Tavares, Gonçalo M.: Die Versehrten
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
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Inhalt:
Gibt es eine Formel für den Schrecken? Theodor Busbeck, Arzt und Historiker, ist besessen von der Idee, das Übel folge einer inneren Logik, und er arbeitet fieberhaft daran, künftige Schrecken im Voraus berechnen zu können. Seine Exfrau und Patientin Mylia trotzt seit Jahren den Prognosen der Ärzte über ihren immanenten Tod; Ernst Spengler, ihr ehemaliger Geliebter, ist seit seinem Aufenthalt in der Nervenklinik ein gebrochener Mann und des Lebens überdrüssig, und Hinnerk Obst ist ein vom Krieg Gezeichneter. In einer schicksalhaften Nacht treffen all diese Personen aufeinander, und die Gewalt scheint unausweichlich … (Pressetext)
Kurzkritik:Läuft die Geschichte eines Menschen auf ein Gleichgewicht zwischen Leiden und Leidenlassen hinaus? Tavares behauptet dies in seinem meiner Meinung nach abstrusen und verkrampften Roman. Jedenfalls hat sich mir nicht erschlossen, dass „Die Versehrten“ ein „vielschichtiges und bewegendes Drama über die Entfremdung in der heutigen Welt“ sein sollen. Ich halte die Gleichgewichts-These für falsch und die Romanhandlung für unglaubwürdig.
Autor gibt (2 von 5 Eselsohren)
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Auge um Auge?
Herr Manfred Bruckner wird mich wieder schelten (siehe hier), aber mir hat sich nicht erschlossen, dass „Die Versehrten“ ein, so Alberto Manguel, „vielschichtiges und bewegendes Drama über die Entfremdung in der heutigen Welt“ sein sollen.
In kurzen Szenen und mit einer knappen, trockenen Sprache beschreibt Tavares beinahe ausschließlich psychisch kranke Menschen. Der Arzt Theodor Busbeck heiratet Mylia, obwohl oder weil er bei ihr Schizophrenie diagnostiziert und lässt sich von ihr scheiden, weil sie in der Anstalt, in die er sie einweisen hat lassen, Sex mit einem anderen Insaßen namens Ernst hatte. Den Sohn aus dieser Affäre erkennt er jedoch als den seinen an.
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Gleichgewicht zwischen Leiden und Leidenlassen
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Dass sowohl die angeblichen Opfer wie die angeblichen Täter gegen seine Thesen protestierten, verstärkte Theodors Verdacht, „dass die (…) Geschichte eines Menschen auf ein Gleichgewicht zwischen Leiden und Leidenlassen hinausläuft.“
Verkrampft
Ich nehme an, die Handlung des Romans soll diesen Verdacht illustrieren. Aber für mich ist beides unglaubwürdig, sowohl die Handlung als auch Theodors Buch, beides ist verkrampft auf eine Aussage hingetrimmt, die mir banal und falsch erscheint.Und so bin ich nicht der Meinung der im folgenden Zitierten:
– „Die Versehrten ist ein besonderes Buch, und es verdient einen Platz unter den großen Werken der westlichen Literatur.“ (José Saramago)
– „Tavares hat einen überwältigenden Roman von dunkler Schönheit und absoluter Originalität geschrieben. Ja, er ist düster – aber er ist auch gewagt, stimmt nachdenklich und ist brillant.“ (The Independant)
– „Das Buch liest sich, als sei es von Kafka geschrieben.“ (annabelle)
Von Werner Schuster
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Das meinen andere (Perlentaucher-Rezensionsnotizen).
Gonçalo M. Tavares wurde 1970 in Luanda/Angola geboren und wuchs in Portugal auf. Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller unterrichtet er Erkenntnistheorie an der Universität von Lissabon. Seit seinem Debüt im Jahr 2001 zählt Tavares zu den bedeutendsten portugiesischen Autoren seiner Generation. Viele seiner Bücher sind preisgekrönt, u.a. erhielt er den José Saramago Preis für Autoren unter 35. Tavares hat gut 20 Bücher publiziert, die verschiedenste Gattungen umfassen, Lyrik, Dramatik, Romane, Erzählungen, Kinderbücher und Essays. Sein Werk erscheint weltweit in rund 30 Sprachen.Mehr über Gonçalo M. Tavares bei Wikipedia.
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