den 68ern sei nichts als “mangelnde Orientierung in Erziehungsfragen, Werteverfall, Disziplinlosigkeit, Pornographie und Jugendgewalt” ausgegangen.

Bis zur RAF

Die Beiträge von der Vorgeschichte im Wirtschaftswunder-Deutschland bis zur RAF (inklusive deren Stasi-Connection) weisen bei aller Sympathie für die gute alte Aufbruchsstimmung doch eine – wohl durch den zeitlichen Abstand bedingte – Abgeklärtheit auf, was dieses Buch in Summe für alle aufschlussreich machen könnte: Für die Eltern, die ZeitgenossInnen, die Nachgeborenen und wohl auch für die “Veteranen”.

Diese versöhnliche 68er-Reminiszenz hat wohl erst heutzutage geschrieben werden können.

Von Werner Schuster

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Infos:

Marc Daniel Cohn-Bendit (Jg. 1945) war 1968 prominentester Sprecher der Pariser Mai-Revolution und spielte nach seiner Ausweisung aus Frankreich in der Sponti-Szene von Frankfurt am Main in den 70er Jahren eine führende politische Rolle. 1984 wurde er Mitglied der Grünen, 1989 im ersten rot-grünen Magistrat der Stadt Frankfurt ehrenamtlicher Dezernent für multikulturelle Angelegenheiten. 1994 wurde er ins Europäische Parlament gewählt und leitet seit 2002 als Co-Präsident die Grünen-Fraktion.
Rüdiger Dammann, geboren 1959 in Hamburg, hat Soziologie und Völkerkunde studiert und war viele Jahre Lektor und Herausgeber politischer Bücher beim Rowohlt Verlag. Heute ist er Redakteur der Zeitschrift Kafka. Zeitschrift für Mitteleuropa . Daneben entwickelt und betreut er weiterhin Buchprojekte.

Über Daniel Cohn-Bendit, die 68er-Bewegung und die RAF bei Wikipedia.

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Literaturmagazin Eselsohren – 

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