Köhlmeier, Michael: Die Musterschüler
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Roman
Piper, dtv
Inhalt:
Diese beeindruckende Schulgeschichte, eine detailreich erzählte psychologische Studie, eine Parabel über die Entstehung kollektiver Gewalt, gehört zum Eindrucksvollsten, was in deutscher Sprache zum Thema Schuld und Vergessen, Verdrängung und Beschönigung des vergangenen Entsetzens geschrieben wurde. (Pressetext)
Kurzkritik:
Eigentlich wollte ich ja über Michael Köhlmeiers „Spielplatz der Helden“ schreiben (weil diese Beschreibung einer Grönland-Expedition, deren Teilnehmer ständig gestritten haben, zu meinen Hermann-Buhl-“Forschungen” gepasst hätte), aber ich finde das Buch nicht (wenn du das liest: bitte zurückgeben!) und nehme mir statt dessen ein anderes frühes Werk vor, “Die Musterschüler“.
Dazu zitiere ich schamlos aus einem Interview, das ich 1999 mit Köhlmeier geführt habe: Auch das Tyrannisieren eines Kollegen in „Die Musterschüler“ sei autobiographisch, sagte Köhlmeier damals, aber er habe sich natürlich nicht mehr an alle Mitschüler erinnern können und sich halt andere Vorlagen genommen.
Verhöre
„Die Musterschüler“ sei übrigens sein liebstes Buch, an dem er, obwohl es auch das längste sei, am kürzesten geschrieben habe, allerdings mit jahrelanger Vorbereitungszeit. Zwei Versionen habe er verfasst, bevor er im Verhör-Charakter die entsprechende Form für den Inhalt gefunden habe. (Das ganze Interview wäre hier zu lesen.)
Es geht also um die wahrscheinlich vielen Männern wohlbekannte, gemeinsame Misshandlung eines Mitschülers. In Köhlmeiers wird der Prügelknabe so schwer verletzt, dass man nicht weiß, ob er jemals wieder gesund wird – und 25 Jahre später will keiner die Verantwortung übernehmen.
Werner gibt (3,75 von 5 Eselsohren)
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Michael Köhlmeier wurde 1949 in Hard am Bodensee geboren und lebt heute in Hohenems/Vorarlberg. Er studierte Germanistik und Politologie in Marburg sowie Mathematik und Philosophie in Gießen und Frankfurt. Michael Köhlmeier schreibt Romane, Erzählungen, Hörspiele und Lieder und trat sehr erfolgreich als Erzähler antiker und heimischer Sagenstoffe und biblischer Geschichten auf. Er erhielt für seine Bücher zahlreiche Auszeichnungen, u.a. mit dem Rauriser Literaturpreis, dem Johann-Peter-Hebel-Preis, dem Manès-Sperber-Preis, dem Anton-Wildgans-Preis und dem Österreichischen Würdigungspreis für Literatur.
Interview mit Köhlmeier im HVB-Anzeiger (2009).
Über Michael Köhlmeier bei Wikipedia.
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