05/05/2007von 532 Views – 0 Kommentare

Pelecanos, George P.: King Suckerman

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Cover Pelecanos SuckermanThriller
Aus dem Amerikanischen von Bernd W. Holzrichter
Derzeit (Mai 2007) nur als Teil der “Washington-Trilogie” erhältlich
DuMont
Inhalt:

Pelecanos schildert das Washington in den 70er Jahren: Black Music, Drogen, Soul Music und ein neues Bewußtsein des farbigen Bevölkerung sorgen für Aufbruchstimmung. Dimitri Karras und Marcus Clay sind alte Freunde, der eine griechischer Abstammung, der andere ein schwarzer Vietnamveteran. Bei Drogendeals kommen sie Wilton Cooper und seinem irren Partner in die Quere und betreten eine Welt, in der gnadenlose Grausamkeit das einzige ist, auf das man sich verlassen kann. (Pressetext)

Kurzkritik:

Sieger kommen in Pelecanos‘ Buch nicht vor, höchstens Überlebende. Ein paar versuchen, „anständig“ zu werden, die anderen werden weiter ihre krummen Geschäfte betreiben. Und es braucht gar keine Polizei. Das „echte Leben“ hat all diese Nachahmungstäter schon längst verurteilt.

Werner gibt  ★★★★½  (4,5 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Kleine Fische mit schmutzigen Händen

George P. Pelecanos‘ Thriller „King Suckerman“ kommt ohne Polizei aus. Beinahe zumindest, denn die Ordnungshüter, welche in wenigen Szenen auftauchen, nehmen auf die Handlung keinen Einfluß: Nur Marcus Clay, Besitzer eines Schallplatten-Geschäfts und eine der Hauptfiguren, bekommt einmal wichtige Informationen von einem befreundeten Undercover-Polizisten.

Ort der Handlung ist das Washington der Schwarzen zur Zeit der amerikanischen Zweihundertjahr-Feier, also 1976. Zu Beginn des Buches reden alle über den gerade anlaufenden Film „King Suckerman“ – und sind dann relativ enttäuscht, nachdem sie ihn gesehen haben. Denn der „Held“, ein brutaler Zuhälter, wird ins Gefängnis gesteckt. Doch für Wilton Cooper, einen kleinen Gangsterboß, stellt dieser Film „das echte Leben dar“. Dieser Cooper soll für einen Großdealer Kokain auf einer Farm einkaufen, will jedoch sowohl das Geld als auch die Droge für sich behalten. Seine Bande besteht aus einem jugendlichen weißen Killer und zwei eher minderbemittelten Helfern.

Unfähiger Kleinganove

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Während Cooper beim unfähigen Kleinganoven Eddie Marchetti und dessen intelligenten Assistenten Tate Clarence gegen Honorar die Adresse der Drogen-Farm in Erfahrung bringt, kommt Marcus Clay mit seinem Freund, dem griechischen Kleindealer Dimitri Karras, vorbei. Als Marchetti seine chinesische Freundin Vivian Lee vor aller Augen demütigt, schlägt ihn Karras nieder; Clay, ein Vietnam-Veteran, hält die Bande in Schach – und nimmt dann dummerweise das Geld mit, das Cooper für die Information bezahlt hat.

Milieustudie der kleinen Fische

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Das kann sich Cooper nicht gefallen lassen, und so gewalttätig es im Folgenden auch zugeht, „King Suckerman“ ist doch kein Thriller, der sich in brutaler Action erschöpft. Zum einen beschreibt Pelecanos differenzierte, glaubwürdige Charaktere, welche sich in Umstände hineinmanövriert haben, aus denen sie keinen Ausweg finden außer dem, weiterzumachen. Zum anderen sind die Akteure keine Superhelden, sondern vorwiegend Schmalspur-Kriminelle, die zum Teil nicht einmal das Zeug für ihre Art des Geldverdienens haben. Pelecanos betreibt gewissermaßen eine Milieustudie der kleinen Fische, die niemals auch nur in die Nähe des großen Kuchens kommen werden, so sehr sie sich auch ihre Hände schmutzig machen.

Sie wollen Sieger sehen, keine Verlierer

Diese Antihelden definieren sich sehr über die Musik (etwa von Jimi Hendrix, Mott the Hoople, Captain Beefheart, Gil Scott-Heron, Steppenwolf und Led Zeppelin), welche die Handlung ständig begleitet, und sie beziehen einen Großteil ihres überzogenen Selbstverständnisses von Drogen und aus den Filmen, für die sie vor den Kinos Schlange stehen. „King Suckerman“ ist ihnen zu realistisch. Sie wollen Sieger sehen, keine Verlierer.

Sieger kommen in Pelecanos‘ Buch nicht vor, höchstens Überlebende. Ein paar versuchen, „anständig“ zu werden, die anderen werden weiter ihre krummen Geschäfte betreiben. Und es braucht gar keine Polizei. Das „echte Leben“ hat all diese Nachahmungstäter schon längst verurteilt.

Werner Schuster, © Presse, Spectrum (2000)

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Infos:

Über George P. Pelecanos bei Perlentaucher.

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